Kapitel 12

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Annabeths Sicht :

Dann frage ich: „Percy, wenn du das nicht beantworten willst, ist das okay, aber was wurde aus Gabe?" Er stoppt Muster auf meinen Arm zu malen und verkrampft. „Hey", hauche ich und male beruhigend Kreise auf seine Brust, „du musst mir das nicht erzählen" „Nein das ist es nicht. Ich hab nur grade dran gedacht, was damals passiert ist" „Willst du es mir erzählen?"
„Ich war etwa 15. Ich kam vom Training mit Chiron heim. Ich hab Gabe schon im Flur schreien und Mum weinen gehört. Also bin ich los gerannt. Die letzten Stufen hoch und dann direkt durch die Tür. Die Tür war noch auf, daraus hab ich mal gefolgert, dass Gabe wieder mal betrunken war und die Tür nicht zu gemacht hat. Ich bin also rein und hab Mum und Gabe in der Küche gefunden. Mum's Gesicht war rot und zum Teil schon blau. Ihre Klamotten waren zerrissen und es lagen Scherben auf dem Boden.
Gabe hat Mum auf den Boden geschmissen und weiter auf sie eingeprügelt. Mum hat ihn angefleht auf zu hören, doch er hat einfach weiter gemacht. Da hat irgendwas geklickt und ich bin auf Gabe losgegangen. Ich hab ihn von Mum runter gezerrt und hab ihn gegen die nächste Wand geschmissen. Keine Ahnung wo ich die Kraft her hatte. Der Typ hat circa 100kg gewogen und ich war erst 15. Ich hatte zwar schon was Krafttraining hinter mir aber ich hab es bisher nur bis 70kg geschafft. Aber als ich gesehen hab wie er Mum zugerichtet hat, hat wahrscheinlich meine Wut dafür gesorgt. Ich hatte schon öfter drüber nachgedacht Gabe zu schlagen, aber Mum meinte immer, er wäre zu stark, auch wenn er nicht so aussähe und sie wolle nicht, dass ich verletzt werde. Also hab ich es gelassen.
Sie hat mir versichert, ihr würde es gut gehen und wenn was wäre, würde sie es mir erzählen. Ich war so naiv zu glauben er würde sie nicht schlagen und als ich gesehen hab, dass er es tut, wollte ich sie nur beschützen. Ich hab auf ihn eingedroschen, als wäre er nur ein Boxsack. Er wusste gar nicht, wie ihm geschah und als ihm bewusst wurde, was grad abging, war es schon zu spät. Ich saß auf ihm und hab Schlag um Schlag auf ihn abgegeben. Gesicht, Brust egal wo. Ich wollte ihn einfach nur leiden sehen für das, was er Mum angetan hab.
Ich hatte meine Wut nicht unter Kontrolle. Ich war ein Monster. Mum hat versucht mich von ihm runter zu zerren, aber sie hat es nicht hinbekommen. Ich hab es noch nicht mals gemerkt. Ich hab ihr genauso, wenn nicht sogar schlimmer weh getan, als Gabe ihr, als sie mich so gesehen hat. Sie hat mich angefleht aufzuhören. Doch ich hab erst aufgehört, als mich zwei unserer Nachbarn von ihm gezerrt haben. Sie haben dann auch den Krankenwagen gerufen. Als ich mich ein wenig beruhigt hatte, hab ich immer noch die Angst in Mum's Augen gesehen. Sie wollte nie so richtig, dass ich das Kämpfen lerne.
Als der Krankenwagen kam, haben sie direkt die Polizei gerufen. Sie haben Mum verarztet und Gabe auf schnellstem Weg ins Krankenhaus gebracht. Als die Polizei kam, haben sie unsere Aussagen aufgenommen. Die unserer Nachbarn eigentlich nur. Mum musste mit ins Krankenhaus, weil sie sie durch checken wollten und ich war noch zu sauer auf Gabe, um drüber zu reden. Und da die Nachbarn nur gesehen haben, dass ich Gabe verprügelt hab, haben sie mich mit auf die Wache geholt. Sie haben echt gedacht ich hätte auch Mum geschlagen.
Auf der Wache hab ich dann Chiron angerufen. Der hat mich dann raus geholt und mir einen Vortrag über meine Wut und deren Kontrolle gehalten. Er wusste ich würde Mum nie schlagen und hatte auch ein wenig Verständnis, aber er meinte ich muss an meiner Selbstbeherrschung arbeiten. Das hat er übrigens mit mir gemacht.
Als Mum aus dem Krankenhaus kam, hat sie erzählt was wirklich passiert ist. Die Polizei hat darauf hin Gabe eingesperrt. Da Mum aber, wieso auch immer, keine Anzeige erstatten wollte, haben sie ihn laufen lassen. Mum hat direkt mit ihm Schluss gemacht. Gabe hat uns noch ein paar Mal belästigt, aber ich konnte ihn immer vertreiben. Ohne Gewalt. Tja so wurden wir Gabe los"
Oh Gott, Percy hatte eine schreckliche Kindheit. Ich hab während der Geschichte angefangen zu weinen und als ich zu Percy aufschaue, sehe ich, dass auch er weint. Ich weiß aber auch genau in dem Moment, dass er kein Mitleid möchte oder anders behandelt werden will. Ich wische Percy's Tränen weg und er meine. „Früher wurde ich immer gemobbt von anderen Kindern. In der Grundschule war es besonders schlimm. Bis zur 7.Klasse eigentlich. Dann hab ich Thalia kennengelernt. Sie hat mich dann Grover, Nico, Travis, Katie und Conner vorgestellt. In der achten dann kamen die anderen dazu. Erst ab der siebten hatte ich Freunde.
