"D..D..Dad?" Ich sah mit erschrockenem Gesicht zum Esstisch, wo Andreas, Ines und mein Vater saßen. Tränen stiegen mir in die Augen und meine Hände zitterten. Er stand auf, kam langsam auf mich zu und eh ich mich versah, lag ich in seinen Armen. Schluchzend und immer noch total überrumpelt vergrub ich mein Gesicht in seinem Pullover. Ich atmete tief durch. "Was machst du hier? Und woher weißt du, dass ich hier bin?", fragte ich, nachdem ich mich aus seinen Armen gelöst hatte. Wir standen immer noch mitten im Raum. "Deine Mutter hat mir gesagt, dass du hier bist. ", sagte er, ohne auf meine erste Frage einzugehen. Ich wischte mir mit dem Arm übers Gesicht. Wahrscheinlich sah ich gerade mehr als verheult aus, aber das war mir in diesem Moment egal. "Ich ähhh." Ich drehte mich zu Chris um, der ziemlich verwirrt aussah. "Das ist Chris, mein Freund.", stellte ich ihn lächelnd meinem Vater vor und er stellte sich neben mich. Zurückhaltend schüttelte er seine Hand. Chris und zurückhaltend. Dass ich das nochmal erleben würde. "Hi, freut mich, dass du meine Tochter so glücklich machst.", sagte mein Vater lässig. Ich war etwas erstaunt darüber, dass er Chris auf Anhieb zu mögen schien. Wir setzten uns zu Andreas und Ines an den Tisch. "Und du wohnst jetzt also hier?" Dad sah mich an. Seine sonst grauen Haare hatte er leicht schwarz gefärbt, was ihn deutlich jünger aussehen ließ. Ich nickte schweigend. Einen Augenblick lang sagte keiner ein Wort. Bis Andreas uns fragte, ob wir etwas trinken wollten. Mein Vater lehnte dankend ab, aber ich nahm ein Glas Wasser. Andreas verschwand in der Küche. "Dad? Warum bist du hier?" Ich sah meinen Vater ernst an. Es war mir noch immer ein Rätsel, was er hier in Bünde wollte. Er biss sich auf die Unterlippe. "Eigentlich....", fing er leise an. "Eigentlich wollte ich um deine Mutter kämpfen, aber ich habe vorhin schon ihren Neuen kennengelernt." Ich schluckte. Dad wollte um meine Mutter kämpfen. Wenn er wüsste... Ich überlegt kurzzeitig, ihm von dem Streit mit ihr zu erzählen, aber ich entschied mich dagegen. "Dann kämpf um sie!", versuchte ich ihn zu ermuntern. Er sah mich verwirrt an. "Meinst du?" Ich nickte. "Wenn du es nicht versuchst, wirst du es irgendwann bereuen.", sprach ich weiter. Klar, mein Vater hatte Fehler gemacht und ich hatte es ihm echt lange übel genommen, dass er mit seiner Sekretärin durchgebrannt war. Aber das er jetzt extra hier her gekommen war, um um meine Mutter zu kämpfen, zeigte doch, dass er sie noch liebte. Oder? Wir sprachen noch eine ganze Weile über die vergangenen Monate und ich erzählte ihm auch, dass ich in zwei Tagen mit Andreas und Chris auf Tour ging. Naja, ich nannte es eine Rundreise, da ich nicht wusste, ob die beiden wollten, dass ich von ihrem Job erzählte. Im Gegensatz zu meiner Mutter, nahm er es gelassen. "Aber dass du mir ja gut auf meine Tochter aufpasst!", ermahnte er Chris mit einem Lächeln im Gesicht. Chris nickte. Irgendwann musste Dad gehen. Er wohnte vorübergehend in einer Pension direkt um die Ecke.
"Dein Vater ist echt nett.", sagte Chris, als wir am Abend in seinem Bett lagen. Ich murmelte ein nachdenkliches "Mh". Chris legte sich seitlich hin und sah mich an. "Was ist los?", fragte er besorgt. "Ich freue mich nicht auf morgen.", antwortete ich kaum hörbar. "Schatz, es ist dein Geburtstag...und ich weiß, dass du keine Lust auf diesen René hast. Aber da musst du jetzt durch." Hach, Chris hatte gut Reden. Er stand nicht zwischen zwei Stühlen. So gern würde ich nur mit Mum und Dad feiern. So wie jedes Jahr. Einen Spaziergang am Strand machen, nachdem wir uns die Bäuche mit Kuchen vollgefuttert hatten. Aber das gab es nun nicht mehr. Und ich wusste, dass es auch nie wieder so werden würde.
Ich schloss die Augen und dachte an früher. Das Meer. Es fehlte mir so sehr. "Gute Nacht mein Schatz.", flüsterte Chris und gab mir einen Kuss auf die Stirn. Ich lächelte, auch wenn er das in der Dunkelheit nicht sehen konnte. Morgen lag ein anstrengender Tag vor mir. Und ich wollte, dass er so schnell wie möglich vorbei ging, ohne irgendwelche Zwischenfälle. Aber wann geschah in meinem Leben schon mal etwas so, wie ich es mir wünschte. Genau, nie!
Schönen guten Abend. Oh man, ich bin so müde.😴 Nächstes Wochenende fahre ich, wahrscheinlich vorerst das letzte Mal, Ski.⛷ Es soll die nächsten Tage so warm werden. Irgendwie ist das ja ganz schön, aber ich bin ein Winterkind.😁
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Das Leben ist eine Illusion
Fiksi PenggemarNeue Stadt. Neues Haus. Und neue Nachbarn. Doch wer sind diese Nachbarn? Wer ist dieser unglaublich gut aussehende Typ, namens Chris, der mich vom ersten Tag an verzaubert? Unsere erste Begegnung konnte kein Zufall gewesen sein. War es Magie? All di...