Kapitel 5

690 41 20
                                    

Sicht Hide

Ich ging mit einem beschämten Ken in den Armen in mein Wohnzimmer, legte ihn auf diese und brachte ein Kissen unter seinen Kopf an. Ich legte ihm noch eine flauschige Decke über, in die er sich daraufhin eingekuschelte, was sehr süß aussah. Ich setzte mich neben ihn auf die große Couch nieder kraulte ihm vorsichtig durch die Haare, wobei der Weißhaarige die Augen schloss. Mit kam in den Sinn, dass er Durst haben könnte. »Willst du einen Kaffee?« wollte ich gern wissen, aber da der junge Mann nicht damit rechnete, dass ich sprach, zuckte er leicht zusammen. Er bejahte nur mit einem Nicken und ich erkundigte mich bemitleident mit »Tut dir das Sprechen gerade so weh?« Er schaute mich mit so einem entschuldigenden und traurigen Blick an, bei den ich Tränen hätte vergießen können und bejahte erneut mit einem Nicken.

Ich ging also in die Küche um Kaffee zu kochen wobei ich etwas flennte, da mir Ken wirklich leid tat und ich nicht viel für ihn tun konnte. Es war nicht mal wirklich sein Körper, der kaputt war, sondern viel mehr seine Psyche. Irgendetwas war passiert und ich wollte ihn bald fragen, aber nicht zu diesen Zeitpunkt. Ich nahm 2 Kaffee Tassen mit und selbstverständlich die Kaffee Kanne.

Als ich um die Ecke kam, sah ich meinen besten Freund, der mit viel Mühe seine Augen öffnete. Ich flüsterte ihm traurig »Dir geht's echt schlecht, huh?« zu, was er erneut mit einem Nicken bestätigte. Ich stellte die Kaffee Kanne und die Kaffee Tassen auf dem Glastisch ab, nahm neben ihm Platz und schenkte uns den Kaffee ein. »Bediene dich!« forderte ich ihn auf, woraufhin er versuchte sich aufzurichten, jedoch scheiterte. Es bildeten sich Schweißperlen auf seiner Stirn und ächzte »H-Hide i-i-ich k-«. Ich konnte das nicht mit länger ansehen und warf »Pssst, ich verstehe schon.« dazwischen. Ich lehnte in an den Couchrücken und drückte sein Kopf leicht nach hinten. Ich erklärte ihm, dass er versuchen solle, sein Mund zu öffnen, was er mit viel Kraft schaffte. Ich ließ also den Kaffee in seinem Mund fließen, welchen er dann schluckte und dabei etwas erschauderte. Er trank um die 4 Tassen und keuchte erleichtert »Danke dafür.« Ihm viel es jetzt zwar deutlich leichter zu reden, aber man sah ihm die Müdigkeit an, weshalb ich etwas meckerte »1. Du musst dich nicht bei mir bedanken und 2. Ruhe dich aus!« Ken wollte widersprechen, aber war dann letztendlich doch zu schwach und platzierte ein Kissen auf mein Schoß und legte sich auf dieses. Ich war darüber positiv überrascht und wurde leicht rot, was er aber mit Sicherheit nicht mitbekam. Als der müde junge Mann sich zudecken wollte, übernahm ich dies für ihn und strich ihm durch seine weichen Haare. Irgendwann schlief Ken dann auch ein und ich dachte weiter nach. Ich begutachtete ihn erneut und sah auf seine weißen Haare, die tiefen Augenringe, die schwarzen Fingernägel und seine blasse Haut. »Was ist nur passiert?« seufze ich leise und traurig und bekam Tränen in den Auge, die ich aber unterdrückte.

Nach einer Weile sah ich auf die Uhr, die 18:05 Uhr anzeigte. Etwas geschockt darüber, dass es schon so spät war und ich immer noch kein Abendessen besorgt hatte, weiteten sich meine Augen leicht. Ich leckte Ken vorsichtig neben mich und wollte ein Zettel aus der Küche, worauf ich folgendes schrieb:
Hey Ken,
Wundere dich bitte nicht, wenn ich nicht da bin. Ich bin unser Abendessen bei dem Antik abholen, da ich nicht jemanden töten möchte. Ich bin bald wieder da und du kannst ja Fernsehen schauen und Kaffee trinken. (Kaffee und Fernbedienung liegen auf dem Tisch)
Bis später, Hide.

Auch wenn der Satzteil 'da ich niemanden töten möchte' nicht ganz stimmte, da ich schon zu viele Ghule und Menschen beseitigt habe, schrieb ich es mit einem schlechten Gewissen. Ich konnte es irgendwie nicht mehr; andere umbringen, ihnen das Leben zu stehlen. Also suchte ich mir Hilfe bei dem Café Antik, die ausschließlich Selbstmörder isst. Ich zog mir bequeme Stiefel, einen kuscheligen Mantel und einen grünen Schal an, da es draußen immer noch kalt und dunkel war, aber wen hätte es gewundert? Es war schließlich Winter und dementsprechend kalt. Ich verließ also die Wohnung, aber nicht ohne abzuschließen, aus Angst um Ken.

Was wenn es so wäre? (Hidekane  FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt