Gefährten?

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Isonn erstarrte, als er bemerkte was mit ihm los war. Er brüllte auf und sackte zu Boden.
Brono schickte ihm einen fragenden Gedanken, mit Gerüchen und Gefühlen, was er gerade beobachtet hatte. 
„Es ist weg… Einfach so, weg…“, flüsterte er  schließlich in den Geist seiner Begleiter.
Rowena erstarrte, sie hatte eine Vermutung. 
„Du meinst das Band, dass Anra und dich verbindet?“
Der Drache ließ den Kopf hängen und meinte dann mit rauer Stimme: „ Sie… sie ist nicht tot glaube ich, ich hatte keine Schmerzen wegen ihr… Es ist eher so, als wäre nie eine Verbindung zwischen uns gewesen, es ist nicht diese Leere da, die man spürt, sobald sein Reiter außer Geistesreichweite ist, oder das Verblassen der Verbindung wenn der Reiter ohnmächtig ist… Sie ist einfach nicht mehr ein Teil von mir, als wäre sie es nie gewesen… Ich… Ich erinnere mich nur daran, wie einzigartig unser und wie schön diese Verbindung war, sonst ist es so, als bräuchte ich sie nicht…“
Starr stand er da, dann erhob er sich und schaute die anderen an.
Samon brach schließlich die Stille: „Hört zu, ich weiß Isonn, dass ist jetzt schwer für dich, aber du wirst nicht weitersuchen, Rowena und ich werden dich nach Hause begleiten um Eragon Bericht erstatten, danach wird einer von uns Anra weitersuchen und natürlich Brono, falls er das denn noch möchte…Sind alle damit einverstanden?“
Brono schickte ihm einen zustimmenden Gedanken, während auch Isonn stumm bejahte. 
„Isonn, Samon wird dann wieder zurückkehren, denn er ist älter und erfahrener als ich. Wir werden herausfinden, was passiert ist… Bitte schildere noch einmal, wie das Gefühl war, als die Verbindung weg war…“
Auch Cailleach hörte durch Samons Geist aufmerksam dem Gespräch zu, das war wirklich äußerst interessant und ein sehr seltsamer Fall.
Isonn schickte ihnen allen aus seiner Sicht was passiert war. 
Am Anfang waren seine Gedanken von Sorge durchtränkt gewesen, sowie Selbstvorwürfen und ähnlichem. Man sah, was er sah und spürte wie die Luft ihm entgegenpeitsche, als er seinen Kopf herum schwenkte, sah man Brono glitzern. Er blickte sich sorgfältig um, damit er nichts verpasste, falls sie eine Spur von Anra entdeckten. Wieder und wieder hatte er versucht sie mit seinem Geist zu erreichen, doch sie war zu weit weg, aber schwach spürte er, dass es ihr zumindest im Moment gut ging. Da passierte es, es war als wäre sein Weg zu Anras Bewusstsein blockiert worden. Keine Schmerzen, nichts drang von Anra zu ihm herüber, aber es war nicht so wie wenn sie ihren Geist vor seinem verschloss. 
Er spürte wie etwas über sein Bewusstsein glitt, aber nicht nur durch das, ein scharfer Stich fuhr ihm durch den Körper. Er schwankte und stürzte beinahe zu Boden, fing sich aber im letzten Moment ab und landete aber dann, da die Schmerzen zu schlimm wurden.
Auf einmal schien etwas in seinem Geist zu passieren, es veränderte sich etwas und seine Pein, nun auch in seinem Kopf, wurde stärker.
Er fing an sehr hoch zu Brüllen, da es sehr schmerzhaft war, doch das machte es nicht besser und plötzlich fiel sein Kopf auf den Boden. Noch mehr Schmerz, aber alles seiner und solange es Anra gut ging… Er schloss die Augen und hoffte seine eigene Pein würde vergehen, dann öffnete er sie und sah nichts, er sah gar nichts. Da waren die Schmerzen weg, einfach so und er wusste, dass sich alles nur in seinem Kopf abgespielt hatte und er spürte das Anra lebte und unversehrt gerade geblieben war. Er stellte sich normal hin, da bemerkte er, dass seine Verbindung zu ihr fehlte. Er hatte nur noch gerade das letzte Gefühl von ihr bekommen, mehr nicht.
Brono schluckte, nun spürte er, wie ein Reiterdrache seine Verbindung sah, im Gegensatz zu den wilden Drachen. Diese fanden es merkwürdig mit einer Person so sehr verbunden zu sein, sie waren stolz darauf, dass sie frei waren, und doch kam in Brono etwas Neid auf, denn Isonn wusste, dass Anra genauso alles für ihn tun würde, wie er für sie. Jedenfalls war das vor dem Bruch der Geistesverbundenheit so gewesen.
Cailleach flüsterte rau und hart in Samons Geist: „ Seine Reiterin ist nicht gestorben, dass fühlt sich viel schlimmer an. Er hat diese Leere nicht, er spürt sie nicht, er ist jetzt wie ein wilder Drache, nur, dass er sich an diese Verbindung erinnern kann, während die Freien, so eine Verbundenheit nicht einmal kennen… Aber ich glaube, ich weiß was passiert ist… Jemand hat diese beiden Bewusstseins von einander getrennt, nur für den Drachen ist das so schmerzhaft, wie Erzählungen sagen. Manche Reiter, die sich von ihren Drachen so richtig eben getrennt haben, erinnern sich manchmal gar nicht richtig an so ein Zusammenschluss ihrer Geister wie es früher war. So ein Zauber oder was immer das war, müsste schon längst vergessen sein oder gar nicht existieren, es berichten nur Sagen davon…“
Samon berichtete abgekürzt was Cailleach vermutete, erzählte aber Isonn nicht, woher er diese Information hatte. 
Nun holte Rowena ein Pergamentblatt aus ihrem Bündel und schrieb eine Nachricht für Eragon, in diesem erzählte sie dem Anführer ausführlich was alles geschehen war und was Cailleach dazu meinte. 
Mit einem Zauber schickte sie diese Nachricht zu ihm und baute nun ein Lager auf. 
Alle Anwesenden sollten sich erst einmal ausruhen, denn es war sehr viel passiert.

Eragon las den Rowenas Brief und war geschockt, als er sah das Isonn und Anras Verbindung gebrochen war, er hatte nicht einmal gewusst, dass das überhaupt möglich war. 
„Eragon, wenn Galbatorix damals Shruikan an sich binden konnte, obwohl er nicht sein rechtmäßiger Reiter war, dann kann man so eine richtige Verbundenheit bestimmt auch trennen…“, meinte Saphira.
Und auch Arya mischte sich ein: „Ich frage mich nur, wer solch eine Kraft hat um zwei Seelenverwandte im Geiste die Verbindung zu nehmen… Es muss ein sehr kraftaufwendiger und starker Zauber gewesen sein…“
Die Vier, auch Firnen, wenngleich er noch nichts gesagt hatte, befanden sich auf den Weg zu den Seelenhorten und diskutierten schon über den Brief. 
Saphiras Tochter war nun auch schon ein ganzes Stück gewachsen, war aber nicht mitgekommen, obwohl sie sehr neugierig war, denn erstens durfte sie nicht, sie war zu jung, und weil es schon abends war und sie somit schlief.
Umaroth erhob als erster seine Stimme: „Das ist in der Tat etwas sehr schreckliches, das am besten sofort behoben werden müsste, aber ich denke der Reiter müsste dazu hier sein…“
Eragon stimmte zu: „Ja, das ist richtig, aber von Anra fehlt jede Spur… Wie sollen wir sie denn auffinden?“
Es herrschte Stille, denn niemandem fiel etwas ein, selbst mit dem wahren Namen der Alten Sprache würde es ihnen nicht gelingen.
Schließlich lenkte Eragon das Thema auf die bevorstehende Stadt und erläuterte ihnen Murthags Plan, dass auch bald neue Einwohner her kommen würden. 
„Das wird interessant denke ich, vor allem mit den Wilden Drachen… Ich werde einen der ‚wilden‘ Eldunarí fragen, ob er auch diesbezüglich mit ihnen reden kann, ich denke, dass sie ihn besser verstehen würden…“, meinte der weiße Drache.
Bald darauf verabschiedeten sich die Reiter und ihre Drachen von den Eldunarí, denn es war schon spät in der Nacht.
Eragon lag in seinem Bett, wach, denn er fand keinen Schlaf. 
Schuldgefühle plagten ihn, denn er wusste, dass er sie hätte beschützen sollen.
Als er bemerkte, dass Saphira langsam wegen ihm wach wurde, verschloss er sorgfältig und heimlich seinen Geist vor ihr.
Da hörte er ein Pochen an seiner Haustür der Höhle. 
Vorsichtig erhob er sich und gurtete sein Schwert um, er wusste, dass das lächerlich war, denn welcher Feind sollte an die Tür klopfe, aber sicher war sicher.
Mit einem Zauber erhellte er den Raum und öffnete die Tür und erblickte Arya.
Ihre smaragdgrünen Augen schauten traurig und sie flüsterte: „Eragon… Habe ich dich geweckt? Es tut mir leid, aber ich konnte keinen Schlaf finden…“
Energisch schüttelte er den Kopf: „Ich doch auch nicht… Komm herein.“
Sie trat ein und gemeinsam setzten sie sich, in Eragon kleines Wohnzimmer, in zwei Korbstühle.
Eragon war unsicher, noch hatten sie auch noch nichts wegen sich geklärt, aber sie würde bestimmt über Anra reden wollen. 
„Eragon…ich finde… ich weiß jetzt ist eigentlich nicht der richtige Zeitpunkt, nach dem was in letzter Zeit alles passiert ist, aber… ich muss dich einfach fragen…. Willst du mein Gefährte sein?“
Eragon war sprachlos, ja es stimmte, in letzter Zeit waren sie sich näher gekommen, aber er hatte nie gewusst wie Arya wirklich fühlte, und jetzt das.
„Ich… ich verstehe wenn du das nicht willst, nachdem ich dich immer wieder abgewiesen habe, aber bitte, bitte gib mir noch einmal eine Chance, eine Richtige…“
Und er nickte nur und sie begann zu strahlen, ein Lächeln überflutete ihre Züge. 
„Eragon, ich liebe dich, du bist mein Leben!“, sagte sie in der Alten Sprache. 
„Ich dich auch, danke, dass du sie erwiderst, mein Stern.“, antwortete er ebenfalls in dieser Sprache.

Eragon wischte sich den Schweiß von der Stirn, wie gut doch körperliche Arbeit tat um sich abzulenken. 
Ackerbau tat ihm gut, es erinnerte ihn an früher, als seine ganze Welt nur aus diesem einfachen Leben bestand.
Auch Arya half mit, es verbindete sie beide irgendwie noch mehr. 
Zwar konnte man den Anbau hier auch sehr einfach mit Magie betreiben, aber Eragon hatte einfach mal wieder Lust verspürt eine körperliche Leistung zu bringen und Arya war bei ihm geblieben und half ihm.
Es war später Nachmittag als er in die Höhle der Eldunarí ging, da sie etwas mit ihm besprechen wollten. 
„Eragon, wie du weißt liefern wir die Energie für die starken und zahlreichen Schutzzauber hier, nur uns ist ein weiteres Problem eingefallen, leider. Was ist, wenn es wieder so jemanden geben wird wie Galbatorix, der uns Eldunarí stehlen und ausnützen wird? Natürlich trainieren wir uns geistig selber, aber wenn wir besiegt werden? Die Insel stünde ohne Schutz da und auch du hättest nicht genug Kraft die Schutzzauber zu erhalten, vor allem wenn du auch noch kämpfen musst.“
Eragon nickte, er hatte aufmerksam zugehört, doch Glaedr, der gesprochen hatte, war noch nicht fertig. 
„Naja und deshalb haben wir beschlossen, sobald wir ein passendes Gefäß haben, jeden Tag dort etwas Energie hinein zuspenden, der die Insel im Notfall beschützen könnte. Tiere die eines natürlichen Todes sterben, können wir ihre restliche Lebenskraft entziehen und auch hinein liefern, natürlich werden wir das nicht tun, wenn diese noch leben oder noch sehr kämpferisch sind, nur sollten sie sehr leiden… Ich würde auch vorschlagen, dass die Schüler jeden Tag einen winzigen Teil in das Gefäß spenden, so dass sie auch etwas zum Schutz dieser Insel beitragen.“
„Ja, dass ist eine sehr gute Idee, nur was für ein Gefäß denkt ihr, könnte so eine große Menge Energie erfassen und liefern.“
„Nun ja… Wir dachten an einen Diamanten, dieser kann sehr viel Energie speichern, wie jeder Edelstein, nur muss dieser eben recht groß sein…“
„Wir könnten einen erschaffen… Nur mal so als Probe ob es noch funktioniert…“
„Gute Idee, Eragon. Wie wäre es, wenn du mich und noch ein paar von uns mitnimmst und wir gemeinsam einen erschaffen und an den richtigen Ort bringen?“
Der Drachenreiter nickte aber stellte noch eine Frage: „Und wo sollte dieser Ort sein?“
„Ich schlage vor, wir verschmelzen ihn mit dem Gestein, der Insel über der Schülerbücherei.“
Damit war das auch geklärt und sie machten sich auf den Weg.
Mithilfe eines sehr komplexen Zaubers, dem Namen der alten Sprache und der Eldunarí und Saphira, schaffte Eragon es, den Diamanten zu erschaffen und verschmelzen zu lassen. 
Daraufhin gaben die Eldunarí Energie hinein und der Anführer der Reiter verband den Edelstein mit den Schutzzaubern.  

Am nächsten Tag klärte Arya und Eragon die Schüler über den Stein auf, welche die Idee gut fanden und auch etwas Energie spendeten.
Kurz darauf flog Firnen mit Marna und Loni los, während Saphira mit ihrem Küken beschäftigt war.
Hroth ging mit Eragon zum See, wo die beiden schwimmend miteinander kämpften, die Seeschlange war einverstanden gewesen.
Arya unterdessen ging mit Rina in die Bücherei und las mit ihr.
Das Wasser spritze Hroth ins Gesicht, als er versuchte vor Eragon zu fliehen, doch dieser packte ihn am Fußgelenk und zog ihn wieder zu sich heran. Dann drückte er Hroth hinunter. Wild zappelnd konnte dieser sich befreien und versuchte nun selber Eragon unter die Wasseroberfläche zu bekommen. 
Gerade als beide eine kleine Pause machten, hörten sie das Geräusch.
Pfh, Pfh, ein lautes Donnern erfüllte die Luft und Eragon sah, dass zwei Drachen auf den See zu kamen. 
Der eine bemerkte sie und setzte zur Landung an, der andere tat es ihm gleich, ließ sich aber ins Wasser gleiten und stapfte zum Ufer.
Zwei Reiter sprangen ab und begrüßten Eragon und seinen Schüler. 
„ Eragon, da sind wir wieder.“, meinte Rowena in sanftem Ton.
„Ihr habt jetzt aber nicht sehr lange zurück gebraucht…“
„ja, wir haben uns beeilt. Brono möchte gleich zu seinesgleichen zurückkehren, aber erst möchte er wissen, was wir jetzt  wegen Isonn machen und Anra werden wir bald weitersuchen…“
Angestrengt dachte Eragon nach und sprach erst dann langsam: „ Ich denke wir werden Isonn weiterhin normal unterrichten, bis wir Anra wieder zurück geholt haben… Erst dann werden wir uns um das geistige Problem kümmern.“
Da ertönte auf einmal eine ganz andere Stimme: „Ich denke, dass ist nicht nötig, ich bin wieder da. Ich konnte mich befreien, als mein Bewacher, ein Schatten, kurzzeitig weg war und dachte ich wäre noch zu betäubt und verletzt wegen meiner Trennung zu Isonn.  Ich lief durch die vielen Tunnelsysteme und kam schließlich hier in der Nähe heraus. Von Fern hörte ich Stimmen und gelangte schließlich zu euch.“
Isonn quiekte auf, sie war wieder da. Seine Reiterin war wieder da.
Eragon wollte noch etwas fragen, doch in diesem Moment brach Anra zusammen, offenbar war sie sehr erschöpft.
Vorsichtig hob Samon und Eragon sie auf Isonn, der sie sofort zu ihrem Quartier brachte. 
Rowena kontaktierte eine der Elfen, die Heilerin war, damit sie sich im Notfall um Anra kümmern konnte.
Auch Brono verabschiedete sich und flog mit großen, langsamen Flügelschlägen zu den anderen Wilddrachen.

Eragon 5 - Neue Anfänge #Wattys2015Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt