Kapitel 21

1.5K 50 1
                                    

„Okay. Lia sei mir nicht böse wenn ich manches auslasse, aber es zu aufwühlend." sagte Aiden seufzend.
„Ist okay." sagte ich und nickte. Ich wollte wissen, was ihn belastet. Ich merkte, dass er eine Maske trägt. Ich nahm seine Hand. Er hielt sie fest.
„Diana ist nicht nur irgendwer. Wir sind verwandt. Sie ist meine Halbschwester. Meine Eltern sind ja getrennt als ich zwei war. Es war nie harmonisch. Mein Dad hatte ein Alkohol Problem. Er wurde schnell wütend. Du kannst dir vorstellen warum meine Mutter ihn verlassen hat." sagte er. Ich schüttelte den Kopf. Er ballte seine Hand zu einer Faust.
„Ihm ist desöfteren die Hand ausgerutscht und hat herumgeschrien." 
„Und warum hast du bei ihm gewohnt?" fragte ich.
„Am Anfang nicht. Meine Mutter erkrankte aber an Krebs und starb leider daran, da er gestreut hatte." sagte er und seufzte.
„Das tut mir sehr leid Aiden." ich guckte ihn traurig an. Er schüttelte den Kopf.
„Als ich 8 war zog ich zu ihm. Er hatte eine neue Frau. Und eine Tochter. Sie war aber ein Jahr älter als ich. Er hatte etwas mit ihr schon bevor er meine Mutter also kannte. Komisch dass sie wieder zusammengekommen sind.Das war Diana. Sie war zwar freundlich aber sehr zurückhaltend. Ich dachte mein Dad hätte sich inzwischen geändert, aber nein. Als ich zehn war erlebte ich wie er einen Wutanfall hatte. Er war in der Küche und total betrunken. Diana war auch da, da sie ihn was fragen wollte. Er ist komplett ausgerastet. Sie wollte einen guten Freund einladen. Er beschimpfte sie und schüttete ihr erhitztes Fett über den Arm. Darauf zog sie zu sehen ihren Großeltern . Ich musste bei ihn bleiben bis ich endlich studieren konnte ." Ich guckte ihn total fassungslos an. Eine Träne rollte über die Wange.
„Wie...schrecklich. Wie hast du ausgehalten?" fragte ich schniefend. Er wischte mir die Träne weg.
„Indem ich mir geschworen habe, nie so zu werden wie er. Und immer an das Gute in einer Person und im Leben glaube ." sagte Aiden und lächelte. Wie konnte er bei so viel Leid noch Lächeln?
„Bist du nicht einsam?" fragte ich. Er zuckte mit den Schultern.
„Nicht wirklich. Klar vermisse ich meine Mutter. Und ja ich hätte gerne eine normale Familie gehabt, aber bei mir lief es anders. Ich bin froh, dass er mich nie groß verletzt hatte." sagte er.
„Hat er denn dir was angetan?" fragte ich erschrocken.
„Nein nie wirklich. Ein paar mal ein blaues Auge." lachte er bitter.
„Aber ist das nicht unglaublich schmerzhaft?" fragte ich besorgt. Er schwieg erst.
„Natürlich. Es tut verdammt weh von seinen Vater geschlagen zu werden, aber er war nie er selbst." sagte er.
„Hasst du ihn?"
„Nein nicht wirklich. Ich hasse ihn dafür, dass er seine Probleme in Alkohol ertränkt. Dennoch war er auch da, wenn ich ihn mal gebraucht habe. Was er Diana und meiner Mutter aber angetan hat oder mir , verzeihe ich ihn trotzdem nicht." sagte er und seufzte. Ich hätte nicht gedacht, dass er so eine schwere Kindheit hat.
„Danke , dass du so ehrlich zu mir warst." sagte ich und lächelte. Er legte eine Hand auf meine Wange.
„Versprich mir eins Lia." sagte er und guckte mich gequält an.
„Was denn?" sagte ich traurig. Ich sah sein Leid. Etwas finsteres in ihm stieg hoch.
„Versprich mir, dass du mich nie allein lässt. Dass du egal was passiert an meiner Seite bleibst. Du bist das was mir im meinen Leben am meisten bedeutet." sagte er. Ich sah seine glasigen Augen und nahm sein Gesicht zwischen meine Hände.
„Natürlich bleibe ich bei dir. Du bist mir sehr wichtig und meine Motivation nicht aufzugeben." ich lächelte. Mein Herz tat weh bei seinen Blick.
„Du erinnerst mich sehr an sie. Eines der letzten Worte, die sie zu mir sagte, waren , dass ich wenn ich die Liebe meines Lebens finden sollte, sie unter keinen Umständen gehen lassen soll." ich merkte wie ein Druck, der auf ihn lastet, entwich. Er legte seinen Kopf auf meine Schulter.
„Es ist okay zu weinen Aiden." sagte ich.
„Wenn man stark ist, weint man nicht." sagte er.
„Aber Aiden. Weinen ist ein Zeichen von Stärke." sagte ich und lächelte.
"In meiner Welt war es immer ein Zeichen für Schwäche." sagte er verbittert.
"Ich dachte es auch noch bis vor kurzen. Aber seit ich hier bin merke ich einfach, dass das falsch ist."sagte ich. Er guckte mich an.
"Aber..."er machte eine Pause und seufzte. "Ich glaube das mache ich für mich alleine."
Ich nickte. "Das ist auch vollkommen okay Aiden. Ich erwarte das auch nicht. Nur das du mit deinen Gefühlen zu mir offen und ehrlich bist."

Ich war froh mich mit Aiden ausgesprochen zu haben. Ich glaube er und auch ich sind nicht zwei Menschen, die gerne in einen Streit auseinandergehen.
„Schade , dass du schon wieder gehen musst." sagte ich traurig und umarmte ihn.
„Wir sehen uns sobald ich wieder Zeit habe. Ich versuche dich so oft es geht anzurufen." er lächelte.
„Mach's gut und fahr vorsichtig." sagte ich und kuschelte mich an ihn.
„Pass du gut auf dich auf." sagte er und lachte. Er küsste mich bevor er auf sein Motorrad stieg und davon fuhr. Ich seufzte. Hoffentlich passiert ihn nichts.
Jess kam auf mich zugelaufen. „Liaaaaa ." sie zog mein Namen in die Länge.
„Hmm?" sagte ich gedankenverloren.
„Dein Freund ist so cool und ihr beide habt echt schöne Moment Aufnahmen. Schau mal her." sie schwenkte ihr Handy vor meiner Nase hin und her. Darauf war ein Bild, was sie von mir und Aiden geschossen hatte, wo er mich gerade geküsst hatte.
„Süß." sagte ich und lächelte.
„Ich schicke es dir gleich per WhatsApp. Ich hoffe, dass mein Traumtyp sich nicht mehr viel Zeit lässt." sagte sie und lachte.
„Das wirst du." sagte ich und umarmte sie.
Ich hatte noch Zeit bis ich zur Zwischenmahlzeit musste. Als ich in meinen Zimmer war guckte ich in den Spiegel. Der Anblick graute mich. Ich fragte mich, ob ich mich wirklich so verzerrt wahrnehme? Ich meine mein Gewicht und mein Spiegelbild stimmen einfach nicht überein. Aber ich hab keine Ahnung wie ich mich wirklich richtig sehen soll und ob ich das überhaupt will. Kritisch betrachtete ich meine Oberschenkel und meinen Bauch.
Fett. Fett. Fett. Fett! Hallte es in meinen Kopf. Ich seufzte. Was erwarte ich auch anderes? Ich drückte und quetschte an meinen Bauch und Oberschenkeln herum. Zum Greifen war da allerdings nicht viel, auch wenn ich es mir einbildete.
Der Blick auf die Uhr sagte mir , dass ich zum Essen musste. Traurig und frustriert ging ich zur Zwischenmahlzeit.

Ich nahm auf meinen Stuhl platz. Diana reichte mich meine Schüssel. Eine Banane, Soja-Quark und Agavendicksaft. So viele Kalorien wo ich nur hinsah. Die anderen hatten zwei Früchte Joghurts. Wie sollte ich so eine Menge schaffen. Langsam fing ich an das Zeug zusammenzuwürfeln. Die Banane schnitt ich in winzig kleine Stücke und tat sie ganz nach oben. Den Agavendicksaft nach ganz unten. Ich aß langsam die Banane und hoffte niemand bemerkte meinen Betrugsversuch. Und Diana war diesmal wirklich mit ihrer Aufmerksamkeit ganz woanders, sodass ich schummeln konnte.
"So Mädels die Zeit ist um." sagte Diana. Ich grinste in mich hinein.
"Ich konnte nicht alles essen." log ich. Diana zog eine Augenbraue hoch und schüttelte den Kopf.
"Wirklich!" sagte ich. Warum verstand denn niemand , dass ich nicht  essen konnte?!
"Das kommt jetzt nicht zum ersten Mal vor Lia. Das wird noch Konsequenzen beim somatischen Gespräch haben." sagte sie mit einen ernsten Tonfall. Das somatische Gespräch war die wöchentliche Sitzung ,wo mir Feedback zu meinen Essverhalten und Gewichtszunahme gegeben wurden. Ich hasste schon die erste Sitzung. Und die zweite wird nicht besser werden.
Ich seufzte und räumte genervt meinen Rest weg.
In der Ruhezeit guckte mich Marie die ganze Zeit grimmig an.
" Was ist?" fragte ich leicht gernervt. Sie verdrehte die Augen und schnalzte mit der Zunge.
"Wann bemühst du dich endlich? Jeder von uns gibt sein Bestes. Uns fällt es auch nicht leicht, aber wir wollen gesund werden. Willst du es auch Lia?" sagte sie gereizt.
"Ich...weiß es nicht." sagte ich und biss mir auf die Unterlippe.
"Bei deinen Zustand würde ich mir das nochmal gut überlegen." sagte Marie und wandte sich wieder ihren Buch zu. Ich weiß sie hatte recht, aber die Macht die Ana hatte, war momentan zu mächtig und ihre Worte erreichten mich nicht wirklich. Sie lösten nur Wut und Traurigkeit aus. Wann nimmt dieser Kreislauf ein Ende?

_________________


Hey ihr lieben :3

Ja das Kapitel kommt später als angekündigt, aber ich hatte Klausurenstress und sehr viele Termine. Ich hoffe euch gefällt es, auch wenn es kürzer als die davor ist. Wollt ihr, dass ich mal meine Geschichte erzähle? Wenn ja schreibt es in die Kommentare und ich mache ein Specialkapitel dazu.
Freut euch aufs nächste Kapitel. :D

Liebe Grüße Rike ♥


Perfect for you! [Geschichte einer Magersucht]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt