Die ganzen Sommerferien über hatte Remus nichts von Sirius gehört. Gar nichts. Entsprechend besorgt war er nun also eine Stunde zu früh am Gleis neundreiviertel und hielt Ausschau nach seinen Freunden. Ihnen hatte er auch schon ein Abteil reserviert, denn er hatte nicht vor, sich zu den anderen Vertrauensschülern zu setzen.
Peter war der erste, der auftauchte. Er ließ seine Eltern stehen, um zu Remus zu laufen. "Hey, Moony", begrüßte er ihn und gab ihm eine Umarmung.
"Hey, Wurmschwanz.""Du, könntest du mir vielleicht kurz helfen mit-"
"-deinem Koffer?", fragte Remus und lachte auf, als Peter beschämt mit dem Kopf nickte. Sobald der Werwolf die Koffer in dem Abteil verstaut hatte, stellten sich die beiden wieder auf den Bahnsteig und warteten gemeinsam auf die beiden übrigen Jungs. Lily kam in der Zwischenzeit zu ihnen, und wollte wissen, ob es in den Ferien Schwierigkeiten bezüglich seines kleinen pelzigen Problems gab, was Remus verneinte. Dann verabschiedete sie sich von den beiden Rumtreibern und ging wieder zu ihren Eltern. Es war fünf Minuten vor Abfahrt, als die restlichen Rumtreiber in Begleitung von James' Eltern auftauchten.
"MOONY!", rief Sirius überschwänglich und fiel ihm um den Hals. Dann ging er über zu Peter, während James Remus in eine kurze Umarmung schloss.
Sie hatten keine Zeit für große Worte, also verabschiedeten sie sich schnell von James Eltern und betraten den schon langsam los fahrenden Zug.
Im Abteil angekommen ließen sie sich auf den Sitzen nieder und begannen zu quatschen. Nun ja, die anderen begannen. Remus hielt sich zurück. Irgendwann, als die anderen unbekümmert über das nächste Schuljahr sprachen, ertrug Remus es nicht mehr.
"Tatze?", fragte er, aber der Junge hörte nicht, er war dabei, den anderen eine spannende Geschichte zu erzählen, wie er vorhatte, in Zaubertränke besser zu werden als Snape.
"Tatze?"
Als erneut keine Reaktion kam, wurde er etwas lauter. "Sirius!"
Erst dann hielten die Rumtreiber inne und blickten ihn an. Sie wussten, immer wenn die echten Namen verwendet wurden, war es ernst.
"Was ist denn, Moony?"
"Wieso bist du mit Krones Eltern aufgekreuzt?"
Die Frage klang nur neugierig, nicht vorwerfend, aber James machte daraus einen Vorwurf, als er entgeistert fragte:
"Du hast es ihm nicht erzählt?"
Auf Sirius' Kopfschütteln hin, seufzte er enttäuscht auf und meinte: "Komm Wurmschwanz, wir holen uns etwas Essen vom Wagen."
Als die Abteiltür hinter ihnen zugegangen war, sah Remus ausdruckslos in die grauen Augen seines Gegenübers. "Was hast du mir nicht erzählt?"
"Ich bin abgehauen."
"Von deinem Zuhause?"
"Nun ja", meinte Sirius und schnitt eine Grimasse, "Zuhause kann man es wohl nicht nennen."
"Oh man, das tut mir leid."
"Muss es nicht. Bei James ist es doch eh viel schöner."
Remus nickte, konnte aber den verletzten Gesichtsausdruck nicht rechtzeitig verbergen.
"Remus..."
"Was?", fragte er mit gestellt normaler Stimme.
"Ich konnte mich nicht bei dir melden. Ich konnte einfach nicht."
"Aha."
"Man, Remus, versteh doch -"
"Ich will es aber gar nicht verstehen, Sirius!", fauchte der Werwolf auf einmal und blitzte seinen Gegenüber an. "Ich habe mir Sorgen gemacht, die ganzen Ferien über! Ich habe Briefe verschickt, Merlin weiß wie viele, aber meine Eule ist ohne Antwort zurückgekommen. Jedes. Verdammte. Mal."
"Ich weiß."
Bedrückt sah Sirius auf den Boden. Beide im Raum wussten, dass er sie erhalten hatte, aber nur einer wusste, warum es keine Antwort gab. Und er hatte nicht vor, das mit dem anderen zu teilen.
"Ich hab dich vermisst?", versuchte Sirius die Stimmung zu lockern und lächelte schief und unsicher.
Aus irgendeinem Grund brachte das den Werwolf zum Lachen, worin der Animagus erleichtert einstieg.
Beide redeten kein Wort mehr über die Briefe, auch nicht, als James und Peter zurückkamen und Remus klar wurde, dass Peter von der Sache gewusst hatte. Die Einzelheiten kannte er jedoch nicht, weshalb Sirius die Geschichte für die beiden Jungs erzählte. Wie er der Hand seines Vaters entkommen war, wie er sich in seinem Zimmer eingeschlossen hatte, wie er einen Brief von einem gut gelaunten James bekommen hatte und ihm dann klar wurde, dass das Leben nicht scheiße sein musste. Dann hatte er all seine Sachen gepackt, ziemlich viele Galleonen mitgehen lassen, und ist auf seinem Besen davongeflogen. Dummerweise geriet er in einen Sturm und flog mitten durch eine Regenwolke sodass er jämmerlich und komplett durchnässt vor James Tür stand und klopfte. Mitten in der Nacht um 2 Uhr. Als Sirius bei seiner Erzählung die Stelle erreichte, wo Mr. Potter die Tür öffnete und ihn zehn Meter durch die Luft schleuderte, weil er ihn für einen Todesser hielt, musste Remus lachen. Nicht nur nass und jämmerlich, sondern auch Schlamm überzogen, ließen ihn die Potters in ihr Haus, nachdem sich das Missverständnis geklärt hatte. Seit dem hatten die beiden Jungs eine ganz angenehme Zeit miteinander verbracht.
Remus freute sich für Sirius. Es klang so, als wäre er bei den Potters wirklich glücklich. Und nach all dem, was in seiner Familie passiert war, hatte er es auch verdient. Remus war klar, dass Sirius noch ein paar Sachen geheim hielt. Die blassen roten Striemen auf Sirius Wange, die er die ganze Zeit ziemlich geschickt mit seinen glänzenden Haaren verbarg, bewiesen ihm, dass er nicht die ganze Geschichte wusste. Dieses eine Mal, wo Sirius der Hand seines Vaters entkommen war, musste wohl eine Ausnahme gewesen sein. Aber der Werwolf dachte nicht weiter darüber nach, denn das war ja jetzt vorbei. Sirius lebte nun bei James und es schien, als würde sich das so schnell nicht ändern, also warum sollte er sich Gedanken um etwas machen, was der Vergangenheit angehörte?
So sehr er es auch versuchte, so ganz konnte er es nicht hinter sich lassen.
Es verursachte einen Stich in Remus Herzen, dass Peter davon gewusst hatte und er nicht. Wieso war es anders, Peter einen Brief zu schreiben? Was war es, dass es Sirius bei ihm unmöglich gemacht hatte, einen einfachen Brief zu verfassen? Drei Zeilen hätten gereicht!
Hey, Moony
Bin von zu Hause abgehauen, es geht mir gut.
Grüße, TatzeMehr hätte es nicht gebraucht.
Dumm nur, dass der Werwolf die Antwort nicht kannte. Stundenlang hatte der Black wachgelegen, gegrübelt, was er ihm schreiben könnte, aber jeden Versuch hatte er wieder verworfen. Immer, wenn er James leises Schnarchen vernommen hatte, hatte er sich einen Federkiel geschnappt und angefangen, aber immer wieder zerknüllt und verbrannt, damit der Potterjunge nichts mitbekam. Er versuchte sich daran zu erinnern, wie seine früheren Briefe ausgesehen haben, aber er wusste es nicht mehr. Er wusste gar nichts mehr. Er wusste einfach nicht, wie er mit ihm umgehen sollte, jetzt, da er herausgefunden hatte, dass er Gefühle für seinen besten Freund hegte.
A/N
1090 Wörter
Hoffentlich hat euch das Kapitel gefallen. :)
Ich hätte das schon im letzten Kapitel tun können, aber da gab es wichtigeres. Deswegen nun hier. Viele von den Harry Potter Fans finden es ja blöd, dass die Namen geändert wurden.
Hermione - Hermine
Prongs - Krone
etc.
Ich denke auch, dass es eigentlich besser wäre, wenn man die Original Namen verwendet hätte. Es sind Namen, die muss man nicht ändern. Aber ich finde es auch blöd, wenn in deutschen FanFictions die englischen Namen verwendet werden. Es macht keinen Sinn. Blöde Übersetzung hin oder her, es gibt nun mal eine deutsche Version, egal wie blöd, und wenn man auf deutsch schreibt, dann sollte man sich auch daran halten. Bitte fühlt euch nicht angegriffen, wenn ihr das so macht, es ist nur meine Meinung... Jeder kann es sehen, wie er will, aber ich wollte nur erklären, warum ich mich für Krone, Tatze, Wurmschwanz entschieden habe.
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Mondlicht ~ Wolfstar
Fiksi PenggemarRemus Lupin. Sirius Black. Die wirklich wahre Geschichte. Die Rechte für diese fantastische Welt gehören J. K. Rowling!