Vorher war ich immer der Nerd. Sie haben mich beleidigt, manchmal sogar geschlagen oder einfach meine Brille geklaut und diese kaputt gemacht. Die Lehrer haben nie was mitbekommen und es hat sich auch keiner von den anderen was gemacht. Keiner hat mir geholfen. Wenn Dad mich gefragt hat warum meine Brille kaputt ist, hab ich immer gesagt, sie wäre mir runter gefallen.
Ich hatte keine Freunde, deshalb hab ich mich in Büchern vergraben. Ich weiß das ist nicht so schlimm wie deine Geschichte, aber ich dachte wenn du mir von deiner Kindheit erzählst, erzähl ich dir auch was" „Das hättest du aber gar nicht müssen" „Ich wollte aber"
Darauf sagt Percy nichts mehr, sondern zieht mich einfach nur näher an sich und malt Muster auf meinen Arm. Das einzige was ich höre, ist sein Herzschlag, zu dem ich auch langsam einschlafe. Ich bekomme grade noch mit wie Percy aufsteht, mich zu deckt, mir einen Kuss auf die Stirn gibt und flüstert: „Schlaf gut mein Engel. Wenn was ist, ich bin im Wohnzimmer" Dann ist Percy auch schon verschwunden und ich eingeschlafen.
Mitten in der Nacht wach ich auf. Es war nur ein Traum Annabeth. Es ist nichts passiert. Doch die ganzen Bilder spucken mir noch im Kopf rum und ich fange an zu schluchzen. 5 Sekunden später kommt Percy ins Zimmer. Er trägt nur eine karierte Boxershorts und seine Haare sind noch verwuschelter als sonst. Er nimmt mich in den Arm und fragt: „Annabeth was ist passiert?" „N-N-Nichts. I-Ich hab n-nur sch-schlecht geträumt" „Willst du mir erzählen was passiert ist? Das hilft manchmal" „Nein, es ist nicht wichtig. Ich hab überreagiert" „Ich bin immer da wenn du jemanden zum Zuhören brauchst. Das weißt du oder?" „Ja danke" Ich küsse ihn kurz.
„So und jetzt erzähl mal, wieso du nur eine Boxershorts an hast" Percy schaut an sich runter und wird rot. „Oh ich schlaf immer nur in Boxershorts und ich hab dein Schluchzen gehört und bin einfach nur aufgesprungen und zu dir gekommen. Ich zieh mir einfach grad was über"
Er will aufstehen, doch ich halte seine Hand fest und ziehe ihn neben mich aufs Bett. „Mach dir keine Umstände" Percy grinst mich an und zieht mich näher an ihn. „Ach gefällt dir dein Freund oben ohne?" „Jap. Sehr sogar" „Gut, dann hat sich das Extratraining ja gelohnt" „Wann willst du bitte Extratraining gemacht haben? Ich bin den ganzen Tag bei dir. Und überhaupt das hast du gar nicht nötig"
Ich streiche über Percy's nackte Brust und er legt nun auch den zweiten Arm um mich und zieht mich auf ihn drauf. „Immer wenn ich nachts nicht schlafen kann, trainier ich" „Und wie oft kommt das vor?" „Naja etwa jeden zweiten Tag" „Was du schläfst nur alle zwei Nächte durch?", frage ich entsetzt. Er küsst mich sanft und antwortet dann: „Jap, aber damit komm ich klar" „Wieso kannst du nicht schlafen?" „Albträume", antwortet Percy nur und ich merke er möchte nicht darüber reden. „Okay, wenn du das nächste Mal einen Albtraum hast, komm einfach zu mir" „Okay" „Versprich es mir" „Ja ich verspreche es" „Gut", sage ich, küsse ihn nochmal kurz, rolle von ihm runter und kuschel mich an ihn, „Und jetzt schlaf gut" „Schlaf gut Annabeth"
Das letzte was ich mitbekomme ist sein Herzschlag, dann bin ich im Land der Träume und diesmal ist es ein guter Traum.
Am nächsten Morgen wach ich auf und sehe Percy's schlafendes Gesicht vor mir. Er sieht so süß aus. Ich schaue auf den Wecker hinter ihm und muss feststellen, wir haben schon sieben Uhr und heute ist Freitag. Wir müssen in die Schule. Ich lege meine Hand an Percy's Wange und küsse ihn sanft.
Kurz darauf küsst Percy mich zurück und zieht mich näher an ihn. Es wird immer leidenschaftlicher. Als wir beide keine Luft mehr bekommen, beginnt Percy einfach meinen Hals entlang zu küssen. „Guten Morgen Annabeth", haucht er zwischen den Küssen, „Ich könnte mich dran gewöhnen so geweckt zu werden" Das lässt mich grinsen und ich ziehe Percy wieder zu mir hoch und küsse ihn. Viel zu schnell löse ich mich wieder von ihm, aber wir sind schon spät dran.
„Percy wir müssen zur Schule und vorher brauch ich noch was zum anziehen und meine Sachen. Wir müssen uns beeilen" „Ich will aber hier mit dir liegen bleiben" „Ich auch mit dir, aber es ist schon sieben" „Na gut" Percy springt auf und zieht sich eine Hose und ein T-shirt an. „Du hast nicht zufällig in deinem Schrank Klamotten für mich?" „Nop. Aber wir fahren halt grad noch bei dir vorbei. Wir packen das noch pünktlich zur Schule" „Okay" „Oh warte, wir können nicht einfach ohne vorher mit Chiron telefoniert zu haben nach Hause" „Mm dann werd ich wohl die Sachen von gestern anziehen" „Oh ja, die stehen dir" „Danke. Und jetzt raus, ich muss mich anziehen"

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