3 ~ Jahr 1

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Nervosität breitete sich in Lupin aus, als er vor einem Wasserspeier stand. Professor McGonagall stand hinter ihm, die Hände auf seine Schultern gelegt, um den armen, zitternden Jungen zu beruhigen, und sagte dann das Passwort: "Schokofrösche."

Seltsames Passwort, dachte Remus, während er einen Schritt auf die Wendeltreppe zulief, die nach einer Sekunde erschienen war. Als er bemerkte, dass die Hexe hinter ihm keine Anstalten machte, ihm zu folgen, drehte er sich zu ihr um.

Ein aufmunterndes Lächeln erschien auf ihrem Gesicht. "Professor Dumbledore möchte unter vier Augen mit Ihnen reden. Machen Sie sich keine Sorgen."

Der letzte Satz schwirrte noch in seinem Kopf umher, als Remus die Treppe hinauf stieg. Er machte sich keine Sorgen. Er hatte Angst. Deswegen kostete es ihn einige Überwindung, an Dumbledores Tür zu klopfen.

Doch das Gefühl der Angst verschwand in dem Augenblick, als er vor dem Schulleiter stand, dieser ihm einen bequemen Sessel zum sitzen und ein Glas Kürbissaft anbot, welches der junge Werwolf jedoch dankend ablehnte. Das Festessen lag ihm noch schwer im Magen.

"Wie geht es dir, Remus?"

"Gut."

Dumbledore nickte, wissend, dass er nicht die Wahrheit gesagt hatte. Dann begann er zu erklären. Und Remus hörte die ganze Zeit über aufmerksam zu. In jeder Vollmondnacht würde Madame Pomfrey ihn exakt eine Stunde vor dem Mondaufgang abholen und ihn zu der Peitschenden Weide frühen. Die Weide war ein Baum, wie Dumbledore auf Lupins Nachfrage erklärte, welcher extra von Professor Greenwood für ihn gepflanzt wurde. Und als Remus ihn ein weiteres Mal unterbrach, um nervös zu fragen, wer denn abgesehen von McGonagall, Greenwood, Madame Pomfrey und ihm, Dumbledore, denn noch von seinem Problem wisse, lächelte der alte Schulleiter beruhigend. Greenwood hätte keine Ahnung, er habe einfach nur auf Albus Dumbledores Wunsch hin diesen Baum gepflanzt. Es sei Remus Entscheidung, ob er wollte, dass die Lehrerschaft davon erfuhr, damit sie am Tag nach Vollmond nicht zu streng mit ihm waren, doch der Werwolf entschied sich dagegen. Es könnte jemandem auffallen. Nach dieser Frage gab es keine Unterbrechungen mehr. Madame Pomfrey würde ihn beim Morgengrauen wieder abholen und in den Krankenflügel bringen, um ihn auf mögliche Verletzungen zu untersuchen und diese zu behandeln. Frühstück würde er im Krankenflügel bekommen, falls ihm danach war, und dann konnte er, sollten keine schlimmen Verletzungen vorliegen, ganz normal in den Unterricht gehen.

Und bevor Remus zu einer weiteren Frage ansetzen konnte, beantwortete Dumbledore sie auch schon. Es stehe ihm frei, jemandem von der monatlichen Verwandlung zu erzählen, aber sollte dieser jemand es nicht positiv aufnehmen, konnten sie nichts tun, um das zu ändern, immerhin wäre es Remus eigene Entscheidung gewesen. Sollte es jedoch jemand von alleine herausfinden und sich zuerst bei einem Lehrer oder gleich dem Schulleiter höchst persönlich melden, würde er - und das durfte unter keinen Umständen je irgendwer erfahren - das Gedächtnis ein kleines bisschen verändern. Aber der Lehrer, dem der Schüler das Geheimnis anvertraut hatte, würde ab da damit leben müssen.

Am Ende der Erklärung schluckte Remus Lupin schwer und stand mit wackeligen Beinen auf. Erst jetzt war ihm bewusst, wie riskant das ganze war. Wie ein Gerüst aus dünnem Glas, welches jeden Moment einzubrechen drohte.

Mit einem gezwungenem Lächeln verabschiedete sich der junge Werwolf und lief zur Tür. Er legte gerade die Hand an den Türgriff, als er den Professor nochmal sprechen hörte.

"Deine Mutter könnte krank sein."

"Wie bitte?", fragte Remus verwirrt, und drehte sich nochmal um. Dumbledore stand hinter seinem riesigen Schreibtisch und nahm eine kleine Schale in die Hand, welche Remus zuvor nicht aufgefallen war.

Mondlicht ~ WolfstarWo Geschichten leben. Entdecke jetzt