Lokis Sicht
Zögernd setzte ich meinen Fuß über die Türschwelle. Schritt für Schritt wagte ich mich langsam immer weiter in den dunklen Flur hinein, wobei ich mich an der kühlen Steinwand entlangtasten musste. Ich war sehr darauf bedacht, keine Geräusche zu verursachen und blieb immer wieder stehen, um zu lauschen. Schließlich hörte ich mehrere, raue Stimmen. Sie schienen irgendwie von unter mir zu kommen und ich folgte ihnen, bis ich plötzlich ins Leere trat. Eine Stufe. Vorsichtig setzte ich Fuß vor Fuß, bis ich endlich unten angekommen war. Doch hier ging es nicht weiter. Aber es musste hier sein, die Stimmen kamen eindeutig vor mir aus der Wand. Ich tastete die Wand ab und zu meiner Erleichterung fand ich einen verstaubten Lichtschalter. Mit einem elektrischen Surren sprang eine Neonröhre an der Decke an und ich konnte endlich meine Umgebung sehen. Ich stand vor einer Türe. Vorsichtig legte ich mein Ohr gegen das dunkle Holz und lauschte. Ich verstand nicht, was gesprochen wurde, doch ich machte drei verschiedene Stimmen aus. Zwei tiefe Männerstimmen, die sich unterhielten und die dritte - ja die gehörte eindeutig Rosie. Meine Hände ballten sich zu Fäusten, mein Atem ging stoßartig und meine Augen waren zusammengekniffen. Entschlossen trat ich einen Schritt zurück und ohne groß zu überlegen trat ich mit aller Kraft gegen die Tür, die augenblicklich zersplitterte und in alle Richtungen in den Raum dahinter flog. Breitbeinig plazierte ich mich in der Türöffnung und fokusierte grimmig den Mann, der Rosie über der Schulter hatte. Einen Moment stand er nur da und starrte mich verblüfft an. Dann handelte er: Blitzschnell schmiss er das Mädchen unsanft auf den Boden, wo sie bewegungslos liegen blieb. Das hätte er lieber nicht getan. Mit einer kurzen Handbewegung meinerseits erstarrte er zu Eis. Nun sprang ich die Stufen, die in den Kellerraum führten, hinab und richtete mich wieder zu voller Größe auf. Ich blickte in zwei verdutzte Gesichter. Eines davon kannte ich nur allzu gut. "Nick" zischte ich verachtend und machte Anstalten mich ihm zu nähern. Da erwachte der zweite Mann aus seiner Schockstarre und machte einen Satz auf mich zu. Er war bewaffnet. "Bleiben Sie wo sie sind" schrie er und richtete die Pistole auf meine Brust. Grinsend hob ich meine Hände über den Kopf und nickte. "Aber natürlich." versicherte ich ihm und kniete mich hin, als er mit der Pistole auf den Boden deutete. Angespannt und nicht ohne Angst in seinen Augen näherte er sich mir, um mich zu fesseln. Sein Pech. Die Illussion, die ich erschaffen hatte, zeigte ihm ein täuschend echtes Ich, das ergeben auf dem Boden kniete. Mit einem siegessicheren Lächeln näherte ich mich ihm von hinten. Als ich direkt hinter ihm stand, flackerte die Illussion und löste sich einfach in Luft auf. Entsetzt und verwirrt wirbelte der Mann herum, um zu sehen, wohin ich verschwunden war. Das zeigte ich ihm nur allzu gerne. Bevor er es realisierte schlug ich ihm gezielt aufs Handgelenk, wodurch er seine Waffe reflexartig fallen lies. Mit der anderen Hand drehte ich seinen Arm auf den Rücken und zwang ihn auf die Knie. Er verzog vor Schmerzen das Gesicht und wollte mit seiner freien Hand nach der Waffe greifen. Blitzschnell schob ich Diese mit meinem Fuß außer Reichweite und drehte