Kapitel 14

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Ich kam erst wieder aus meinem Zimmer, als meine Mutter mich zum Abendessen rief. Und das auch nur widerwillig. Genervt saß ich an dem Holztisch und piekste mit der Gabel in meinen Spagetti herum. „Hast du gar keinen Hunger?" Meine Mutter setzte ihren „Ich-mache-mir-Sorgen-um-dich-und-würde-gern-wissen-was-los-ist-Blick" auf und durchbohrte mich dabei förmlich damit. „Es ist alles okay. Ich habe nur keinen Appetit." Es war nicht mal eine Lüge. Mir war tatsächlich nicht nach essen zumute. Ich stand auf, schüttete die Nudeln in den Müll und verließ die Küche. „Ich bin in zwei Stunden wieder zurück!", rief ich meiner Mutter noch zu und fügte ein leises: „Oder auch nicht." hinzu, bevor ich durch die Haustür nach draußen verschwand. Ich atmete die warme Sommerluft ein. Es war ein angenehmer Abend. Nicht so schwülwarm, wie die letzten Tage. Ich trat über den Kiesweg und lauschte dem leisen Klirren der Steine. Nervös ging ich zu Chris' Haus hinüber. Bevor ich die Klingel betätigte, atmete ich noch einmal tief durch. Ich sah, dass im Wohnzimmer das Licht brannte. Bestimmt saß Chris mit seinem Bruder, dessen Frau und den Kindern beim Abendessen. Ich wandte mich um und wollte wieder gehen, als ich plötzlich hörte, wie jemand die Tür öffnete. „Hey, Leonie." Ich erkannte die Stimme von Andreas' Frau. Ich drehte mich langsam um und blickte in zwei strahlendblaue Augen, die mich freudig ansahen. „Wir sind gerade mit dem Abendbrot fertig. Möchtest du reinkommen?", fragte sie freundlich. Ich zögerte. „Komm, Chris freut sich bestimmt, dich zu sehen." Ich nickte und folgte ihr ins Haus. „Ich bin übrigens Anja. Habe mich beim letzten Mal gar nicht vorgestellt.", sagte sie, als wir durch den Flur Richtung Wohnzimmer liefen. „Freut mich.", brachte ich leise über die Lippen. Sie war eine sehr offene und freundliche Person und doch fühlte ich mich ihr gegenüber wie ein Kind. Naja, wenn man es genau betrachtete, war ich das ja auch. Schüchtern trat ich in das große Wohnzimmer. Die Jungs von Andreas und Anja rannten über den weißen Perserteppich und spielten Fangen. Als ich meinen Blick zum Tisch wandte, erkannte ich Chris, der über ein Buch gebeugt war. Es schien sehr spannend zu sein. Grinsend deutete Anja mir, dass ich zu ihm gehen sollte. „Hey, Chris. Ich habe dir eine Überraschung mitgebracht." Er hob seinen Kopf langsam an. „Hey." Ich winkte ihm leicht schüchtern zu und musste lachen, als ich sein überraschtes Gesicht sah. „W...was machst du denn hier?", fragte er, im ersten Moment etwas verwirrt. Nachdem er sich gefangen hatte, stand er auf und kam auf mich zu. „Ich wollte dich sehen.", sagte ich so leise, dass nur wir beide es hören konnten. „Wir können gern in mein Zimmer gehen.", flüsterte Chris und sah kurz zu seinem Bruder und Anja, welche sich inzwischen neben ihren Mann gesetzt hatte. Ich nickte. Chris nahm meine Hand. „Wir gehen hoch.", erklärte er den beiden, von denen wir nur ein grinsendes: „Viel Spaß." ernteten. Ich spürte, wie mir die Röte ins Gesicht stieg und war froh, als wir endlich das Wohnzimmer verließen.

„Hat deine Mutter dich gehen lassen?", fragte Chris, als wir auf seinem Bett saßen. „Ich habe gesagt, dass ich in zwei Stunden zurück bin. Das sollte reichen.", erklärte ich grinsend. „Ihr scheint ja nicht so das beste Verhältnis zu haben, nh?" Ich nickte leicht. „Ist aber egal. Ich bin jetzt hier und möchte nicht über meine Mutter reden.", versuchte ich das Thema zu überspringen, aber Chris ließ sich nicht abschütteln. „Hat das einen Grund? Ist es wegen euerm Umzug?", fragte er weiter. Ich verdrehte die Augen. „Leo, hör auf die Augen zu verdrehen.", ermahnte er mich streng. Ich schluckte. Was sollte das denn jetzt? „Sie hat das alles mit dem Umzug hinter meinem Rücken geklärt.", beantwortete ich seine Frage pampig. Ich war doch nicht bei ihm, um jetzt über meine Familienverhältnisse zu reden. Er wusste sowieso schon alles. Naja, fast. „Okay." Ich atmete erleichtert aus.

„Leo, es ist schön, dass du hier bist. Ich wollte sowieso nochmal mit dir reden.", sagte er nach einigen Sekunden des Schweigens. Ich biss mir auf die Unterlippe. „Ist es wegen unserem....Kuss?" Nervös knete ich mit meinen Händen. Er nickte. „Was ist das jetzt zwischen uns? Wir haben uns doch nicht einfach so geküsst, oder?" Wow, ich wusste gar nicht, dass Chris auch so offen sein konnte. Immerhin hatte ER mich geküsst und nicht ich ihn. Okay, ich war auf seinen Kuss eingegangen, aber...ach was rede ich mir hier eigentlich ein. Ich schüttelte den Kopf, woraufhin ich einen fragenden Blick von Chris erntete. „Ähm...ich weiß nicht...du...ich...", stotterte ich nervös. „Ich mag dich." Ich wandte meinen Blick auf die Bettdecke. Warum hatte ich das jetzt gesagt? „Hey." Chris legte seinen Zeigefinger unter mein Kinn und hob meinen Kopf leicht an. „Ich mag dich auch, sehr sogar.", flüsterte er kaum hörbar. „Und ich würde gern mit dir zusammen sein." Mein Herz fing wie wild an zu rasen und in meinem Magen kreisten hunderte...nein, tausende Schmetterlinge umher. Ich hatte mich gerade verhört oder? Das hatte er jetzt nicht gesagt. Ich wollte gerade etwas sagen, als er mit seinem Gesicht näher kam. Ich presste meine Lippen aufeinander. „Du bist was ganz besonderes", hauchte er und dann lagen seine Lippen plötzlich auf meinen. Ich erwiderte seinen Kuss zärtlich. Wir schlossen unsere Augen. Um uns herum wurde alles verschwommen, als würden wir in unserem eigenen Universum schweben.

So langsam geht es zur Sache zwischen den beiden oder was meint ihr? ;) Ich bin gerade dabei, ein wenig Spannung in die Handlung reinzubringen und glaube, dass es mir gelingen wird. :D Ihr könnt gespannt sein, wie es weiter geht. Bin bereits dabei, das nächste Kapitel zu schreiben.

Das Leben ist eine IllusionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt