Kapitel 17

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Mein Kopf und mein Bauch schmerzen als ich meine Augen aufschlug. Sonne schien durch das Fenster und jemand saß neben mir. »Ken...« brachte ich schwer heraus und legte meine Hand auf seinen Oberschenkel. Er erschrak etwas und drehte sein Kopf langsam zu mir. Ken starrte mir einfach nur wortlos in die Augen. Ich erinnerte mich zurück und bekam etwas Angst, aber ich zeigte dies nicht, denn Ken konnte dafür schließlich nichts. Ich wollte mich aufsetzen, jedoch durchzog ein Stich einen Teil meines Bauches, der mich wieder zurück fallen ließ. »Schone dich bitte...« wisperte Ken kaum verständlich, jedoch verstand ich es. »Es tut mir leid.« flüsterte er und schloss seine Augen. Dies sagte er oft und wurde dabei immer schwächer. Ich streckte meine Hände nach ihm und zog ihn nach unten so, dass er quasi in meinen Armen lag. Er wiederholte immer noch »Es tut mir leid, es tut mir leid,...«
Ich strich ihn durch seine weißen Haare und beendete es damit »Es ist in Ordnung. Du konntest nichts dafür...«
Er jedoch schüttelte müde sein Kopf, weshalb ich mich versicherte »Warst du die ganze Zeit über wach?«
Ken nickte und atmete etwas ruhiger und langsamer.
»Ken?«
»Hm?«
»Schlaf.« riet ich ihn, was er sich nicht zweimal sagen ließ.

Ich konnte meinen Blick von Ken nicht anwenden. Er sah ziemlich niedlich aus mit seinen leicht offenen Mund und seinen rosa-rötlichen Lippen. Als ich daran dachte, wie kaputt diese mal waren, erschauderte ich. Daran erinnere mich nicht gerne zurück. Ich begann leicht mit seinen Haaren zu spielen, da er sehr fest schlief. Nach einer Weile bekam ich ganz schön viel Durst, also stand ich auf, legte Ken vorsichtig ab und bewegte mich zur Küche. Dort angekommen, kochte ich mir Kaffee, aber ich fühlte mich auch etwas hungrig. Deshalb öffnete ich mein Kühlschrank, der überraschender Weise, leer war. Meine Gedanken an den Tag zuvor kehrten zurück. »Ach ja...« sagte ich knapp zu mir selbst und hoffte, dass der Kaffee wenigstens reichen würde, was er dann auch tat.
Als ich mich dann auf einen Stuhl setzte um zu trinken, ziehte etwas an meinen Bauch. Also zog ich leicht mein Oberteil hoch, um ihn sehen zu können und war zu erst geschockt. Ein Verband war herum gewickelt, den ich geschickt entfernte. Meine Wunde wurde genäht?
Fragte ich mich und sah mir die Fäden an. Sie waren so genau und perfekt genäht und ich erkannte ihr Muster wieder. Das war nicht Ken... Dieses Muster... Das ist Touka's Art...
Stellte ich fest. Touka war hier? Bei Ken?... Verdammt! Ich sollte ihr dankbar sein, stattdessen bin ich eifersüchtig!
Dachte ich mir schon wieder. Ich wickelte den Verband wieder um meinen Bauch und ging zurück in mein Schlafzimmer.

Ken lag da unverändert, zugegeben er bewegt sich wenig im Schlaf. Ich lehnte die Tür leicht an und setzte mich vorsichtig aufs Bett. Ich schlüpfte unter meine Decke unter sofort traf mich die Müdigkeit. Ich legte mich ebenfalls hin und strich Ken ein wenig durch seine Haare. Er rückte im Halbschlaf näher an mich, bis er schließlich in meinen Armen lag. Das ist so verdammt niedlich...
Dachte ich und merkte erneut, wie sehr ich ihn beschützen wollte. Ken sollte nicht mehr leiden, einfach glücklich sein und trotz der Tatsache, dass er ein Ghul ist glücklich leben. Nicht einfach nur überleben sondern wirklich leben.
»Ich liebe dich.« flüsterte ich kaum hörbar, doch plötzlich ertönte ein müdes, halbschlafendes »Was?«
Verdammt, er hat das jetzt nicht gehört?!
Dachte ich nervös und stotterte nur »Ach gar nichts, alles in Ordnung, schlaf weiter.«
Zuerst schaute Ken mich sehr verwirrt an, nickte und schlief wieder ein.
Mist. Das war jetzt nicht geplant... Wieso passiert mir immer so was peinliches?
Mit der Zeit, atmete ich immer ruhiger und schlief letztendlich ein.

Als ich aufwachte war ich alleine und dadurch war es etwas kalt. Ich rappelte mich auf und taumelte zu der geschlossenen Tür. Ich öffnete sie und schlenderte instinktiv zum Wohnzimmer. Ich schaute um die Ecke herum und erblickte den weißen Haarschopf von meinen besten Freund. Ich schlich um die Couch und stellte mich vor Ken. Er saß mit angewinkelten Beinen und den Kopf auf seinen Knien ruhend da. Er schlug ebenfalls seine Arme um seine Beine. Vorsichtig legte ich meine Hand auf seinen Kopf und er hob diesen langsam.  »Hey...« lächelte ich ihn an, doch er schaute mich nur mit Reue in den Augen an. Sie waren ebenfalls gerötet, weshalb ich fragte »Hast du geweint?«
Er schüttelte nur seinen Kopf. Aber da ich nicht länger darauf herumreiten wollte, ließ ich die Lüge auf sich beruhen und beendete es »Schon gut...«
Seufzend setzte ich mich neben ihn, aber er schaute mich mit unverändert an. »Lach doch mal!« versuchte ich ihn aufzumuntern, doch er schüttelte den Kopf.
Enttäuscht fragte ich »Willst du nicht mehr mit mir reden?«
Ken starrte mich erschrocken an und sagte dann »Nein, aber ich habe dich zu sehr verletzt, um mit dir reden zu dürfen.«
»Was redest du denn da? Mir geht es doch gut!«
»Aber wenn Touka nicht dagewesen wäre, wärst du jetzt tot!« argumentierte er entsetzt.
»Vielleicht« flüsterte ich »Aber ich bin nicht tot, also sprich bitte mit mir. Glaub mir, mich würde das sehr unglücklich machen, wenn du schweigst...«
»Aber-«
»Kein “Aber“!« unterbrach ich ihn und sah ihn scharf in die Augen.
»Wieso denkst du denn immer so?« flüsterte ich, aber er schien nicht ganz zu verstehen. »Ich meine, warum du denkst, dass niemand dich bräuchte, dass ich dich hasse, dass es besser wäre, wenn du verschwindest? Wieso denkst du so? Glaubst du, ich brauche dich nicht? Verhalte ich mich seltsam? Hast du wegen mir diese Gedanken?« ich verzweifelte beinahe daran, da ich es einfach nicht verstand. Er schüttelte heftig den Kopf und antworte »Diese Stimme sagt mir das immer wieder und ich habe... Angst. Ich fürchte mich davor, die Kontrolle zu verlieren, dich erneut in lebensbedrohliche Situationen zu bringen, dich fast umzubringen.«

Was wenn es so wäre? (Hidekane  FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt