Kapitel 13

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Chris' grinste schelmisch. „Ich hole dich ab.", sagte er und küsste mich zur Begrüßung auf die Wange. Ich wurde rot. „Woher weißt du denn, dass ich hier zur Schule gehe?" Verwirrt sah ich ihn an. Sein Grinsen wurde noch breiter. „Wir haben weit und breit nur die eine Schule.", antwortete er lachend. Ich presste meine Lippen aufeinander. Dann deutete er mir, dass ich ihm folgen sollte. Ich murmelte ein leises: „Jaja." und trottete ihm hinterher. Irgendwann blieben wir vor einem alten Golf 3 stehen. „Ist das deiner?", fragte ich und konnte mir ein Lachen nicht verkneifen. Chris setzte einen Schmollmund auf. „Der hat schon ein paar Jährchen auf dem Buckel, aber fährt noch wie eine eins!", versuchte er sich zu rechtfertigen. Ich nickte grinsend und nahm auf dem Beifahrersitz Platz. Als Chris den Motor anschmiss, brummte der Golf laut auf. „Klingt aber nicht mehr sehr gesund.", bemerkte ich und musste erneut lachen. „Hör auf mein Baby so zu beleidigen." Chris legte seine Hände fest ans Steuer und fuhr los. Die restliche Fahrt über, versuchte er mich über meinen ersten Schultag auszuquetschen. „Deinen Klassenlehrer kenne ich noch von früher.", sagte er stolz, als ich den Namen Lorenz erwähnte. Mit weit aufgerissenen Augen starrte ich Chris an. „Ernsthaft?", fragte ich ungläubig. Lachend nickte er. „Er war früher mein Chemielehrer. Es ist ein Wunder, dass er noch im Dienst ist." „Wie lange bist du denn schon nicht mehr in der Schule?", fragte ich und presste meine Lippen aufeinander. Es war mir total unangenehm, ihn nach seinem Alter zu fragen. Auch, wenn es nur eine indirekte Frage war. Chris schien einen Moment zu überlegen. „Um genau zu sein...seit 12 Jahren.", murmelte er leise. Ich schluckte. Also war er jetzt 30? Wow. Ich hatte mich in einen richtigen Mann verliebt. Verliebt? Kopfschüttelnd verwarf ich den Gedanken. Ich war nicht in Chris verliebt. Niemals. „Was ist?" Ich wandte meinen Blick aus dem Fenster und sagte nichts. „Leo, hab ich dich damit jetzt verschreckt?" Schweigend drehte ich meinen Kopf zu Chris. „Nein, ich...ehm...ich hatte nur nicht damit gerechnet, dass du...ähh..." Ich biss mir auf die Unterlippe. „Bloß nichts Falsches sagen!", sagte ich mir in Gedanken. „Dass ich so alt bin?" „Du bist nicht alt!", widersprach ich lauter, als beabsichtigt. Chris lachte. Fragend sah ich ihn an. „Wir sind da." Ich hatte überhaupt nicht bemerkt, dass das Auto bereits stillstand. Grinsend stieg ich aus und hängte meine Tasche über die Schulter. Chris lief um das Auto herum und stellte sich vor mich. „Wenn du jetzt nichts mehr mit mir zu tun haben möchtest, kann ich das verstehen.", sagte er betrübt. „Es ist mir doch egal, wie alt oder jung du bist. Ich mag dich nicht wegen deines Alters, sondern weil du ein toller Mensch bist." Leonie, seit wann kannst du plötzlich so ehrlich gegenüber einem Kerl sein? Er grinste bis über beide Ohren und ehe ich mich versah, hatte er mich plötzlich eng an sich gedrückt. Ich atmete sein Parfüm ein und schloss die Augen. „Du bist ein wundervolles Mädchen.", hauchte er mir in die Haare. Sprachlos genoss ich den Moment und war...glücklich. Ja, ich war glücklich. Wie wir da neben seinem Golf standen, auf dem Fußweg und nichts mehr um uns herum wahrnahmen. Nach einer gefühlte Ewigkeit löste ich mich von ihm. Lächelnd sahen wir uns in die Augen. „Weißt du eigentlich, wie sehr ich dich die letzten Tage vermisst habe?", fragte Chris leise. Ich schluckte. Er hatte mich also auch vermisst? Wow. „Ich..ähh..ich weiß nicht, was ich sagen soll.", murmelte ich und musste lachen. „Ist nicht so schlimm." Chris kam mit seinem Gesicht näher. „Ich weiß, dass dieses Gefühl auf Gegenseitigkeit beruht." Wir grinsten uns einander an und wieder war da dieses Prickeln, was ich bei unserem ersten Kuss schon verspürt hatte. „Hilfe!", dachte ich mir innerlich. Was machte dieser Kerl nur mit mir?

„Leo-Schatz!" Die Stimme meiner Mutter zerstörte den Moment in tausend kleine Scherben. Ertappt sahen wir beide zum Gartentor. „Na, wie war dein erster Schultag?" Freudestrahlend kam sie auf uns zu und nahm mich in ihre Arme. Verwirrt schaute ich sie an. „Ehh, ganz okay.", antwortete ich, etwas überfordert mir der Situation. Neugierig musterte meine Mutter Chris von oben bis unten. „Ihr seid euch also näher gekommen?", fragte sie, ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen. Genervt verdrehte ich die Augen. „Ich glaube Chris muss jetzt auch los.", bemerkte ich, um ihn von meiner Mutter zu befreien. „Ähm, ja.", stotterte dieser, ebenfalls etwas überfordert mit dem Ganzen. „Bis Morgen." Er zwinkerte mir so zu, dass meine Mutter es nicht mitbekam. Grinsend schob ich sie ins Haus zurück, wo ich mich sofort in mein Zimmer verziehen wollte. „Na liebes Fräulein, hast du mir nicht was zu sagen?" Ich drehte mich auf der Hälfte der Treppe nach unten. „Was denn?", fragte ich unwissend, obwohl ich genau wusste, was sie meinte. „Was läuft da zwischen dir uns diesem Chris?" Ich atmete tief durch. „Wir sind nur Freunde!" Genervt ging ich in mein Zimmer, ohne auf eine Antwort zu warten und legte mich, in Gedanken versunken, auf mein Bett.

Erstes Kapitel seit langem mit dem ich zufrieden bin. :3

Kleine Zwischeninfo: Weder das Alter von Chris, noch von Andreas oder seiner Frau/ seinen Kindern entspricht der Realität. Der Großteil der Handlung ist frei erfunden und für den Rest übernehme ich keine Garantie, dass der wirklich der Wahrheit entspricht.

Das Leben ist eine IllusionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt