Fast eine Woche war vergangenen und Remus hatte den Krankenflügel auf Madam Pomfreys Anweisungen hin nicht verlassen. Ehrlich gesagt machte es ihm auch nichts aus. Er fühlte sich betrogen und wollte Sirius unter keinen Umständen sehen. Sirius. Wie hatte er das nur tun können?
Tief in Gedanken versunken sah der Werwolf aus dem Fenster. Weit in der Ferne konnte er gerade noch schemenhafte Gestalten auf dem Quidditchfeld ausmachen, eine von ihnen war Sirius. Und einen Moment später wusste er auch, welche. Mit seinen immer noch übernatürlich scharfen Augen - die Schwellung war etwas zurückgegangen - beobachtete er, wie eine Figur auf dem Besen das Feld verließ. Sie flog genau in seine Richtung, ohne Umschweife. Je näher die Person kam, desto deutlicher sah Remus das Gesicht. Sirius sah unglaublich gut aus. Seine schulterlangen Haare wurden vom Wind nach hinten geweht und seine grauen Augen waren so intensiv wie noch nie.
Dann erst bemerkte er die dunklen Ringe unter Sirius' Augen.Direkt vor Remus hielt er in der Luft an, kaum zehn Zentimeter trennen ihn noch von dem Fensterglas. Alles in Remus wollte das Fenster öffnen und seinen besten Freund in die Arme schließen. Aber er konnte nicht. Wie auch? Seinetwegen hätte er fast einen Menschen umgebracht.
Deswegen zog er mit einem Ruck die Vorhänge zu und wandte sich ab.
Mitleidige grüne Augen sahen ihn an, was er mit einem traurigen Lächeln quittierte."Was gibt's?", fragte er, um ihr gar nicht erst die Gelegenheit zu geben, etwas über Sirius zu sagen.
"Ich dachte, du könntest etwas Gesellschaft vertragen", meinte sie und setzte sich auf sein Bett. Da er die letzten Tage genug gesessen und gelegen hatte, blieb er vor ihr stehen.
"Danke", sagte er leise. Eigentlich dachte er, das Alleinsein würde ihm gut tun, aber alles, was er jetzt wollte, war Ablenkung.
"Hier sind deine Hausaufgaben, falls du mal Langeweile hast."
Lily legte einen Stapel Papiere auf seinen Nachtisch. Dann reichte sie ihm einen Brief.
"Der ist von Professor Slughorn", erklärte sie. "Da du keinen anderen Besuch empfangen darfst oder willst, hat er mich gebeten, ihn dir zu überreichen."
Kurz fragte Remus sich, warum Slughorn ihm denn einen Brief schicken sollte, aber sobald er die ersten Worte las, fiel es ihm wieder ein. Die Einladung zu diesem komischen Treffen.
Seufzend legte er den Brief beiseite.
"Das Treffen vom Slug-Club ist nächstes Wochenende-"
"Slug-Club! Lily!"
"Was denn?"
Remus sah sie nur mit hochgezogener Augenbraue an.
"Okay, gut, ich versteh dich ja. Aber so schlimm sind die Treffen nicht, wirklich."
"Natürlich."
"Was ich eigentlich sagen wollte", fuhr sie unbeirrt fort und ignorierte den Sarkasmus in seiner Stimme. "Vielleicht könnte wir zusammen gehen, ich hasse es, dort immer alleine aufzutauchen."
"Meinst du, ich bin da schon raus aus dem Krankenflügel?"
"Nein", mischte sich plötzlich Madam Pomfrey ein. "Ich hab nicht alles gehört, aber du bleibst noch zwei Wochen."
"Können Sie ihn nicht wenigstens für einen Abend entlassen?", bat Lily freundlich und lächelte die Krankenpflegerin an. In diesem Augenblick konnte Remus echt verstehen, warum James so einen Narren an der rothaarigen Hexe gefressen hatte.
"Miss, ich verstehe ja, dass Sie ihren Freund gerne außerhalb des Krankenflügels sehen möchten, aber im Moment kann ich das nicht verantworten."
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Mondlicht ~ Wolfstar
FanfictionRemus Lupin. Sirius Black. Die wirklich wahre Geschichte. Die Rechte für diese fantastische Welt gehören J. K. Rowling!