Rosies Sicht
Nachdenklich ließ ich meinen Blick über den endlos scheinenden Palastgarten schweifen und rieb mir abwechselnd meine Handgelenke, die immer noch schmerzten. Um Beide wand sich ein blau-rotes Band aus blauen Flecken und Blutergüssen, und es sah noch schlimmer aus, als es sich anfühlte. Mein Blick blieb schließlich an dem atemberaubenden Horizont hängen, an dem grüne, sanfte Hügel scheinbar unmittelbar mit dem rosa-rot gefärbten Himmel verschmolzen, an dem mir völlig unbekannte Planeten schleichend langsam aber doch erkennbar ihre Bahnen zogen. Ungläubig schüttelte ich den Kopf, als mir klar wurde, wo ich mich gerade befand. Auf Asgard. Auf einem anderen Planeten. Unter lauter Aliens, wenn man es so wollte.
Das überstieg ganz einfach meine Vorstellungskraft, was schon was heißen mochte, denn an Fantasie hatte es mir noch nie gemangelt.
Überwältigt stieß ich die Luft aus und pustete mir dabei eine braune Locke aus dem Gesicht. Ich zuckte kurz zusamnen, als Loki seine Hand auf meine Schulter legte. ,,War in Gedanken." erklärte ich nur knapp meine Reaktion und Loki nickte verstehend. ,,Der Ausblick kann einem fast den Atem nehmen, nicht war?" murmelte er und stellte sich neben mich. Ich nickte nur. ,,Und du hast das hier nie vermisst?" wandte ich mich an ihn, doch er schaute nur regungslos in die Ferne und zuckte mit den Schultern. Erstaunt blickte ich an ihm hinunter. Er trug nicht mehr Jeans und T-shirt, sondern ein schwarz goldenes Gewand mit einem wallenden, dunkelgrünen Umhang. So hatte ich ihn bis jetzt nur ein einziges Mal gesehen und das war in der S-Bahn, als er damals eine Illussion erschuf. Auch wenn das jetzt schon Jahre her war, konnte ich mich daran erinnern, als sei es gestern gewesen. Verdammt, das stand ihm echt gut und ich konnte meinen Blick nur schwer von ihm reißen. ,,Asgard schon, aber die Bewohner nicht." antwortete er schließlich auf meine Frage. ,,Hatte mir sowas ähnliches schon gedacht." erwiederte ich und grinste. ,,Was ist nun mit den Kleidern, die du mir besorgen wolltest?" warf ich ein und er riss seinen Blick letztendlich von dem atemberaubenden Ausblick los, um mir ein lilanes Bündel zu überreichen. ,,Probier das hier mal an." lächelte er und ich nahm ihm das Kleid aus der Hand. Wortlos drückte ich mich an ihm vorbei in Richtung dem Badezimmer, dass ich vorher bemerkt hatte. ,,Wo willst du denn hin?" fragte Loki mit einem breiten Grinsen. ,,Ich kann mich schon alleine umziehen." zwinkerte ich und verschwand hinter der dunklen Holztür. Aufgeregt faltete ich das Bündel auseinander und hob es etwas von mir weg, um es genauer zu betrachten. Ich war schon immer ein Fan von schicken Kleidern gewesen nur fand ich allzu selten die Gelegenheit, so ein Kleid zu tragen. Als ich das Kleid nun von weitem betrachtete, war ich mehr als enttäuscht. Von der Tatsache, dass Lila nun absolut nicht meine Lieblknhsfarbe war, hätte ich absehen können, aber das Monster von Kleid, dass ich da betrachtete, war einfach nur schrecklich! Es hatte einen unangebracht tiefen Ausschnitt, der dazu noch mit bunten Rüschschen und Paletten versehen war, die im Zwielicht des Abends aufgeregt flimmerten. Ich seufzte. ,,Na schön." murmelte ich und öffnete den Verschluss, um mich einige Sekunden später in einem selten hässlichen Kleid wiederzufinden. Als wenn das nicht schon genug wäre, war mir das Kleid viel zu lang und der Stoff schlug tiefe Falten am Boden. Etwas unsicher öffnete ich die Tür und trat ein paar Schritte in den Raum. ,,Wow!" hauchte Loki ungewöhnt verträumt und ich runzelte die Stirn. ,,Du siehst fantastisch aus!" lächelte er und schaute entzückt an mir herab.
