9 ~ Jahr 3

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Die Sonne schickte ihre ersten Strahlen am Horizont schon langsam auf den Weg, als Remus sich zum wiederholten Mal in seinem Bett umdrehte. Selbst nach einer Nachtwanderung konnte er keine Ruhe finden und der Grund war ganz allein Sirius. In dieser ersten Nacht hatten sie sich wieder herausgeschlichen - es wurde langsam zu einem Ritual. Diesmal hatten sie sich jedoch alle unter James' Tarnumhang zusammengekauert und Remus am Rand hatte nur Körperkontakt zu einer Person. Sirius war ihm so nah gewesen. Wieso hatte ihm das plötzlich etwas ausgemacht?

Erneut drehte er sich um und seufzte unzufrieden. Er brauchte dringend Schlaf. Es ging nicht so weiter, wenn er Sirius' Rat befolgen wollte, unabhängig davon, ob Lernen und gute Noten ihm wirklich eine bessere Zukunft verschaffen könnten. Ein Versuch war es jedenfalls wert.

Fest kniff er sie Augen zusammen und rollte sich auf den Rücken. Denk nicht an Sirius! Denk nicht an seine schönen, schwarzen Haare. An sein verschmitztes Grinsen, das ihn so unglaublich attraktiv machte. Arggh!
Remus schnappte sich sein Kissen, und presste es in sein Gesicht. Wieso war es auf einmal so schwer, eine Person aus seinen Gedanken zu vertreiben? So perfekt waren seine Augen nicht mal!
Allein bei dem Gedanken wurde ihm klar, dass er sich nur was vormachte. Schnell rief er sich Sirius' Körper in Erinnerung, um an seinem Aussehen zu finden, dass ihn nicht so vorbildlich erscheinen ließ. Statt jedoch zu merken, wie normal Sirius eigentlich war, wurde es nur noch schlimmer.

Genervt stöhnte er und rappelte sich schwerfällig auf. So schnell es seine untere Region zuließ lief er ins Badezimmer und ließ das Wasser der Dusche laufen, während er sich auszog. Schaudernd trat er unter den eiskalten Wasserstrahl und fragte sich, wie er nur bei dem Gedanken an einen seiner besten Freunde hart werden konnte.

Beim Abtrocknen hatte sich der junge Werwolf eine Lösung zurechtgelegt. Viele Jungs bekamen morgens nach dem Aufwachen einen Steifen. Das hatte nichts mit seinen Gedanken zu tun.

Als er mit einem Handtuch um den Hüften wieder den Schlafsaal der vier Jungs betrat, ignorierte er die kleine Stimme in seinem Kopf, die ihn daran erinnern wollte, dass zum Aufwachen auch Schlaf nötig waren. Den er nicht gehabt hatte.

Seine verwirrten Gefühle und Gedanken unterdrückend zog er sich schnell an und legte sich ins Bett. Morgen ist alles wieder normal, sagte sich der Werwolf, drehte sich auf die Seite und schloss die Augen. Völlig normal.

Hätte er gewusst, dass Sirius gerade in diesem Moment wach in seinem Bett lag und an den Moony dachte, der vorhin Oberkörperfrei das Zimmer betreten hatte, hätte Remus nicht so ruhig geschlafen. Jetzt war der junge Black derjenige, der schlaflos da lag und Gedanken durch seinen Kopf strömen ließ. Zum ersten Mal hatte er Remus' nackten Oberkörper länger als eine Millisekunde betrachten können. Dieser sorgte immer dafür, dass keiner der Jungs lange einen Blick darauf erhaschen konnte. Sirius verstand nicht, weshalb. Nur wegen der Narben? Die machten ihn doch gerade so einzigartig.

Unruhig wälzte er sich auf die andere Seite. Das Bild wollte einfach nicht aus seinem Kopf verschwinden.

Wenn Sirius nur wüsste, dass es seinem besten Freund ein Himmelbett weiter vor nicht allzu langer Zeit ähnlich gegangen war. Remus hatte es sich einfach gemacht; eine Methode angewandt, die er oft benutzte. Verleumdung.
Er ignorierte seine Gefühle für Sirius, die für einen Außenstehenden so offensichtlich waren (wenn diese wüssten, was in seinem Kopf abging). Tatsächlich hielt dieser Zustand nur kurze Zeit an, je nachdem wie man kurz definiert. In diesem Fall war kurz ein halbes Jahr, genauer gesagt endete es am ersten Weihnachtstag, der Tag nach Heilig Abend.

An eben diesem Weihnachtsmorgen stand Remus früh auf. Die folgende Nacht war Vollmond, also war es kein Wunder, dass er nicht schlafen konnte. Aber deswegen war er nicht wach. Er hatte gar nicht geschlafen, aus einem völlig anderen Grund. Die Geschenke an seinem Bettende ignorierend zog er sich an und verließ den Schlafsaal der Jungs. Peter war zum Glück über die Ferien nach Hause gefahren, was bedeutete, dass es einen Jungen weniger gab, vor dem er sich verstecken musste. Leise schlich er durch den Gemeinschaftsraum und kletterte aus dem Portraitloch.

Mondlicht ~ WolfstarWo Geschichten leben. Entdecke jetzt