Mondlicht ~ Wolfstar

13 ~ Jahr 4

Leidenschaftlich presste Morland seine Lippen auf Remus', welcher den Kuss nur allzu gerne erwiderte. Es war mehr ein Kampf als ein Spiel, das sowohl Zungen als auch Hände involvierte, doch es hielt nicht lange an, bis der größere von beiden sich löste.

"Was ist los?", fragte der Werwolf atemlos und starrte in die dunklen Augen seines Gegenübers. Dieser schüttelte trüb den Kopf.

"Wie lange wollen wir uns noch heimlich in Nischen verstecken, zwischen zwei Unterrichtsstunden?"

Seufzend fuhr sich Remus durch seine verwuschelten Haare. Kurz stand er davor zu antworten, dass sie sich gerade nicht in einer Nische, sondern in den Jungstoiletten im vierten Stock befanden, und es schon mitten in der Nacht war, entschied sich dann aber doch für etwas anderes.
"Ich kann mich nicht outen. Noch nicht."

Überrascht sah Morland ihn an.
"Niemand weiß es?"

"Dass ich was für Schwänze übrig habe? Nein", sagte Remus sachlich, doch innerlich war er aufgewühlt. Wie würden seine Freunde reagieren? Das überlegte er sich schon seit fast einem Jahr.

"Ich dachte, die ganze Zeit ging es nur darum, dass du dich mit mir triffst. Nie wäre ich auf den Gedanken gekommen, dass - ernsthaft, nicht mal deine besten Freunde?"

Remus schüttelte den Kopf. Jetzt bekam er ein schlechtes Gewissen, aber was sollte er sagen? Hey, Jungs, ich finde es toll, wie ihr Schniefelus kopfüber hängen lässt. Übrigens, ich bin bi.
Nein, keine gute Idee.
Hey, Jungs, ich finde es nicht so toll, wie ihr Schniefelus kopfüber hängen lässt. Übrigens, ich bin bi.
Noch schlechter.

"Es - es ist noch recht neu", stammelte er und schluckte schwer. Morland durfte ihn nicht verraten. Auf gar keinen Fall.

"Lupin, alles gut, ich sage nichts."

"Wirklich?"

"Versprochen. Egal, wie es mit uns weiter geht, ein Outing sollte immer von einem selbst kommen."

Erleichtert lehnte sich Remus vor und küsste ihn, presste seinen Körper dicht an ihn. Voller Verlangen erwiderte der Junge den Kuss und vergrub seine Hände in Remus' Haaren. Als Remus seine Hüfte gegen Morlands stieß, stöhnte dieser auf, löste sich, indem er den Werwolf einfach etwas nach hinten schob, und schnappte atemlos nach Luft. Dann sagte er: "Ich glaube, du solltest jetzt gehen."

Dabei deutete er mit einer Hand nach unten auf die Beule in seiner Hose und grinste leicht, als er sah, wie die Augen des Werwolfs sich weiteten. Remus schüttelte den Kopf.

"Das glaube ich nicht."

***

Leise schlich Remus durch den Gemeinschaftsraum, in Gedanken immer noch bei dem, was er gerade getan hatte. Sobald er im Schlafsaal angekommen war, würde er erstmal seinen Mund gründlich ausspülen, bevor er sich hinlegte.

Das Gefühl wollte einfach nicht verschwinden, aber er hatte es ja so gewollt. Doch es kam nicht zu seinem Vorhaben.

"Moony!"

Oh nein, dachte Remus, als er über die Türschwelle trat. Dass seine Freunde noch wach waren, hatte er nicht erwartet. Immerhin war es schon tief in der Nacht.

"Hey", begrüßte er sie mit einem müden Lächeln. Peter lag auf seinem Bett und täuschte vor zu schlafen, James saß auf seiner Bettkante, hatte seinen Kopf angelehnt, die Brille schief auf der Nase, und sah erschöpft zu dem Werwolf. Einzig und allein Sirius war putzmunter.

"Wir gehen raus", sagte er strahlend und zog James auf die Beine. Danach versuchte er sein Glück bei Peter. Dieser grummelte und drehte sich auf den Bauch. Remus musste leise lachen, doch als Sirius ihn mit bittenden Augen ansah, hörte er schlagartig auf.