,,Meinst du das ernst?" fragte ich ebtgeistert und starrte Loki forschend an. Seine Mundwinkel zuckten, schließlich konnte er sich nicht mehr zurückhalten und brach in schallendes Gelächter aus. ,,Nein! Du siehst schrecklich aus!" Er wollte noch etwas sagen, konnte aber vor Lachen beinahe nicht sprechen und brauchte mehrere Anläufe. ,,Du- Du solltest mal dein Gesicht sehen!" prustete er und deutete auf mich. ,,Ich hab einfach das hässlichste Kleid genommen, das ich gefunden habe!"
Ich verdrehte die Augen und wartete geduldig, bis er sich wieder beruhigt hatte. ,,Wie alt bist du? 12?!" fragte ich genervt und schaute ihn strafend an. ,,Genaugenommen 1053 aber ja, manchmal 12." grinste er und holte tief Luft. Er stand vom Bett auf, auf dem er sich eben noch vor Lachen gekrümmt hatte und umarmte mich. ,,Wahre Schönheit kann nichts entstellen." flüsterte er. ,,Obwohl dieses Kleid wirklich nah dran ist." Ich verdrehte zum zweiten Mal die Augen ung er gab mir einen sanften Kuss auf die Stirn. ,,Und jetzt? Soll ich etwa in diesem Lappen herumlaufen, oder was?!"
Loki grinste. ,,Selbstverständlich nicht! Ich habe hier noch ein Kleid für dich mitgebracht." Er deutete hinter sich aufs Bett. Mit neuer Hoffnung ging ich mit großen Schritten zum Bett. Oder zumindest wollte ich das. Loki stellte kurzerhand seinen Fuß auf den viel zu langen Stoff meines Kleides und ich fiel der Länge nach auf den Boden. Ich konnte es einfach nicht glauben. Loki war ja noch kindischer als ich. Mühsam rappelte ich mich auf und schaute in Lokis meerblaue Augen, die mich schadenfroh anfunkelten. ,,Nur dass du s' weißt: Ich bin kurz davor, dich den Balkon runter zu schmeißen!"
,,Ich würde alles geben, um zu sehen wie du das versuchst." stichelte er mit einem überlegenen Grinsen und verschränkte siegessicher die Arme vor der Brust. ,,Ich will dir nicht weh tun Schätzchen." konterte ich, warf theatralisch die Haare zurück und schnappte mir das zweite Kleid, um mit hoch erhobenem Kinn wieder ins Badezimmer zu verschwinden. Loki blieb kopfschüttelnd und mit einem breiten Grinsen zurück.Gespannt faltete ich das andere Kleid auf. Es war tiefrot, was mir wirklich gut gefiel und mir auf jeden Fall mehr zusagte, als das hässliche Lila von vorhin. Beim Betrachten des Kleides stahl sich ein Lächeln in mein Gesicht. Dieses Kleid war wunderschön. Schlicht aber wunderschön.
Immernoch lächelnd schlüpfte ich hinein und fühlte den Stoff angenehm auf meiner Haut. Zögernd öffnete ich die Türe. ,,Würdest du?" fragte ich und drehte mich erstmal mit dem Rücken zu Loki, damit er den Reißverschluss schließen konnte, was er mit Vergnügen tat. Ich genoss die Berührung und spürte seine kalten Finger an meinem Rücken, was mir einen angenehmen Schauer über die Schultern huschen ließ.
Begeistert drehte ich mich einmal schwungvoll im Kreis. ,,Na? Wie gefällt Euch das, eure Majestät?" fragte ich gespielt hochnäsig und machte einen Knicks. Loki sagte nichts aber in dem Kuss, der dann folgte, konnte ich alles fühlen, was er in diesem Moment nicht in Worte zu fassen vermochte. Der laue, warme Wind, der durch die offene Balkontür hereinströmte, ließ die langen Vorhänge wehen und strich mir sanft durch die Haare. Er trug leise Musik zu uns herüber, die wohl von irgendeinem Festgelage unten im Palast herrührte. Es war schon beinahe dunkel geworden und die letzten Strahlen der untergehenden Sonne tauchten die Landschaft und das Zimmer in warmes Licht. Und gerade als ich dachte, dieser Moment konnte nicht besser werden, nahm mich Loki bei der Hand, zog mich etwas an sich heran und wir fingen an, langsam zum Takt der Musik zu tanzen. Ich vergaß die letzten Wochen voller Schmerz und Verzweiflung, drängte sie in die letzte Ecke meines Gedächtnisses und schloss einfach die Augen. Da kam mir eine Idee und ich musste die Gelegenheit einfach nutzen. Urplötzlich setzte ich meinen Fuß auf Lokis Umhang, sodass dieser ohne Vorwarnung stolperte und das Gleichgewicht verlor. Ich hatte bei meinen Plänen leider nicht bedacht, dass er mich immer noch fest im Arm hielt und so zog er mich mit, doch ich landete zum Glück mehr oder weniger weich auf Lokis Brustkorb. Er machte ein beleidigtes Gesicht. ,,Nur ich darf das." grummelte er empört, aber er konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. ,,Ach ja? Wer sagt das?" erwiederte ich frech und drückte ihm einen leidenschaftlichen Kuss auf, den er mit mindestens doppelt so viel Leidenschaft erwiederte, was mich beinahe um den Verstand brachte. Ich suchte mit meinen Fingern Halt in seinen Haaren und er stöhnte leise in den Kuss hinein. Kurz ließ er von mir ab, schnappte mich kurzerhand, nur um mich vorsichtig aufs Bett zu legen und mich kurz darauf erneut seine Lippen auf meinen spüren zu lassen. Wie in Trance suchten meine Hände von alleine den Verschluss seines Gewandes und machten sich daran zu schaffen. Loki hielt einen Moment inne. ,,Bist du dir sicher?" flüsterte er außer Atem und ich nickte nur energisch. ,,Ja, ich bin mir sicher." hauchte ich und zog ihm sein Oberteil über den Kopf. Unachtsam landete es auf dem Boden. Er grinste zufrieden in den nächsten Kuss hinein und öffnete den Reißverschluss, den er vorher geschlossen hatte. Das schöne rote Kleid landete neben seinem Hemd auf dem Boden und er fing an, meine Schultern mit sanften Küssen zu bedecken, was mir einen Säufzer entlockte. Als sich schließlich auch seine Hose zu dem Kleiderberg auf dem Boden gesellte, konnten wir nur noch hoffen, dass uns niemand hörte.Lokis Sicht
Völlig außer Atem lösten wir uns schließlich voneinander und sie kuschelte sich grinsend an meine Brust. Lächelnd strich ich ihr eine Haarsträhne aus der Stirn. ,,Ich liebe dich." flüsterte ich, weil ich einfach nicht anders konnte. Ich war ja normalerweise kein großer Romantiker, aber bei Rosie war das anders und ich war selbst nach über tausend Jahren anscheinend noch nicht in der Lage, dieses überwältigende Gefühl in Worte zu fassen.
,,Oh Gott, mein Beileid!" murmelte sie noch lächelnd, dann war sie auch schon eingeschlafen. Mein Mund verzog sich zu einem breiten Grinsen und ich schloss glücklich meine Augen. Doch dieser Moment des Glücks sollte nicht lange anhalten.Mit einem Schlag war ich hell wach, als die Türe zu meinen Gemächern mit einem lauten Knarren so schwungvoll aufgestoßen wurde, dass sie an die Zimmerwand knallte und das unglaublich dumme Gesicht der Person im Türrahmen erschien, die ich jetzt am wenigsten gebrauchen konnte.
,,Loki?! Wie bei Odins Bart-..." fluchte er wie immer viel lauter als es nötig gewesen wäre.
Weiter kam er nicht.
,,Sssschhh" zischte ich und deutete auf die schlafende Rosie.
Sein Gesichtsausdruck war unbezahlbar. Jetzt verstand er überhaupt nichts mehr und er sah noch dümmer aus als sonst. ,,Hast du mich vermisst?" zwinkerte ich, dann ließ ich mich zurück aufs Kissen fallen und schloss erneut meine Augen, als wäre es das normalste auf der Welt.
DU LIEST GERADE
BEHIND BLUE EYES (loki ff)
Fiksi PenggemarRosie führt ein ganz normales Leben. Zumindest war es das, bis in einer regnerischen Nacht ein Mann in ihrem Pool landet.