Sicht Hide
Ich wusste, dass es falsch war wie ich mich verhielt. Warum war ich nur so schroff zu Ken? Mein Verhalten glich dem eines Kleinkindes, das immer Alles was ihm in den Sinn kam, herausschrie. Kontrollverlust, so konnte man es am Besten beschreiben, was bei einem Kleinkind nicht dramatisch, gar normal war, aber bei mir war es nicht tolerierbar. Ich wollte mich bessern, Ken beweisen, dass ich ihn nicht ausnutzte, sondern liebte. Aber wie sollte das funktionieren, wenn ich mich ständig nicht im Griff hatte? Und was wäre, wenn wir uns Beide mal nicht beherrschten und sich unsere schlechten Seiten trafen? War das überhaupt möglich? Es war so anstrengend nicht normal leben zu können, war es als Ghul überhaupt machbar? Es konnte alles so einfach sein, doch das war es nun mal nicht. Nicht als Ghul. Nicht als die Person, die ich war. Nicht als Ken. Es konnte nicht funktionieren, solange bis wir anfangen würden einen Weg zu finden, wie wir damit umgehen konnten. Solange wie wir nur trauerten, besserte sich die Situation nicht, denn von Nichts kommt Nichts. Wir hatten zwar den Willen, fröhlich und so gewöhnlich wie es ging zu leben, jedoch war der Pfad dahin noch verschleiert.
»Hallo, Hide?« riss mich Ken aus meinen Gedanken und rüttelte noch an meiner Schulter.
»Hm? Was? Sorry, hast du was gesagt?« fragte ich verwirrt, woraufhin er nur seinen Kopf schüttelte und hinterfragte »Wo bist du nur mit deinen Gedanken?«
Da ich ihn nicht beunruhigen, geschweige denn herunterziehen wollte, flunkerte ich schnell »Ach, nirgendwo. Lass und einfach mal ein Kaffee trinken, okay?«
Es kam ihm anscheinend selber komisch vor, da er eine Augenbraue hochzog und fragend »Okay?« nachsprach. Ich lächelte, hauchte ihn einen Kuss auf die Wange, nahm in an der Hand und zog in die Küche. Während ich den Kaffee kochte, schwiegen wir uns an. Es war mir etwas unangenehm, aber meine Stimme wurde automatisch etwas höher, wenn ich log. Das war mir erst vor Kurzem aufgefallen. Ich versuchte so gut wie es ging meine Tonhöhe zu unterdrücken und fragte »Wie lange hast du eigentlich Nichts mehr getrunken?« An der Theke angelehnt, zuckte der Weißhaarige mit den Schultern und blickte an die Decke.
»Wenn dein Magen schon leer ist, dann trinke wenigstens viel. Dir muss es auch nicht peinlich sein nachzufragen, ja?« erklärte ich ihn fürsorglich, woraufhin Ken verstehen nickte. Ich war lieber über fürsorglich als zu nachsichtig mit ihm. Damals konnte ich entweder nur über fürsorglich sein oder nur abweisend und ignorierend. Ich schaffte es nicht eine Balance zwischen beiden Fähigkeiten zu finden, deshalb entschied ich mich für die Überfürsorge. Nachdem der Kaffee fertig war, nahm ich zwei Tassen aus dem Schrank, wobei mir Eine ungeschickt aus der Hand fiel und dann auf dem Fliesen der Küche zerbrach. Ohne darüber nachzudenken hob ich die Scherben mit der bloßen Hand auf, was ja auch normal für ein Ghul war, doch Ken starrte mich erst ausdruckslos und dann geschockt an. Bevor ich fragen konnte, flüsterte er »Du hast gelogen...«
»Was?«
»Du hast gelogen! Du hast mich angelogen, das Antik, Touka...« sagte er etwas lauter, er schrie nicht, aber es war lauter als seine gewöhnliche Gesprächslautstärke. Seine Aussage ignorierend erzählte ich »Das ist es, Ken! Das ist der Grund für meine Aggressionen!«
»Wovon redest du?« fragte er sichtlich genervt, woraufhin ich antwortete »Ich habe die ganze Zeit meine RC- Zellen unterdrückt und ich habe das seitdem ich das Fleisch aß nicht mehr getan. Das muss der Grund sein!«
Das war natürlich nicht die Ursache, aber ich versuchte zwanghaft Eine zu finden. Ken holte mich auf den Boden der Tatsachen zurück und erklärte »Das ist doch Humbug, dann würden alle Ghule aggressiv sein.« Als ich etwas argumentieren wollte, sprach er weiter »Nehme doch jetzt nicht das Erstbeste was dir in den Sinn kommt als Grund. Du brauchst dafür Zeit. Trotzdem ändert es Nichts an deiner Lüge...«
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Was wenn es so wäre? (Hidekane FF)
ФанфикBoyxBoy don't like it, don't read it. +TRIGGERWARNING: Leute, die auf Suizid, Selbstverletzung oder Ähnlichem empfindlich reagieren sollten, diese Geschichte mit Vorsicht oder gar nicht lesen.+ Der Weißhaarige sackte zusammen und spürte nichts weite...