6 ~ Jahr 2

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Triumphierend grinsten sich die vier Freunde an. Dann setzten sich drei von ihnen wieder hin und der vierte schloss erschöpft die Augen. Plötzlich fiel ihm etwas ein.

"Peter?"

"Hm?"

"Was ist mit Schniefelus?"

"Ach ja", fiel auch dem pummeligen Jungen wieder ein. "Ich hab den Schokofrosch gefunden und wollte wieder hierher kommen, da hab ich ihn gesehen. War wohl auf dem Weg zum Unterricht oder so. Jedenfalls, als er gemerkt hat, dass ich alleine war, hat er angefangen zu grinsen und den Zauberstab gezogen. Und ehe ich mich versah lag ich auf dem Boden und er hatte den Schokofrosch in der Hand!"

Aufgebracht fuchtelte Peter während seiner Erzählung mit den Händen herum. "Er isst doch überhaupt keine Schokolade!"

Wütend zog er seine Augenbrauen zusammen und zum ersten Mal in ihrem Leben hatten James und Sirius so etwas wie Respekt vor ihm. Noch nie hatten sie ihn so erlebt und hätten auch nie gedacht, dass er mal so wegen eines Schokofroschs in Rage sein könnte.

"Das macht doch nichts, Pete", versuchte Remus ihn zu beruhigen, doch es brachte nichts.

"Doch! Es war mein letzter Frosch, den wollte ich einem Freund geben und nicht einem Feind! Du hast jetzt keine Schokolade. Keiner von uns hat Schokolade."

Betrübt ließ Peter seine Schultern hängen. Remus jedoch war gerührt. Irgendwie war es schon ein tolles Gefühl, wenn man solche Worte hörte.

"Wirklich, Peter, es ist schon gut. Wir werden uns an Schniefelus rächen und ich komme auch ohne Schokolade klar."

Alle wussten, dass er log. Jeder konnte sehen, dass er sich wirklich Schokolade wünschte. Doch niemand sprach das Thema an.

"Das ist das erste Mal, dass du vorschlägst, einen Streich zu spielen, Remus. Ich bin entsetzt, von dir hätte ich etwas mehr erwartet", neckte ihn Sirius lachend, was auch die anderen zum Lachen brachte. Es war wirklich neu, denn auch wenn Remus immer dabei war, er selbst schlug nie etwas vor, was sie alle in Schwierigkeiten bringen würde. Und jedem war bewusst, dass er ein außerordentlich gutes Talent hatte, nicht selbst entdeckt zu werden, wenn sie sich für einen Streich getrennt hatten. Keiner der dreien wusste, dass es an seinen Werwolf-Sinnen lag, weswegen er meistens merkte, wenn sich jemand näherte, doch sie waren immer beeindruckt gewesen. Und es kam ihnen nie in den Sinn, Remus zu verraten, auch wenn er oft genug angeboten hatte, sich zu stellen. Er fühlte sich einfach schlecht, da auch er daran beteiligt war, doch jedes Mal redeten es ihm die anderen aus. Erstens wollten sie es wirklich nicht und zweitens war es gut für alle, wenn die Lehrer dachten, dass Remus der Vernünftige war. Sie vertrauten ihm am meisten, immerhin hatte er auch etwas an sich, was vertrauenswürdig war, wenn man sich an die Narben gewöhnt hatte. Dann hatten die meisten Lehrer Mitleid und bei seinem unschuldigen Lächeln vermutete sowieso niemand, dass er sich nachts durch die dunklen Korridore schlich und nicht gern gesehene Sachen plante. Tagsüber erst recht nicht.

"Warte mal", rief Sirius plötzlich und ein Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus.

Und im nächsten Augenblick war Sirius verschwunden.

***

Und tauchte erst am Nachmittag auf. Inzwischen war McGonagall gekommen, hatte James und Peter weggeschickt; in die letzte Unterrichtsstunde, und nach Sirius gefragt. Ehrliches Schulterzucken war die Antwort. Und Gryffindor hatte fünfzehn Punkte verloren. Remus fühlte sich schlecht, doch noch schlechter, als James und Peter nach dem Unterricht bei ihm auftauchten und erzählten, dass Sirius immer noch nicht da war.

Aber nur wenige Minuten nach ihnen stürmte Sirius Black mit erhitzten Wangen in den Krankenflügel und entleerte seine Taschen auf dem Bett neben Remus. Mit großen Augen starrte der Werwolf auf die Berge an Schokolade, die sich dort auftürmten.

Mondlicht ~ WolfstarWo Geschichten leben. Entdecke jetzt