Kapitel 16

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Ich packe die paar Sachen, die ich von zu Hause mitbekommen habe zusammen. Irgendwie fällt mir der Abschied sogar schwer. Ich glaube hauptsächlich, da ich Aiden nicht mehr jeden Tag sehen kann. Ich seufzte. Es wäre echt schön, wenn er mich in der Klinik auch besuchen würde. Zwei Arme legten sich um meine Taille.
"Wenn man vom Teufel spricht." sagte ich. Aiden lachte und küsste meinen Hals. Ich drehte mich um und legte meine Arme um seinen Hals und lächelte. Ich stellte mich auf Zehnenspitzen und küsste ihn. Er erwiderte den Kuss. Ich könnte hier Ewigkeiten so stehen in seinen Armen.
"Deine Eltern sind da." sagte er mir ins Ohr. Ich nickte. Ich nahm meine Tasche vom Bett und drehte mich um. Aiden nahm meine Hand und führte mich nach draußen. Heute morgen habe ich mich noch von den Schwestern verabschiedet. Clara war auch da und hat mir alles Gute gewünscht und mich umarmt. Sie schenkte mir ein Tagebuch, wo ich in der Klinikzeit meine Gedanken niederschreiben kann.

Draußen am Parkplatz wartete meine Familie auf mich. Ich war so froh wieder laufen zu dürfen, dass ich strahlte, auch wenn es nur ein paar Meter zum Auto waren. Meine Eltern schlossen mich in ihre Arme. Romina umarmte mich auch zögerlich und musterte mich und Aiden.
"Wir brauchen eine halbe Stunde zur Klinik. Wir versuchen dich so oft es geht zu besuchen." sagte mein Vater. Ich schaute Aiden an und drückte seine Hand fester. Mein Dad verstaute meine Tasche im Kofferraum, wo auch mein Koffer lag. Meine Eltern setzen sich ins Auto. Ich war froh, dass sie mir den Freiraum ließen. Aiden nahm mich in den Arm.
"Komm mich besuchen." sagte ich.
"Natürlich, wo denkst du hin. Ich habe gesagt ich bin immer für dich da. Sie werden dich wieder zusammenflicken." sagte er und lächelte.
"Ich werde dich vermissen." sagte ich traurig. Ich strich mir eine Haarsträhne hinters Ohr.
"Ich dich auch." sagte er und beugte sich zu mir runter und küsste mich. Ich erwiderte ihn und wusste,dass es erstmal der letzte für die nächste Zeit sein wird.
"Ich liebe dich." flüsterte er mir ins Ohr. Diese Worte ließen tausend Schmetterlinge im Bauch aufsteigen und ich grinste wie ein Honigkuchenpferd. "Ich dich auch." sagte ich und strahlte. Er lachte aber ich sah, dass er nervös deswegen war.
Auf einmal hörte ich ein Kreischen. Ich drehte mich um und sah Kira wie eine wilde mit fuchtelnden Armen auf mich zu rennen. Ich lachte.
"Ist das DER Aiden?" fragte sie außer Atem und hüpfte auf und ab. Ich nickte und sie fiel mir um den Hals. "Ich freue mich so für dich Süße." sagte sie. Ich lachte. "Dankeschön für die stürmische Begrüßung. Kira das ist Aiden. Aiden das ist Kira." sagte ich.
"Hi ich bin Kira Lias beste Freundin. Wenn du jemals auch nur ein Haar krümmst bekommst du es mit mir zu tun." sagte sie und hielt mich mit einen Arm fest und mit den anderen reichte sie Aiden ihre Hand. Er lachte und schüttelte ihre Hand. " Die Freude ist ganz meinerseits." sagte er und grinste.
"Oh Süße wo hast du nur so ein Schnuckelchen gefunden?" sagte sie und grinste.
"Man muss am richtigen Ort zur richtigen Zeit sein." meinte ich. Sie lächelte. Und umarmte mich erneut.
"Werd schnell wieder gesund. Ich brauche dich in der Hölle." sagte sie. Damit meinte sie die Schule.
"Mach ich." sagte ich. Bevor ich ins Auto stieg ging ich nochmal zu Aiden und umarmte ihn lange. Er küsste mich auf die Wange.
"Bis bald Lia." sagte er und löste sich von mir.
Ich nahm hinten im Auto platz. Aiden und Kira winkten uns hinterher.
"Du hast einen wirklich tollen Freund. Sogar dein Vater findet ihn gut." sagte meine Mutter.
"Ja das ist er." sagte ich und lächelte.
"Der Junge macht was aus seinem Leben und charmant ist er dazu." sagte mein Vater.
Romina saß neben mir mit verschränkten Armen. Ich zog eine Augenbraue hoch.
"Was ist los." sagte ich leise als meine Eltern in ein Gespräch vertieft waren.
"Seit wann?" fragte sie mich.
"Seit wann was?" fragte ich sie.
"Naja bist du mit ihm zusammen." sagte sie bissig. Ich überlegte.
"Ungefähr einen Tag nachdem du da warst." antwortete ich. "Ich war selbst überrascht, dass er auch so empfindet. Aber es fühlt sich unglaublich gut an." sagte ich und lächelte.
"Die Frage ist wie lange noch." sagte sie etwas lauter. "Spätestens bis dahin bist du wieder fett bist." Mir fiel wortwörtlich der Mund auf. Ich war sprachlos.
"Romina!" sagte mein Vater entsetzt. "Sowas kannst du doch nicht sagen!" fuhr er fort.
"Genau. Lia ist krank und so machst du es nicht gerade besser!" sagte meine Mom ernst. Mir rang eine Träne über die Wange.
"T-Tut mir leid Lia... ich bin nur eifersüchtig." stammelte Romina kleinlaut. Sie ist es nicht gewöhnt, dass meine Eltern so mit ihr sprachen. Sonst ist sie die kleine Prinzessin.
"Eifersüchtig auf mich? Aber worauf denn? Du bist doch selbst in festen Händen!" sagte ich.
"Schon aber Aiden ist ... ich weiß auch nicht anders. Und dann bist du so dünn und bekommst Moms und Dads volle Aufmerksamkeit." sagte sie. Ich schüttelte den Kopf.
"Darauf brauchst du nicht neidisch zu sein. Ich bin doch nicht freiwillig so dünn und vor allem krank. Und jetzt weißt du wie es mal ist, wenn man mal nicht angeschaut wird. Und du kennst Aiden nicht mal richtig. Du fühlst dich vielleicht von seinen äußeren angezogen, aber deinen Charakter kennst du nicht." sagte ich und lächelte.
"Schatz ich glaube wir haben unsere Töchter nicht genug Liebe gegeben. Dass sie an unsere Liebe , die zu beiden gleich ist zweifeln." sagte meine Mutter und schüttelte den Kopf.
"Ich glaube sie stecken mitten in einer pubertierenden Phase." sagte mein Vater und lachte.
"Dad!" sagten Romina und ich gleichzeitig. Wir schauten uns an und grinsten.
"Ich bin froh zwei gesunde Töchter auf die Welt gebracht zu haben und möchte nicht das eines denkt ich hätte den anderen mehr lieb oder macht sich kaputt. Und es wird auch immer so sein , dass ich mit Jungsbesuch ganz streng sein werde." sagte er.
"Moment mal ich habe die beiden mit schmerzen auf die Welt gebracht. Du standest ja wohl daneben und wärst bei Lia fast hyperventiliert." sagte meine Mutter und lachte.
"Aber ich bin ihr Vater. Und außerdem war ich einfach nur aufgeregt, da meine erste Tochter zur Welt kam." sagte mein Vater. Ich liebe meine Eltern auch wenn sie oft nicht da waren. Sie sind das was gegenseitige Liebe und Hilfe ist.
"Also weil ich euer Vater bin. Hier wird nicht über Jungs gestritten, wenn ich dabei bin." sagte er.
