Kapitel 40

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Ich lief den roten Teppich entlang die Treppenstufen hinunter. Da sich unser Zimmer in der ersten Etage befand machte es für mich wenig Sinn den Fahrstuhl zu benutzen, der sowieso immer voll war. Schon bevor ich in den Speisesaal trat, vernahm ich laute Stimmen aus dem Eingangsbereich. „Nichts Ungewöhnliches.", dachte ich erstmal und ging weiter. Der Saal war für diese Uhrzeit relativ leer und nur vereinzelt saßen Menschen an den Tischen und aßen ihr Frühstück. Ich lief direkt auf die Theke zu, an der es Brötchen und Aufstrich gab. Nachdem ich mich bedient hatte, setzte ich mich an einen freien Tisch. Noch immer fragte ich mich, wo Chris war. Normalerweise wachten wir um die gleiche Uhrzeit auf und gingen zusammen zum Frühstücksbuffet.

Nach dem Frühstück machte ich mich auf den Weg zurück in unser Zimmer. Noch immer war von Chris weit und breit nichts zu sehen. Die Stimmen aus dem Eingangsbereich unterhielten sich nach wie vor lautstark. Allmählich wurde ich neugierig. Also kehrte ich am Absatz des Treppenaufgangs um und schlich zum Foyer. Mein Herz schlug schneller, als ich sah, was dort vor sich ging. Ich atmete tief durch und versuchte ruhig zu bleiben, damit man mich nicht bemerkte. „Herr Reinelt, könnten sie den Mädchen bitte sagen, dass sie das Hotel verlassen sollen?", fragte die Frau von der Rezeption mit genervtem Unterton. Ich wandte meinen Blick zu den Mädchen, die sie meinte und plötzlich wurde mir so einiges klar... Es waren die gleichen, die Chris und mich gestern beobachtet hatten. Sie mussten uns verfolgt haben. Also hatte ich mir das doch nicht eingebildet. Ich ging einen Schritt nach vorn und nun erblickte ich Chris. Er stand in der Mitte von den Mädchen, welche aufgeregt auf ihn einredeten. „Können wir noch ein Foto machen?", fragte eines mit hoher Stimme. „Ich möchte noch ein Autogramm!", rief ein anderes. Meine Hände fingen an zu zittern. Was sollte ich tun? Ich holte tief Luft. Dann ging ich auf sie zu. Doch bevor ich etwas sagen konnte, wurde ich plötzlich von einem Security-Mann aufgehalten. „Gehörst du auch zu der Gruppe?", fragte er und sah mich dabei grimmig an. Ich schluckte. „N...nein, er ist mein Freund." Ich biss mir auf die Unterlippe. „Wirklich!", beteuerte ich und versuchte mir meine Nervosität nicht anzumerken. Der Mann nickte nur kurz. Plötzlich stellte sich jemand neben mich. Chris! Er legte seinen Arm um meine Hüfte. „Was wollen Sie denn von meiner Freundin?", fragte er und lächelte den Mann an. Ich sah verwirrt zu der Stelle, wo er eben noch mit den Mädchen gestanden hatte. Allerdings war diese jetzt leer. „Ihre Kollegen haben ihren Job gutgemacht und jetzt würden wir gern aufs Zimmer gehen." Mit diesen Worten griff Chris nach meiner Hand und zog mich weg. Ich sah noch einmal zu dem Security-Mann, welcher uns mit fragendem Blick hinterher sah.

„Was war das?", fragte ich, als wir in unserem Zimmer waren. Chris ignorierte meine Frage und legte sich aufs Bett. „Was war das?", wiederholte ich genervt. Er wuschelte sich durch seine gestylten Haare. „Das waren nur ein paar Fans.", sagte Chris ruhig. Ich verdrehte genervt die Augen. Als ob ich das nicht bereits wusste. „Was machen die hier?", fragte ich weiter. Er setzte sich auf und sah mich an. „Leo, komm mal her." Er zeigte mit der Hand neben sich. Widerwillig gehorchte ich. „Du weißt, dass ich viele weibliche Fans habe und es gibt nun mal welche, die die Grenzen der Privatsphäre überschreiten. Und das vorhin waren genau solche.", erklärte er. „Aber das kenne ich schon und ich weiß, wie ich mit denen umgehen muss. Und sobald die ihre Fotos und Autogramme haben, sind die wieder weg." Ich zwang mir ein Lächeln über die Lippen. Einerseits beruhigte mich das gerade, aber andererseits überforderte mich die Situation. Mal wieder. Ich legte mich neben Chris und starrte an die Decke. Er legte sich seitlich hin und sah mich, seinen Kopf auf einem Arm stützend, an. „Wir müssen bald auschecken.", sagte er ruhig. Ich nickte nur schweigend. Wenn ich an die bevorstehende Woche dachte wurde mir ganz komisch im Magen. Und wie sich bald herausstellen sollte, nicht ohne Grund.

Das Leben ist eine IllusionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt