4| darling.

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»Hast du noch nie etwas von Anklopfen gehört?«, fragte ich ihn schnippisch, während ich das Handtuch fester um meinen Körper wickelte.

»Ich hab dich gesucht.«

»Ach so, na dann. Ich muss wohl vergessen haben, das ›Ich hab dich gesucht‹ ein Grund ist, ohne anzuklopfen, einen Raum zu betreten. Hast du das Wasser nicht gehört?«, erwiderte ich und hielt mein Handtuch krampfhaft fest.

Jayden kniff verwirrt seine Augen zusammen und schaute kurz zur Seite. »Es war kein Wasser an.«, stellte er fest und grinste mich schief an. Seine weißen Zähne blitzen in dem gedämmten Licht der Badezimmer Lampe auf.

Mein Blick wanderte zu der Dusche und ... na ja, was sollte ich sagen, er hatte recht. Ich stand die ganze Zeit ohne Wasser unter der Dusche.

»Auf jeden Fall wollte ich dir sagen, dass deine Schwester bei deiner Tante in Sicherheit ist und dass wir heute Abend essen gehen, also zieh dir was Schickes an.«, informierte Jayden mich und verließ mit einem belustigten Funkeln in den Augen das Badezimmer.

»Wir werden sehen!«, murmelte ich und stieg erneut unter die Dusche.

Diesmal duschte ich mit Wasser und schnappte mir, ohne mir lange den Kopf über mein Outfit zu zerbrechen, eine schwarze Jeans und einen grauen Rollkragenpulli. Ich würde mich ganz sicher nicht für meinen Entführer herrichten! Zurück im Badezimmer zog ich mich an, band mir meine Haare zu einem hohen Pferdeschwanz und schlüpfte in meine schwarzen, glänzenden Ankel-Boots.

Erneut versuchte ich, die Tür zu öffnen, die vorhin verschlossen war. Dieses Mal öffnete sich diese ohne Probleme. Der Geruch von frischer Farbe stieg mir in die Nase. Als ich vorsichtig aus dem Zimmer trat, musste ich feststellen, dass der einzige Weg hier herunter eine nicht-stabil aussehende Leiter war. Die Leiter war lang und dünn. Konnte die Leiter Jayden Bourne einen großgewachsenen Mann halten?

Ich drehte mich um und stellte meinen Fuß vorsichtig auf die erste Sprosse. Ein leichtes Wackeln rüttelte an der Leiter.

Ich kann nicht hinsehen!, ängstlich schlug sich mein Himmelsbote die Hände vors Gesicht.

Lasst das Unglück passieren!, rief ein enthusiastischer Teufel.

Langsam kletterte ich die wackelnde Leiter herunter. Ich musste ein Mal in meiner Bewegung innehalten, da die Leiter zu stark unter meinem Gewicht und meinen Bewegungen wackelte.

Als ich wieder festen Boden unter mir hatte, drehte ich mich einmal um meine eigene Achse, um auszumachen, in welche Richtung ich in diesem treulos eingerichteten Flur laufen musste. Die große Flügeltür zu meiner linken Seite erweckte meine Neugier.

Kurz bevor ich die Tür aufmachen wollte, hörte ich laute Stimmen auf der anderen Seite der Tür. »Habe ich Ihnen nicht gesagt Sie sollen sich mit der Treppe beeilen? Diese Leiter ist viel zu gefährlich!«, hörte ich Jaydens harte Stimme durch die Tür.

»Ja das meinten Sie. Aber auch das meine Mitarbeiter und ich noch eine Woche Zeit dafür hätten.«, erwiderte eine weitere Stimme. Derjenige versuchte, es vergeblich zu verbergen, dass seine Stimme gegen Ende erzitterte.

»Danke, ich erinnere mich an meine Worte. Ich möchte, dass die Treppe so schnell wie möglich fertig wird und wenn nicht, lernen Sie mich richtig kennen und das wollen Sie nicht.«

Ein ungewollter Schauer lief mir über den Rücken.

Schritte näherten sich rasch der Flügeltür und ich, nicht sehr einfallsreich, drückte mich mit dem Rücken gegen die Wand neben dem Rahmen.

Die Tür öffnete sich ruckartig und landete mit einem lauten Knall wieder in der Türangel. Ein Mann mittleren Alters ließ seinen Kopf hängen, während ein langer Seufzer seinen Mund verließ.

Sie und ErWo Geschichten leben. Entdecke jetzt