seinen Arm noch weiter nach hinten, was ihm einen Schmerzensschrei entlockte. ,,Was hattet ihr mit ihr vor?" zischte ich und fixierte den Mann mit meinem stechenden Blick. ,,Ha, wer will das wissen?" spottete er und spuckte auf den Boden. ,,Jemand, der dich auf der Stelle töten wird, wenn du nicht redest." antwortete ich scharf und packte noch fester zu. Er schrie erneut. ,,Gut, gut, ich werde reden!" stöhnte er und machte ein grimmiges Gesicht. Ich lockerte meinen Griff etwas. Aus dem Augenwinkel bemerkte ich eine Bewegung. Nick, der die ganze Zeit regungslos dagestanden hatte, wollte sich langsam aus dem Staub machen, doch das konnte ich nicht zulassen. Mit meiner freien Hand hob ich die Waffe vom Boden auf und richtete sie auf Nicks Rücken, ohne den Arm des Mannes freizugeben. ,,Einen Schritt weiter." zischte ich und hob warnend die Hand mit der Waffe. Nick drehte sich langsam um und lies die Schultern hängen. Er sah ein, dass er sich geschlagen geben musste und ich meinte ich könnte so etwas wie Erleichterung in seinen Augen sehen. Was hatte das alles zu bedeuten?!Flashback - Nicks Sicht
Benommen rappelte ich mich auf und versuchte einen klaren Gedanken zu fassen. Augenblicklich kam ein kochender Zorn in mir hoch und wutendbrannt hämmerte ich gegen die dunkle Holztür. ,,Du gehörst mir!"schrie ich so laut ich konnte.
Was bildete dieser Typ sich eigentlich ein?! Das hier ging nur Rosie und mich etwas an! Eifersucht machte sich in mir breit. Völlig von Sinnen rannte ich einfach in die Richtung, von der ich dachte, dass sie zu meinem Auto führte. Ich rannte so schnell ich konnte. Ich musste meine ganze Wut loswerden also steckte ich sie in meine Beine. Der kühle Nachtwind strömte mir entgegen und ich kam langsam wieder zu mir.Sie konnte nicht mit mir Schluss machen.
Sie durfte das nicht.
Ich erlaubte es ihr nicht.
Für mich war die Sache noch nicht geklärt.
Ganz im Gegenteil: für mich war das der Anfang. Der Anfang eines Krieges. Es wird ihr noch leid tun, dass sie mich vor die Tür gesetzt hat.
Ich ballte meine Hände zu Fäusten und drückte meine Fingernägel in meine Handflächen.Entweder sie ist mit mir glücklich,...
oder überhaupt nicht.
Dafür würde ich sorgen.Ich stellte mir gerade vor, wie dieser dunkelhaarige, zugegeben außerordentlich gutaussehende Typ dabei war, Rosie zu trösten. Sie war selbst Schuld. Die Eifersucht wurde fast uner- Was war das? Hinter mir hatte ich ein seltsames Zischen gehört. Verwirrt runzelte ich die Stirn, als ich mich umdrehte und in der Dunkelheit nichts erkennen konnte. Ich stand im Lichtschein einer Straßenlaterne, und konnte nur innerhalb ihres gelben Lichtpegels überhaupt etwas sehen. Plötzlich knackte es über mir und das Licht fing an zu flackern. Ok, das war seltsam. Was ging hier vor sich?! Ich drehte mich ratlos im Kreis, kniff die Augen zusammen und versuchte in der scheinbar undurchdringlichen, dichten Finsternis irgendwelche Umrisse auszumachen.Vergeblich...
Ich musste mich wohl getäuscht haben. Ich atmete einmal tief durch, dann steckte ich meine Hände in die Jackentasche und wandte mich zum gehen. Ich schaute gedankenverloren auf das graue Asphaltband vor meinen Füßen, das sich zu bewegen schien, wenn ich einen Fuß vor den anderen setzte. Ich schaute nicht ein einziges mal auf.
Ich war noch nicht lange losgelaufen, da blieb ich abrupt stehen. Auf dem Boden vor mir waren aus der Dunkelheit urplötzlich zwei Schuhe aufgetaucht. Naja eher Füße... Verwirrt und erschrocken wanderte mein Blick an den regungslosen Beinen immer weiter empor, bis ich schließlich in eiskalte, unnatürlich blaue Augen starrte, die meinen Blick grimmig, aber gefasst erwiederten. ,,Was zur-" weiter kam ich nicht. Das "Ding" hob seinen linken Arm und streckte einen seltsamen Stab nach mir aus. Ich wich verdutzt zurück, war aber so fasziniert von der Energie, die von diesem Stab auszugehen schien, dass ich einfach stehenblieb...Es sah einem Zepter sehr ähnlich und fasste an der Spitze einen blauen Edelstein. Ich hatte keine Gelegenheit mehr, mich darüber zu wundern. Die Spitze des goldenen Zepters berührte meine Brust und ein intensives Gefühl der Energie durchfuhr meinen ganzen Körper. Es fühlte sich stechend an, schmerzhaft und doch war es von unfassbarer Klarheit und Macht, das mich in einen Rausch versetzte. Mein Körper zuckte unkontrolliert, bis das Gefühl ruckartig aufhörte und ich das Bewusstsein verlor.
-Flashback Ende-Lokis Sichr
Als Nick auf dem Boden kniete, wendete ich mich wieder dem Mann zu. Ich befahl ihm zu sprechen und zögernd begann er schließlich: ,,Es war ein Befehl, wir haben nur getan, was unser Meister uns aufgetragen hat." knurrte er, ohne mir in die Augen zu sehen.
Ich packte stärker zu. ,,Danach habe ich nicht gefragt." zischte ich herablassend und der Mann heulte auf. ,,Ist ja gut, sie ist- argh- " er verzog das Gesicht. Ich lockerte meinen Griff und er keuchte erleichtert. ,,Sie ist kein Mensch." Ich horchte verwundert auf. ,,Weiter" befahl ich. ,,Sie ist - sie ist-
die verschollene Tochter." spuckte er letztendlich aus und hob seinen Kopf, um meine Reaktion zu erkennen. Ich zuckte bei den Worten unwillkürlich zusammen. Die verschollene Tochter. Das war unmöglich! Wie konnte das... Ich zwang mich, meine Fassung zu behalten und fokusierte wieder das muskelbepackte Häufchen Elend, das zu meinen Füßen kniete. ,,Wer ist dein Meister?" stellte ich schließlich die Frage, die am wichtigsten war. ,,Wieso sollte ich dir das verraten?!"knurrte der Kerl. ,,Wenn ich es tue, bringt er mich um und wenn ich es nicht tue, sterbe ich sowieso." ,,Genau richtig." fauchte ich, legte meine Hände an seinen Kopf und brach ihm mit einem kurzen Ruck das Genick. Mit einem hässlichen knacken schwankte er und brach zusammen. Angewiedert lies ich ihn los. ,,Jetzt zu dir!" grinste ich und machte einen großen Schritt auf Nick zu. Er wehrte sich nicht. Er starrte nur emotionslos auf die Wand, an mir vorbei.
Ich wollte gerade die Pistole auf seine Stirn richten, da krachte ein paar Zentimeter vor mir ein Holzbalken mit lautem Krachen von der Decke und blieb zersplittert liegen. Besorgt sah ich zur Decke. Der Putz bröckelte, Risse bildeten sich im Stein und der Boden fing an zu vibrieren durch das tiefe, laute Brummen, das ich in meinem Leben schon einmal gehört hatte. Ich wusste was das bedeutete. Chitauri. Die waren also hinter ihr her. Ich musste sofort weg von hier. Die nächsten Sekunden verliefen wie in Zeitlupe. Ich wirbelte herum, rannte an die Stelle, an der Rosie immer noch bewusstlos auf dem Boden lag, schnappte sie mir und stellte mich breitbeinig in die Mitte des Raumes. Ich zögerte keinen Augenblick, das Folgende zu sagen, denn es war die einzige Rettung für Rosie: ,,Heimdal, öffne den Bifröst!" schrie ich aus Leibeskräften und hielt meinen Arm schützend über Rosies Kopf, um herunterfallende Steine abzuwehren. Die Sekunden, in denen ich auf irgendeine Reaktion wartete, kamen mir wie eine Ewigkeit vor. Wenn Heimdal nicht antwortete, würden wir beide sterben... oder schlimmeres.
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BEHIND BLUE EYES (loki ff)
FanficRosie führt ein ganz normales Leben. Zumindest war es das, bis in einer regnerischen Nacht ein Mann in ihrem Pool landet.