Kapitel 26

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Ich setzte mich auf die Parkbank, nahm meinen IPod und lauschte der Musik. Leise summte ich mit. Bis ich Anfang mitzusingen.
'Cause we are broken
What must we do to restore
Our innocence
And all the promise we adored?
Give us life again
'Cause we just wanna be whole

-Aidens Sicht-

Ich stieg von meinen Motorrad und lief in Richtung Eingang. Ich hatte vergessen, wo ich Lia treffen sollte. Ich blieb stehen, als ich jemand singen hörte. Die Melody klang traurig und man merkte die puren Emotionen in der Stimme.

Ich beschloss der Stimme zu folgen. Die Sonne schimmerte durch die Blätter und die Kieselsteine knirschten unter meinen Füßen.
Da sah ich sie. Sie saß unter einer großen Eiche und hatte die Augen geschlossen.
Sie bemerkte nicht, dass ich näher kam. Ich beugte mich zu ihr runter und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. Erschrocken öffnete sie die Augen und hörte auf zu sagen.
"Hör nicht auf zu singen." sagte ich und lächelte sie an. Sie nickte und sang die letzte Strophe des Liedes zu Ende.
"Warum hast du mir nie gesagt, dass du so schön singen kannst." sagte ich, als sie aufgehört hatte singen. Ich wischte ihr über die Wangen, die feucht waren.
"Sorry, ich muss schrecklich aussehen." sagte sie. Ich schüttelte den Kopf.
"Das siehst du nicht Lia. Im Gegenteil." sagte ich. Sie zog eine Augenbraue hoch.
"Ach steht mir der Panda-Look?" sagte sie und grinste. Ich zuckte nur mit dem Schultern.
"Klar warum auch nicht? Du kannst alles tragen." ich lächelte.
"Komm hör' auf. Du sprühst heute nur so vor Komplimenten. Ich kann weder gut singen, noch sieht verschmierte Marcara schön aus." sagte Lia und verschränkte die Arme. Ich seufzte bloß. Wann würde sie endlich sehen, dass ich sie so nehme wie sie ist? Oder meine Komplimente ernst nehmen.

-Lia's Sicht-

Ich schaute Aiden in die Augen. Seine Komplimente überfordeten mich gerade einfach.
"Warum sollte ich eigentlich kommen?" sagte er und ich musste leicht zusammenzucken. Ich spielte an meinen Armband.

"Deine Schwester. Ich möchte die komplette Wahrheit." sagte ich und meine Stimme zitterte leicht. Er guckte mich verwundert an.
"Ich habe letztens mit ihr geredet. Obwohl reden konnte man es nicht nennen. Hatte Diana eine Essstörung?" sagte ich und schaute ihn an. Er biss sich auf die Lippe und sagte nichts.
"Hatte sie oder nicht?" wiederholte ich meine Frage, wobei meine Stimme rau klang. Er griff nach meiner Hand, doch ich entzog sie und schüttelte den Kopf.
"Lia..." sagte er meinen Namen und ich hörte seine verzweifelte Stimme. Er will es nicht sagen, aber ich wusste, dass ich recht hatte. Es schmerzte und meine Augen brannten.
"Sag mir die Wahrheit. Bitte Aiden!" rief ich verzweifelt.
"Ja sie hatte eine Essstörung. Sie war damals wie du. Verzweifelt und wusste nicht mehr weiter. Ich wollte ihr damals helfen, konnte es aber nicht. Von meiner Stiefmutter erfuhr ich später, dass sie Diana einfach in eine Klinik gesteckt hatten. Ich habe keine Ahnung, ob sie je wieder gesund geworden ist." sagte er und senkte den Kopf.
"Deswegen willst du mir also helfen, weil du es damals nicht konntest. Du siehst sie in mir. Ich bin dir eigentlich egal oder?" ich schnappte nach Luft. Ich hatte recht.
"Oh Gott nein Lia! Klar habe ich Ähnlichkeiten gesehen, aber das war alles. Als ich dich das erste Mal sah im Wartezimmer habe ich mich einfach sofort in deine wunderschönen Augen verliebt. Ich wusste auch hinter all dieser Traurigkeit steckt ein wundervoller Mensch, der so liebenswürdig ist." sagte er und nahm mein Gesicht in seine Hände.
"I-Ist das wirklich die Wahrheit?" schluchzte ich. Er nickte sofort.
"Natürlich Lia. Ich würde dich niemals anlügen.Bitte mach dir über so etwas nie wieder Gedanken, okay?" sagte er und lächelte. Ich nickte.
"Diana ist längst noch nicht gesund. Als mir dir Sonde gezogen ist, wurde mir das klar. Sie hat mir gedroht, sie würde dir irgendwas erzählen, wie ich mich angeblich in der Klinik verhalte. Und dann kamen mir so die Zweifel." sagte ich und unterdrückte einen weiteren Schluchzer. Er verschränkte die Arme und starrte in die Baumkrone.
"Ich dachte mir das schon was." sagte er und seufzte. Ich schaute ihn von der Seite an. Vielleicht war es keine gute Idee es ihm zu erzählen.

Ich sprach mit Aiden eine ganze Weile. Ich durfte einmal länger draußen bleiben, da ich ich Frau Dohrmann erzählte habe, dass mir die Natur gut tut. Die Zeit kuschelte ich mich an Aiden und wollte einfach genießen, dass er da war.

„Und wie war es mit Aiden?" fragte mich Jess grinsend. Ich lachte.
„Richtig schön. Bei ihm fühlt es sich an, als ob  all der seelischen Schmerz nicht mehr da wäre." sagte ich schwärmend.
„Und konntest du ihm erzählen was los ist und das klären mit seiner Schwester?" fragte mich Jess. Ich habe ihr nicht erzählt wer seine Schwester ist. Ich nickte.
„Schön das freut mich wirklich. Ach ich wünschte ich hätte ich so einen Märchenprinzen wie Aiden." sagte Jess und seufzte theatralisch. Ich lachte.
Jess und ich waren gerade fertig die Tische im Speisesaal zu putzen,als jemand um die Ecke kam.
Mein Atem stockte, als ich sah dass es Diana war. Sie guckte mich abstoßend an. Ich schluckte den Gedanken weg, dass sie alles mit angehört hat.
„Ich warne dich ein letztes Mal Lia, halte dich aus meinem Leben raus." sagte sie und verließ anschließend den Saal.
„Wow was war das denn?" fragte Jess verblüfft. Ich seufzte. Also musste ich es ihr doch sagen.
„Das meine Liebe ist Aidens Schwester. Naja Halbschwester und wegen ihr ist das ganze Drama." ich warf meinen Kopf in den Nacken. Jess starte mich mit riesigen Augen an.
„Waaaaas?" rief sie, was mich schmunzeln ließ.
„Ja. Ich wette mit ihr, sie steckt mittendrin." sagte ich und machte ein nachdenkliches Gesicht.
„Ich wette mit dir um fünf Euro." sagte sie grinsend.
„10 Euro und einen Keks für Jess." sagte ich und lachte.

Die nächste Woche startete im selben Gefühlschaos. Ständig heulte ich wegen den Verlust meines Vater und wegen der Verachtung gegenüber mir.
Ich seufzte und rührte in meinen Müsli. Ich hatte keinen Appetit und Angst vor Donnerstag machte mir zu schaffen.
„Lia was ist los?" fragte Jess. Ich guckte auf und guckte sie gequält an.
„Angst vor der Beerdigung morgen?" fragte sie mich. Ich nickte darauf.
„Du schaffst das Süße. Du wirst nicht alleine sein." sagte sie und drückte meine Hand.
„Danke Jess." sagte ich und lächelte.
„Deine Zeit ist um Lia." sagte Diana kühl. Erst jetzt bemerkte ich, wie schnell die Zeit vergangen ist. Jess schob sich das letzte Stück ihres Nutellabrotes in den Mund. Ich zuckte nur mit den Schultern.
„Du weißt, dass ich das melden muss." in ihrer Stimme lag Triumphs.
„Iss selber erst mal was." murmelte ich wütend.
Sie guckte mich verwundert an.
„Wie bitte?" sagte sie und lächelte falsch. Meine Wut stieg und ich konnte mich nicht mehr stoppen. Ruckartig schob ich meinen Stuhl zurück.
„Ich sagte , dass du erstmal selbst was essen solltest, bevor du andere herumkommandierst!"rief ich wütend. Ihr Mund klappte auf.
„Wie kannst du es wagen? Hälst dich wohl für was besseres weil mein sch so toller Bruder dein Freund ist. Aber glaub mir in Wahrheit mag er dich nicht." sagte sie. Ich tobte.
„Wenigstens lass ich mir helfen! In Gegensatz zu dir und deine Neid kannst du dir sonst wo hinstecken!" rief ich. Diana stand auf und kam zu mir und funkelte mich böse an. Dann lachte sie höhnisch.
„Du glaubst doch nicht wirklich daran?" sagte sie. In meinen Augen spiegelte sich Panik wider.
„Glaub mir Kleines du bist nicht mal Ansatzweise sein Typ." sagte sie.
„Ach und das weißt du natürlich auch so gut! Du bist genauso ein Skelett, eine Marionette, die nach Ana tanzt!" sagte ich und verschränkte die Arme und schnaubte wütend.
„Lia was ist hier los?" sagte sanfte Stimme. Ich drehte mich zur Seite und Frau Dohrmann und die Chefärztin Frau Marx standen neben uns.
„Sie will nicht essen." log Diana.
„Ich habe dich nicht gefragt Diana sondern Lia." sagte Frau Marx.
„Sehen Sie doch mal Ihre Angestellte an oder ihren Lebensabschnitt. Sie hat seit Jahren eine Essstörung!" sagte ich aufgebracht.
„Das ist eine schwere Anschuldigung. Hast du denn Beweise?" sagte sie.
„Hat sie nicht." sagte Diana und ihre Stimme zitterte leicht.
„Habe ich. Mein Freund ist ihr Halbbruder und hat mir es erzählt außerdem isst sie nie mit uns. Und noch was." ich zog Dianas Ärmel hoch. Sie schaute mich erschrocken an. Narben, nicht nur alte zierten ihren Arm. Ihr Arm war knöchrig. Selbst ich war erschrocken.
„Himmel Diana warum hast du uns das verschwiegen?" sagte meine Therapeutin. Angst lag auf Dianas Gesicht. Angst davor eingewiesen zu werden.
„Wir sprechen im Büro mit euch beiden." sagte Frau Marx und ich nickte.
Auf einmal war mir mein Auftreten total peinlich.
Ich saß mit Diana vor dem Raum der Chefärztin und warteten.
Die Tür ging auf und die Chefärztin stand im Türrahmen.
„Folgen Sie mir." sagte sie.

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Neues Kapitel. Na habt ihr mit dieser äWendung gerechnet? 🙈
Erst wollte ich es anders machen, aber so gefällt es mir besser.
Denkt ihr auch Diana weiß Aidens Typ? 😂. Und seit ihr Team Liden?😂😂

Liebe Grüße Rike 🐥🐥🐝

Perfect for you! [Geschichte einer Magersucht]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt