Kapitel 36

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Ich verstand überhaupt nichts mehr. Nichtsahnend kam ich nach Hause und dann spielte sich vor meinen Augen diese Szene ab. Wieder einmal betäubte ich ihn, weil ich ihn nicht ruhig bekam. Ich gab zu schnell auf und nahm den leichten Weg, weil mich dieses Szenario überforderte. Er wirkte so leblos, weshalb ich ihn auch sehr vorsichtig auf das Bett legte. Ken roch so stark nach Blut, doch es war nicht sein Blut. Es war von drei unterschiedlichen Menschen und dieser eine Geruch kam mir bekannt vor, was mir Angst machte. Trotzdem beschloss ich ihm seine Sachen zu wechseln und öffnete die Jacke von seinem Reißverschluss, wobei ich kurz stoppte, da mir der Geruch vom Blut noch intensiver in die Nase stieg. Ich schüttelte den Kopf und setzte meine Tat fort. Vorsichtig zog ich seine Arme aus den Ärmeln und legte die Jacke auf den Boden, da das Blut noch nass war. Es drang selbst durch die Jacke, da sein Shirt etwas blutig war. Ich holte einen frischen Schlafanzug, dessen Oberteil man zuknöpfen konnte. Am Saum zog ich sein Shirt über den Kopf und schmiss es ebenfalls auf den Boden. Mir fiel sein Bauch auf, denn diese dünnen Adern standen hervor, als ob sie überstrapaziert wären. Dass ich sein Herz leicht pochen sehen konnte, war definitiv abnormal und irgendwie sah es... schmerzhaft aus. Vor einiger Zeit war das noch nicht der Fall. Ich erwachte aus meiner Starre und streifte ihm die Ärmel des Oberteils über und begann es zu zuknöpfen. Ich betete innerlich dafür, dass er nicht aufwachte und dachte, dass ich mich an ihm erneut vergriff. Ich glaubte, dass wir das am wenigsten gebraucht hätten. Mir war nicht bewusst, dass Ken einen Gürtel trug, was mir aber im Nachhinein als sinnvoll erschien, da er eine Menge abgenommen hatte. Erst als er keine Hose mehr trug wurde mir bewusst, wie dünn er doch war. Seine Knie sahen so aus wie Tennisbälle und diese Knöchel an seinen Füßen, waren auch sehr ausgeprägt. Seine Socken ließ ich auch neben das Bett fallen, weil ich wusste, dass er es bevorzugte barfuß zu schlafen. Ich überlegte kurz, ob ich ihn seine Unterhose ausziehen sollte, überlegte es mir jedoch anders, da er es herausgefunden hätte und mir vielleicht an die Gurgel dafür gesprungen wäre, also zog ich ihm einfach die Hose über. Eigentlich war dieses Chloroform eine schlimme Sache. In wenigen Sekunden konnte man jemanden damit ausknocken und sonst was mit dem Bewusstlosen anstellen. Mir wurde ganz schlecht bei den Gedanken und ich hoffte, dass ich nie darauf kommen würde, wenn ich die Kontrolle verlieren würde.
Nachdem ich die Klamotten von Ken in die Waschmaschine schmiss, ließ ich mich seufzend auf die Couch fallen. Ich schaltete durch die Sender und blieb bei den Nachrichten. Als ich umschalten wollte kam eine Meldung, die mir das Herz in die Hose rutschen lies.
»[...] wurde ein Polizeiauto gefunden, indem Blut entdeckt wurde. Das Blut stammt nach den Ermittlungen von den Polizisten Maekawa Hiroshige und Iha Genichi. Ebenfalls wurde Blut von einer Frau mittleren Alters namens Toyoda Kikyo. Jedoch wurden keine Indizien des Täters hinterlassen, nicht einmal Haare, aber das Motiv deutet auf einen Ghul hin - «
Und da schielt ich den Fernseher aus. Mein Körper überkam ein Taubheitsgefühl und ich starrte mehrere Minuten auf den schwarzen Bildschirm. Irgendwann begann ich zu zittern und flüsterte »Kikyo-san... Warum?«
Ich wusste nicht einmal warum sie in einen Polizeiauto gesessen haben sollte.
Ich biss mir auf die Lippe, während ich nachdachte. Konnte es sein, dass...? Nein, nein, das konnte nicht sein... oder?
Mit einem mulmigen Gefühl im Magen stand ich auf und begab mich in das Schlafzimmer. Ken war wieder aufgewacht, was bedeutete, dass schon mehrere Stunden vergangen sein mussten. Doch er schaute mich nicht an. Ich glaubte mein Herz schlagen hören zu können, doch ich wollte mich versuchen zu überwinden, spürte dennoch einen Kloß im Hals. Es vergingen mehrere Minuten, in denen absolute Stille herrschte und die war unerträglich. Ken sah so unfassbar blass aus, wie eine Wasserleiche.
»Ken... Warst - Wurdest - Ach, verdammt! Hattest du etwas mit der Polizei zu tun? In den Nachrichten meinten sie, dass ein Polizeiwagen gefunden worden mit den Blut von zwei Männern und einer Frau...«
Er schwieg, aber biss sich auf die Lippe. Es war nicht klug gewesen, ihn direkt mit so einer Anklage zu konfrontieren, da er total fertig aussah. Es war mehr als falsch.
»Also stimmt es? Du hast... diese Frau und die Männer getötet und gefressen?« fragte ich, aber diese Frage wirkte auf ihn wahrscheinlich rein rhetorisch, denn er antwortete nicht. Ich schlug mir die Hände über den Kopf zusammen und flüsterte »Verdammt...«

Was wenn es so wäre? (Hidekane  FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt