Rosies Sicht
Die ganze Fahrt konnten wir unsere Augen nicht voneinander abwenden. Ich spürte wieder diese unglaubliche Anziehungskraft, und es kostete mich alles, ihm nicht alle zwei Sekunden einen Kuss zu geben.
Nach einer halben Ewigkeit kamen wir endlich an dem großen Saal an, wo der Ball stattfinden würde. Ich hakte mich wieder bei Loki ein und zusammen mit Danny und Alex, stiegen wir die breite Treppe nach oben, die zu einem großen Tor aus dunklem Holz führte. Ein Mann im Anzug, der davor stand, öffnete das Tor als er uns sah und mit einer einladenden Handbewegung bat er uns herein. Ich war etwas aufgeregt, als wir einen langen Gang entlang gingen, bis wir durch ein weiteres Tor in den rieseigen Ballsaal traten. Staunend blieb ich stehen. Der Boden war aus hellem Mamor und so blank poliert, dass man sich darin spiegeln konnte. Von der mit Ornamenten verzierten Decke hingen gigantische Kronleuchter mit unzähligen Kerzen und die Wände waren voller Spiegel, deren Ränder mit goldenen und silbernen Rahmen verziert waren. Auf der einen Seite des Saals waren Tische aufgestellt worden, umgeben von antik aussehenden Stühlen mit dunkelroten Polstern. Ich fühlte mich sofort wie eine Prinzessin. Es war schon irgendwie ironisch, dass sogar mein eigener Prinz neben mir stand, auch wenn das niemand außer uns beiden wusste...
Ihn schien das alles aber nicht sonderlich zu beeindrucken, wahrscheinlich war er das von zuhause gewohnt. Wir suchten uns erstmal einen freien Tisch und legten unsere Taschen ab. Wir waren ziemlich früh dran und verbrachten die Zeit bis zum Beginn damit, die Pärchen zu beobachten, die nacheinander durch den hohen Torbogen strömten. Dabei hatten wir einiges zu lachen, vorallem als Emily mit einem ihrer neuen Verehrer hereinstolzierte, den Kopf hoch erhoben und mit einem Kleid, das so kurz war, dass es nur knapp über den Hintern reichte.
Ich konnte nicht verstehen, wie das irgendjemand schön finden konnte, aber anscheinend gab es genügend Männer, die ihr hinterher liefen und das schien sie wirklich zu genießen...
Ich schaute nach rechts und lächelte. Ich persönlich brauche nur einen Mann. Aber nicht irgendeinen. Genau diesen. Er erwischte mich dabei, wie ich ihn mit einem verträumten Blick anstarrte und grinste mich frech an. Das lies mein Herz noch schneller schlagen, wenn das üerhaupt möglich war und ich wurde etwas rot.
Gott sei dank fing genau in diesem Moment der Sänger der Band an zu sprechen und alle drehten ihre Köpfe gespannt zur Bühne. Er stellte sich und die Band kurz vor, dann wünschte er uns einen schönen Abend und forderte alle auf, sich auf die Tanzfläche zu begeben.
Das liesen wir uns nicht zweimal sagen. Loki war noch nicht mal aufgestanden, da nahm ich ihn schon bei der Hand und zerrte ihn auf die Tatanzfläche. ,,Du hasts aber eilig!" lachte er und zog mich eng an sich.
Ich musste mich konzentrieren, damit ich nicht vergaß zu atmen. Die ersten Akkorde ertönten aus den Lautsprechern und wir fingen langsam an zu tanzen. Anfangs wurden meist langsamere Lieder gespielt, doch nach einer Weile wurden die Lieder schneller und die Stimmung besser. Ich hatte ein Dauerlächeln im Gesicht. Ich liebte tanzen sowieso schon und mit Loki war es noch tausendmal besser. Im Laufe des Abends bekamen wir nicht nur ein paar bewundernde Blicke ab, es waren auch einige eifersüchtige dabei, unter anderem natürlich von Emily, der wir die ganze Aufmerksamkeit stahlen.
Aber wir kümmerten uns nicht darum und hatten sowieso nur Augen füreinander...
Irgendwann konnten wir nicht mehr und nahmen wieder an unserem Tisch Platz. Als sich unsere Atmung wieder halbwegs normalisiert hatte, stand Loki auf, um uns etwas zu essen zu holen. Er war kaum eine Minute weg, da stöckelte Emily zu uns rüber, setzte sich auf den freien Stuhl neben mir und warf ihre Haare nach hinten.
,,Hey Rosie, du bist ja auch da!" quitschte sie mit ihrem künstlichen Lächeln und tat überrascht. ,,Du bist mir bis jetzt noch gar nicht aufgefallen! Dein Kleid ist so.... so... schlicht..." bemerkte sie fast schon enttäuscht und musterte mich kritisch von oben bis unten. Ich sagte nichts weiter zu diesem Kommentar, sondern lächelte übertrieben freundlich. Das ärgerte die Leute immer am meisten. Und Emily war da keine Ausnahme. ,,Warum grinst du denn so?" fragte sie irritiert und kniff die Augen zusammen.
,,Ach.." seufzte ich beiläufig und zuckte mit den Schultern, ,,Ich bin nur froh, dass ich nicht so viel Stress habe wie du."
,,Wie meinst du das?" fragte sie jetzt noch verwirrter.
,,Na das muss doch ziemlich anstrengend sein, jeden Tag einen neuen Freund zu haben, oder nicht?"
entgegnete ich und schaute sie bemitleidend an. Ich hatte genau ihre Schwachstelle getroffen. Sie war nur eifersüchtig auf das, was ich schon hatte... Entgeistert schnappte sie nach Luft. ,,Nur dass dus weißt: Du hast jemanden wie ihn nicht verdient! Er sollte zu mir gehören." funkelte sie mich wütend an und offenbarte mir ungewollt ihre Gefühle. Doch ich blieb ruhig und lächelte nur. Das machte sie fast verrückt. ,,Wieso gibt er sich mit dir ab?! Er ist offenbar blind für echte Schönheit." keifte sie schnippisch und schaute eingebildet auf mich herab. 'In wie fern ist deine Schönheit bitteschön echt?!' dachte ich und musste noch mehr grinsen."
,,Eines Tages wird er merken, dass er die falsche Wahl getroffen hat. Wieso sollte er sich mit einer Krähe zufriedengeben, wenn er den Schwan haben kann?!"
,,Also ich mag Krähen." meinte ich ruhig und schaute ihr bestimmt in die Augen.
,,Du wirst schon sehen. Du wirst schon sehen du... du... du Miststück." schnaubte sie und wurde rot vor Wut.
,,Bist du dann fertig?" fragte ich gelangweilt und zeigte hinter sie. ,,Ich würde jetzt nämlich gerne mit meinem Freund etwas essen.
Sie warf mir einen letzten hasserfüllten Blick zu, dann machte sie auf dem Absatz kehrt und stolzierte davon.
,,Hey was war denn da grade los?" wollte Loki wissen, als er sich neben mich setzte.
,,Ach nichts, Emily hat nur gesagt, wie schön sie mein Kleid findet." grinste ich. ,,Bestimmt nicht so schön wie ich." flüsterte mir Loki ins Ohr und hauchte mir einen sanften Kuss auf die Lippen. Glücklich lächelte ich und fing an zu essen.Ein wenig später bemerkte ich Emily, die schon wieder auf unseren Tisch zustäuerte. Ich stöhnte genervt und versuchte sie so gut es ging zu ignorieren. Doch diesmal hatte sie es gar nicht auf mich abgesehen...
Ehe ich mich's versah schnappte sie Lokis Hand und zog ihn mit einem ,,Willst du tanzen?" ohne seine Antwort abzuwarten auf die Fläche.
Loki warf mir einen verzweifelten Blick zu. Ich war etwas überrumpelt, denn mit dem hier hatte ich nun wirklich nicht gerechnet. Weil der Anstand es erforderte, ergab er sich seinem Schicksal und legte zögernd seine Hände um Emilys Taille. Ich wusste, das Loki das nicht wollte, aber es versetzte mir trotzdem einen Stich. 'Lass dir bloß nichts anmerken' dachte ich, sonst hätte Emily genau das was sie wollte. Mir war klar, dass sie diese Nummer nur abzog um mich zu ärgern. Das Lied begann und ich wollte nicht zusehen, konnte meinen Blick aber auch nicht abwenden...
Loki war stets darauf bedacht einen gewissen Abstand einzuhalten aber Emily machte es ihm wirklich nicht leicht. Sie konnte ihn nicht eng genug umklammern und ihm nicht tief genug in die Augen schauen. Ich zwang mich, ruhig weiter zu atmen und erleichtert stieß ich die Luft aus, als das Lied zu Ende war. Nachdem er eine leichte Verbeugung gemacht hatte, kam Loki mit einem unglücklichen Gesichtsausdruck zu unserem Tisch zurück und auch Emily zog ab, aber nicht ohne mir noch einen triumphierenden Blick zuzuwerfen.
So eine miese Ratte.
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BEHIND BLUE EYES (loki ff)
FanfictionRosie führt ein ganz normales Leben. Zumindest war es das, bis in einer regnerischen Nacht ein Mann in ihrem Pool landet.