"Wir haben es verstanden." sagte meine Schwester.
Die weitere Autofahrt verlief friedlich. Wir kamen in einen Kurort an und mein Dad bog in eine Einfahrt ein. Die Klinik war von außen weiß und grün gestrichen und war eine Mischung von Alt- und Neubau. Und merkte wie sich alles anspannte. Meine Eltern meinten es ist eine offene Klinik, wo man auch raus darf. Die Klinik hatte auch einen schön großes gepflegtes Gelände.
Drinnen war es sehr modern eingerichtet. Geradeaus, war ein Raum mit einen großen Holstisch. Wir bogen nach links ab. Auf einen Schild ging es hier zur Anmeldung.
Meine Eltern meldeten mich an und wir sollen noch kurz Platz nehmen. Nach einiger Zeit kamen zwei Frauen. Die eine trug ein blaues T-Shirt und hatte lange dunkelblonde Haare. Die andere war etwas kleiner und hatte schulterlange Natur-orange Haare und trug eine Brille.
"Hallo du musst Lia sein." sagte die Frau mit den orangen Haaren. Ich nickte.
"Ich bin Frau Dohrmann und das ist Diana von den Pflege und Erziehungsdienst. Gut dann kommen sie mit in mein Büro. Wir gingen nach links in den Neubaubereich. In der erste Etage war ihr Büro.
"Gut Lia ich habe ja schon einiges erfahren, auch durch das Krankenhaus. Deine Therapeutin hat mir auch ein paar Berichte geschickt. Es ist alles nicht so leicht oder?" sagte Frau Dohrmann. Ich nickte.
"Okay Lia. Ich habe noch ein paar Fragen an dich, die du in Anwesenheit deine Eltern nicht sagen musst. Sollen sie dafür rausgehen?"
Ich wusste was das für Fragen waren also nickte ich wieder.
"Also Lia gab es Phasen wo du nicht mehr Leben wolltest oder wo du Selbstverletzende Gedanken hattest oder es getan hast?" fragte sie mich.
"Naja vielleicht sowas dass mein Leben keinen Sinn hat aber sonst solche Gedanken nicht. Selbstverletzung... auch nicht wirklich. Außer sie zählen dazu, das man sich selber schlägt." sagte ich.
"Durchaus ja. Aber er ist gut, dass diese Symptomatik nicht stark ausgeprägt ist." sagte sie und lächelte.
"Kannst du und dein aktuelles Gewicht und Größe nennen?" fragte Diana.
"Ich glaube ich bin 171cm groß und wiegen tue ich 38,5kg." sagte ich.
"Das ist ein BMI von 13,2. Das ist sehr sehr wenig." sagte Frau Dohrmann.
"Ich weiß, aber ich kann es nicht beeinflussen." sagte ich und zuckte mit den Schultern.
"Okay eine Sache noch zu deiner Ernährung. Wie ernährst du dich und hast du Allergien?" fragte Diana.
"Ich bin Veganerin und vertrage kein Ei und bin Laktose Intolerant. Ananas vertrage ich auch nicht." antwortete ich.
"Oh okay. Das wird dann aber eine Herausforderung. Vegan, aus ethischen Gründen?" fragte Diana.
"Ja aus ethischen Gründen." sagte ich.
"Gut dann warst das für heute Lia. Die wird gleich noch alles gezeigt und erklärt." sagte Frau Dohrmann. Ich nickte.
Na das kann ja heiter werden.

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Hey ihr :3

Mein längstes Kapitel yay. Ich baue jetzt viel Erfahrung aus meiner Klinikzeit ein. Eigentlich habe ich überlegt, ob ich mein Kliniktagebuch veröffentlichen soll, aber ich lass das weil meine eine Schwester auch Wattpad hat und manches lieber nicht erfahren sollte 😂
Wie gefällt euch das Kapitel? :3

Liebe Grüße Rike ♥

Perfect for you! [Geschichte einer Magersucht]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt