Wiederwillig nahm ich seine Hand und lies mir von ihm hochhelfen.
Ich gähnte noch einmal laut um meiner Demotivation Ausdruck zu verleihen, dann versuchte ich mich aus der Decke zu befreien, in die ich immer noch eingewickelt war. Das erwies sich jedoch als wesentlich schwerer als gedacht denn irgendwie war alles verknotet und verwickelt.
,,Kann man dir irgendwie helfen?" fragte Loki und beobachtete mich belustigt.
,,Nein warte, ich habs gleich!" antwortete ich angestrengt und schaffte es schließlich.
,,Na dann können wir ja los." lachte er und nachdem ich meine Schuhe angezogen hatte, machten wir uns auf den Weg.
Ich hasste laufen aber ich musste zugeben, dass diese kleine Wanderung durch den langsam zum Leben erwachenden Wald gar nicht mal so übel war. Wir redeten die ganze Zeit über dies und das, alberten herum und machten Witze über Emilys Fingernägel. Die Zeit verging wie im Flug und nach ca.2 Stunden bogen wir in meine Straße ein. Die Sonne scheinte und mir war unglaublich warm, dennoch wollte ich um keinen Preis Lokis Jacke ausziehen, die ich immernoch anhatte. Wir stiegen die paar Stufen zur Veranda hinauf und ich blieb wie angewurzelt vor der Haustür stehen.
An die Tür waren mit Kreide fünf krakelige Buchstaben gezeichnet worden:
MEINS
,,Da steht nur "meins"... Weißt du was das bedeuten soll?!" fragte Loki irritiert und musterte mich von der Seite.
,,Nein, weiß ich nicht" antwortete ich zaghaft aber ich hatte einen schrecklichen Verdacht und konnte nur hoffen, dass ich falsch lag.Schnell wischte ich die Kreide mit dem Ärmel ab und schloss die Tür auf. Ich atmete tief ein und aus und stellte meine Schuhe in den Schrank, dann ging ich erstmal in die Küche um mir etwas zu trinken einzuschenken. Ich stützte mich gegen die Arbeitsfläche und nahm einen großen Schluck. Wenn mein Verdacht wahr war, steckte ich in großen Schwierigkeiten, das wusste ich. Immerhin waren wir 1 Jahr lang zusammen gewesen, sodass ich ihn besser kannte, als mir lieb war.
In diesem Moment kam Loki in die Küche und schaute mich fragend an. Er konnte sich wohl denken, dass etwas nicht stimmte.
Ich rang mir ein Lächeln ab. Für den Moment war es wohl das Beste diesen Vorfall zu vergessen und einfach abzuwarten, was als nächstes passierte.
,,Alles in Ordnung?" kam es von Loki.
,,Jaja alles bestens." erwiederte ich nicht sehr überzeugend und es hörte sich nur halb so fröhlich an, wie ich es beabsichtigt hatte...
,,Ich gehe unter die Dusche." fügte ich noch hinzu, dann verschwand ich nach oben. Ich wusste, dass er mir nicht glaubte und ich spürte seinen bohrenden Blick in meinem Rücken, als ich die Küche verlies.Lokis Sicht
Sie wusste, was das Wort an der Tür bedeutete. Oder zumindest vermutete sie etwas und sie wollte mich anscheinend nicht einweihen. Ich versuchte vergeblich sie zu durchschauen. Bei allen anderen gelang mir das immer aber sie war für mich ein einziges Fragezeichen...An diesem Abend sah und hörte ich nichts mehr von ihr. Sie musste wohl früh zu Bett gegangen sein.
Spät abends beschloss ich ebenfalls ins Bett zu gehen, denn ohne Gesellschaft war mir furchtbar langweilig.
Ich starrte an die Decke und verlor mich wie so oft in meinen komplizierten Gedanken.
Tausend Fragen schwirrten in meinem Kopf herum.
Was war das gestern Nacht gewesen?
Hatte nur ich das gespürt oder ging es ihr vielleicht genau so?
Ich war verwirrt. Soetwas hatte ich in meinem ganzen Leben noch nicht gefühlt und ich war mir nicht sicher ob es etwas Gutes oder etwas Schlechtes war. Ich meine es fühlte sich gut an, aber es machte mich so verletzlich, so schwach. Es nahm mir meine schützende Maske ab und enthüllte die Wahrheit, auf die ich nicht stolz war.
Ich wäre wahrscheinlich daran verzweifelt, doch plötzlich hörte ich leise Musik. Es hörte sich an wie ein Klavier. Ich konnte mich nicht erinnern, hier im Haus ein solches Instrument gesehen zu haben, also stand ich auf und folgte langsam der bezaubernden Melodie.
Schließlich kam ich an eine weiße Tür am Ende des Ganges, die mir bis jetzt noch nie aufgefallen war. Seltsam...Die Musik kam eindeutig aus diesem Zimmer. Ich hielt den Atem an und öffnete leise die Türe.
Ich trat 2 Schritte in den Raum und sah mich um. Die Wand mir gegenüber bestand komplett aus Glas und man konnte den nächtlichen Wald erkennen. An der Decke hing ein uralter Kronleuchter und rechts von mir stand ein gigantisches Bücherregal, das die ganze Wand bedeckte. Ein paar Bücher und vergilbte Notenblätter lagen auf dem Boden verstreut. Ich fühlte mich sofort in eine andere Zeit versetzt.
Doch das Wichtigste war ein Flügel aus dunklem Holz, fast schwarz, der von zahlreichen Kerzen erleuchtet wurde, die auf ihm verteilt wurden.
Und vor dem Flügel, auf einem kleinen Hocker, saß Rosie.
Sie hatte die Haare locker nach hinten gesteckt und trug ein weißes Nachthemd, das sicher nicht für meine Augen bestimmt war.
Sie schien mich nicht bemerkt zu haben, denn sie spielte weiter und für einige Augenblicke war ich von diesem Anblick und von der Melodie so gefesselt, dass es mir den Atem raubte. In diesem Moment erhob sich eine klare, zarte Stimme über die Klänge des Flügels und ich konnte nicht glauben, dass sie das sang.
Wie gebannt lauschte ich dem Lied, bis schließlich der letzte Ton verklang.
,,Das war wunderschön." brachte ich schließlich heraus.
Erschrocken drehte sie sich um und schaute mich überrascht an.
Dann verwandelte sich ihr leicht geöffneter Mund zu einem Lächeln und sie richtete ihre Augen schüchtern auf den Boden.
,,Findest du?" fragte sie zögernd und schaute mich von unten an.
,,Ich habe noch nie etwas schöneres gehört" antwortete ich und erwiederte ihr Lächeln. ,,Was war das für ein Lied? Es ist bezaubernd."
,,Moon River. Mein Lieblingslied." hauchte sie mit einem immer breiter werdenden Lächeln und ihre Augen glitzerten im Schein der unzähligen Kerzen.Ab diesem Moment war mir klar, dass dieses Gefühl, das ich bei ihr hatte, nur etwas Gutes sein konnte.
Es erfüllte mich mit Glück und meine Sorgen waren vergessen. Ich wollte nie wieder ohne dieses Gefühl sein.Ich wollte nie wieder ohne sie sein.
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BEHIND BLUE EYES (loki ff)
FanfictionRosie führt ein ganz normales Leben. Zumindest war es das, bis in einer regnerischen Nacht ein Mann in ihrem Pool landet.