Mondlicht ~ Wolfstar

32 ~ Jahr 7

Erstaunen. Das war die erste und deutlichste Reaktion, die die Rumtreiber an Lily sehen konnten. Danach änderte sich ihre Stimmung immer wieder schlagartig von beeindruckt, zu wütend, entsetzt und vieles mehr, was die ganzen Jungs mit Vergnügen beobachteten. Nun ja, im Grunde beobachtete sie nur ein Junge. Die anderen Zuschauer waren ein Hirsch, ein Hund und eine Ratte. Letzteres hatte es sich einfach auf dem Geweih des Hirschen gemütlich gemacht. Nebenbei bemerkte Remus, dass das Geweih innerhalb der letzten Jahre eine prächtige Entwicklung hinter sich hatte. Am Anfang kaum sichtbar, nun fast vollständig ausgewickelt.

Lily war wieder bei Entsetzten angekommen. "Ihr seid nicht registrierte Animagi! Wisst ihr eigentlich, wie viele Gesetze ihr damit brecht?!"

Da war die Wut wieder. Mit einem Mal stand James wieder da, die Ratte fing er mit einer Hand auf, bevor sie auf dem Boden plumpsen konnte. Dann legte er sie sanft auf einem Stein ab. Er war sich immer noch nicht sicher, wie viel Wurmschwanz in seiner Animagusgestalt vertragen konnte. Er sah einfach so zerbrechlich aus.

"Ich weiß", sagte er in einem ruhigen Ton, mit der Absicht, Lily zu beschwichtigen. "Aber wir hatten keine andere Wahl."

"Keine andere Wahl?", rief die feurige Hexe aufbrausend und stemmte ihre Hände in die Hüften. "Niemand hat euch dazu gezwungen! Bei Merlins Bart, warum wolltet ihr..."

Sie verstummte. In ihrem Kopf war anscheinend ein Licht aufgegangen.

"Werwölfe sind gefährlich. Für Menschen. Und ihr dachtet... Das ist wahnsinnig. Komplett irrsinnig."

Sie schüttelte den Kopf, sodass ihre roten Harre im Mondlicht glänzend hin und her schwangen. Es erschien ihr einfach surreal.

"Aber es hat funktioniert", meinte Peter. Auch er hatte sich zurück verwandelt. "Wir waren in der Lage, Remus bei Vollmond zu helfen. Seine Schmerzen bei der Verwandlung konnten wir zwar nicht lindern, aber er war harmlos in unserer Gegenwart, nun ja, zumindest für einen Werwolf war er harmlos. Andere Tiere hatten keinen Grund, sich zu fürchten. Und-"

"Moment mal", unterbrach ihn Lily schneidend. "Andere Tiere?"

Fuck, dachte Remus, als er merkte, wie ihr Gehirn arbeitete und Verknüpfungen herstellte. Sie wusste jetzt nicht nur, dass ihm seine Freunde bei Verwandlungen Gesellschaft leisteten, sondern ahnte auch, dass sie keineswegs immer in der heulenden Hütte blieben.

"Wir waren vorsichtig", beeilte James sich zu sagen und trat einen Schritt vor, um Lilys ungeteilte Aufmerksamkeit zu bekommen. "Wir hätten niemals zugelassen, dass jemandem ernsthaft etwas passiert."

"Weil ihr ja alle so ausgesprochen vernünftig seid", spottete die Hexe verächtlich und raufte sich die Haare.

"Lily - Evans -, glaub mir doch bitte. Ich weiß, die letzten Jahre habe ich mich nicht besonders verantwortungsvoll und vorbildlich verhalten, ich war arrogant - bin ich immer noch - und ein nicht ernst zunehmender Junge. Aber ich habe mich geändert. Ich bin vielleicht inner noch nicht perfekt, aber ich bin zumindest erwachsener geworden. Sogar Dumbledore sieht es, sonst hätte er mich nie zum Schulsprecher ernannt."

Zweifel bildeten sich in Lilys Gesicht ab, aber immerhin war sie noch da und nicht schon längst beim Schulleiter, um sie zu melden.

"Wir waren wirklich vorsichtig. Niemand sollte verletzt werden. Wir wollten einfach nur unserem Freund helfen, die grausamsten Nächte angenehmer zu gestalten."

Schlussendlich nickte Lily ergeben und auch Sirius traute sich, die Menschengestalt wieder anzunehmen. Wenn die Hexe wütend war, konnten ein paar scharfe Krallen bestimmt nicht schaden, da war er als Hund besser aufgehoben.