Kapitel 17

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"Dein Zimmer ist im ersten Stock. Die 102. Du teilst dir dein Zimmer momentan mit Jess. Sie wird dir später auch das Klinikgelände zeigen." sagte Diana als ich mit ihr im Fahrstuhl hochfuhr. Ich hatte mich von meinen Eltern verabschiedet. Mir ist mulmig bei der Sache 8 Wochen mindestens hier sein zu müssen. Vor allem die Angst zu zunehmen. Die Klinik war nicht nur auf Essstörung spezialisiert, was ich gut fand. Ich denke ein gemischter Haufen ist mir lieber, als mich ständig vergleichen zu müssen. Der Fahrstuhl hielt und wenn man Ausstieg kam man in einen großen Raum. Eine Tür stand auf, wo zwei weitere Leute mit blauen T-Shirts saßen. Wahrscheinlich sind die auch vom den...wie nannten sie sich nochmal?
"Das ist der Gruppenraum für alle Patienten. Hier wirst du auch deine Ruhezeiten abhalten. Ebenso ist hier der Stützpunkt der PED's. Hier kannst du immer zu uns kommen, wenn dich etwas bedrückt." sagte Diana und öffente die Glastür, die rechts vom Fahrstuhl war. Aber von Ruhezeiten war nie die Rede! Was bedeutet das?!

Wir gingen bis zum vorletzten Zimmer. Das Zimmer war sehr Modern eingerichtet. Es ähnelte eher einen Hotelzimmer, anstatt einen Klinikzimmer. Mein Bett stand gegenüber von dem meiner Mitbewohnerin. Wie sie wohl sein wird?
"Wenn du scharfe Gegenstände, Lebensmittel und internetfähige Geräte hast kommen diese in diese rote Kiste." sagte sie und lächelte.
"Kann ich mir die immer wiederholen?" fragte ich.
" Deine Medien bekommst du unter der Woche nur Abends von 18-19:30 Uhr und am Wochenende eine Stunde noch dem Mittagessen zusätzlich. Wenn du sowas wie deine Schere oder Rasier brauchst, kannst du es dir jederzeit abholen. Dennoch musst du es wieder zurückbringen." sagte Diana und lächelte. Natoll was für eine Einschränkung. Aber meinen IPod bekommen die nicht! Widerwillig packte ich die Sachen in die Kiste.
"Gut du kannst gleich mitkommen. Ich muss noch ein paar Sachen mit dir besprechen. Danach zeigt dir Jess alles." Ich nickte und folgte ihr.
Gegenüber von den Stützpunkt war eine weiße Magnettafel, wo ganz viele Namen standen. Da blickte ich noch nicht ganz durch.
"Ich messe dich einmal." Ich folgte ihr in den Stützpunkt. Sie notierte sich die Größe. Und ging dann mit mir in einen Nebenraum.
"Normalerweise ist es so, dass unsere Patienten mit Essstörung selbständig probieren können, ihr Essen zu portionieren und pro Woche mindestens 500g zu zunehmen. Da wir aber wissen, dass Essen dir extrem schwer fällt, werden wir ab Montag dir dein Essen erstmal vorportionieren. Später, wenn dir das Essen leichter fällt kannst du anfangen nach Plan zu portionieren. Nach jeder Hauptmahlzeit hast du eine Stunde Ruhezeit und nach den drei Zwischenmahleiten jeweils eine halbe Stunde. Nach deinen Phasenplan fallen nach und nach die Ruhezeiten weg, sobald du zunimmst. Du hast momentan einen speziellen Ausgang. Du darfst eine halbe Stunde pro Tag draußen sitzen. Später wird das gelockert." sagte Diana. "Hast du noch irgendwelche Fragen." setze sie fort. Ich schüttelte den Kopf. "Außer eine. Naja ich fühle mich dadurch ziemlich eingeschränkt." murmelte ich.
"Das fühlen sich die meisten Patienten. Am Anfang ist alles ungewohnt und strenger, aber sobald du im Phasenplan vorrankommst, desto lockerer wird es." Diana lächelte. Meine Angst und der innerliche Druck stieg in mir. Heute konnte ich noch wenig essen. Aber ab Montag wird das wohl nicht mehr der Fall sein. Also noch 2 1/2 Tage Freiheit.

Wir verließen den Raum. Vor den Stützpunkt stand ein Mädchen mit dunkelblonden schulterlangen Haaren. Sie war etwas größer als ich.
"Lia das ist Jess. Deine Mitbewohnerin." sagte Diana. Jess sah ganz norma von der Figur aus, was mich innerlich aufatmen lies.
"Hi ich bin Jess. Du musst Lia sein? Komm ich zeig dir alles." sagte Jess und lächelte. Ich nickte und lächelte zögerlich.
"Also wie du mitbekommen hast. Ist das der Stützpunkt. Hier sind immer die PED's. So nennen wir sie immer. Du kannst hier dich immer an jemanden wenden, außer bei der Übergabe. Hier hängt ein Plan wo steht wann die ist." sie zeigte auf eine Liste. "Hinter uns ist eine Tafel. Dort steht welchen PED du gerade zugeordnet bist. Heute bist du bei Diana und ich bin bei Chris. Außerdem hat Luisa heute auch Dienst." setzte sie fort.
"Wie viele Patienten seit ihr denn?" fragte ich.
"Und gefähr 20 gerade. Und im Gruppenraum sind gerade auch ein paar von ihren. Am Tisch sitzen Luca und Tristan. Und auf dem Sofa sind Cathrine, Mia und Annika." sagte sie und zeigte auf jeden. Es wird aber bestimmt dauern bis ich alle Namen drauf habe. Der Gruppenraum war sehr hell und schlicht eingerichtet. Aber mir gefiel er.
Wir gingen die Treppe nach unten. Sie zeigte mir den Speisesaal. Von dort aus kam man auf eine große Terasse, wo man auf einen Teil des Klinikgelände hinab sehen konnte. Der Speisesaal war in zwei Teile abgetrennt. Im anderen steht der Holzstisch, den ich bei meiner Ankunft schon gesehen habe.
"Hier finden die Morgen- und Teerunde statt sowie die Zwischenmahlzeiten. Da berichten wir, was wir uns für den Tag wünschen und am Ende des Tages sagen wir wie unser Tag gelaufen ist." sagte sie.
Sie zeigte mir wo die Therapeuten ihre Räume haben. Es gibt dort ebenso eine Klinikschule. Diese habe ich aber nicht in Anspruch genommen. Ich möchte das mir selbst erarbeiten.
Im Untergeschoss. Gab es eine Wascheküche, wo wir selbständig unsere Wäsche waschen müssen. Ein Sportraum gab es auch. Eine Turnhalle auch. Eine Lehrküche gab es auch.
"So und dann gibt es den Kunsttherapieraum. Hier gibt es jeden Donnerstag ab 15 Uhr ein offenes Atelier. Das finde ich persönlich am besten. Ich mag unsere Kunsttherapeutin sehr. Gegenüber ist der Raum, wo das Emotionstraining ist. Eine Etage unter uns haben wir noch vor uns." sie führte mich weiter. Unten gab es noch eine Werkstatt und ein großen Raum.
"Hier ist die sogenannte Lounge. Hier finden Gruppenabende statt sowie der Kinoabend. Auch einzelne Entspannungstherapien. Nebenan ist noch die Musiktherapie. Das war so in großen und ganzen alles. Hast du noch Fragen?" sagte sie und lächelte.
"Nein. Dankeschön. Was hast du für Therapien gewählt?" sagte ich und lächelte.
"Oh eine ganze Menge, aber ich empfehle dir die Kunsttherapie und Tanztherapie." sagte sie und lachte.

Ich unterhielt mich im Gruppenraum noch kurz mit Jess, bevor sie zur nächsten Therapie musste. Sie ist schon 3 Monate in der Klinik. Davor war sie in zwei anderen und findet diese hier am besten. Jess hat eine starke Depression, aber sie meinte, dass sie auf den Weg der Besserung ist.
Ich ging, als sie Therapie hatte in mein Zimmer und packte alles aus. Und hängte Fotos auf. Fotos mit meiner Familie, Freunden und Aiden.
Es klopfte an der Tür, als ich meine letzten Kleider in den Schrank legte.
" Lia ich hole dich ab. Du hast jetzt deine erste Zwischenmahlzeit." sagte Diana. Ich nickte und ging mit ihr nach unten.
"Ist die Zwischenmahlzeit nur für Patienten wie mich?" fragte ich sie.
"Nein die ist für alle Patienten hier." sagte sie und lächelte. Ich ging alleine runter zur Zwischenmahlzeit. Nervös betrat ich den Raum, wo der große Tisch stand. Mehrere Patienten saßen hier schon. Einige holten sich Sachen aus den "Patientenkühlschrank." Mehrere Augenpaare musterten mich, als ich den Raum betrat. In einer Küche, die man durch ein Fenster sehen konnte, stand ein PED, der schon auf mich wartet.
"Hallo Lia. Ich bin Chris. Da du dich vegan ernährst haben wir noch nichts da, aber du kannst dir Obst oder Gemüse nehmen. Wenn du noch was möchtest sag bescheid." sagte Chris. Chris war wie Diana noch recht jung. Ich würde beide erst Mitte 20 schätzen.

Mit zittrigen Händen stand ich nun da. Ich wusste nicht was ich nehmen soll. Es gab viel Auswahl. Die meisten Sachen würde ich nie im Leben essen können. Ich entschied mich für ein paar Erdbeeren und Himbeeren. Und setze mich, an das Tischende. Jess meinte man müsste sich, wenn man eine Essstörung hat dorthin setzen.
Drei weitere Mädchen saßen dort. Alle sehr schlank. Eine davon hatte sich schon selbst etwas nehmen dürfen. Und lächelte mich an.
Die anderen beiden betrachteten mich mit Adleraugen, was ich sehr unangenehm fand.
Chris kam heraus und stellte den beiden anderen Mädchen ihre Zwischenmahlzeit hin.
"So Mädels ihr könnt anfangen. Wie immer eine viertel Stunde Zeit." sagte er.
"Chris ich habe Banane von meinen Plan nehmen lassen." sagte eines der Mädchen.
"Das habe ich vergessen Mell. Ich bringe dir gleich das Richtige." sagte Chris und nahm Mells Banane und tauschte sie gegen zwei Pfirsiche aus.
"Ist das nicht etwas viel?" sagte Mell zögerlich.
"Nein, eine Banane hat mehr Energie als ein Pfirsich." sagte Chris und lächelte. Er nahm das Wort Kalorien nicht in den Mund. Ich stach in einer meiner Erdbeeren. Es war eine überschaubare Menge. Aber mehr traute ich mir nicht zu.

Im Gruppenraum saß ich nun mit den drei anderen Mädchen auf dem Sofa.
"Wie heißt du?" fragte mich eines der Mädchen.
"Ich bin Lia und du?"
"Ich bin Annika. Vorhin hat dich Jess schon uns vorgestellt." sagte sie und lachte.
"Ich bin Mell." Sie saß neben Annika und dem anderen Mädchen von der Zwischenmahlzeit.
"Und wie heißt du?" fragte ich das letzte Mädchen.
"Ich bin Marie." antwortete sie und betrachtete mich kristisch. Habe ich ich irgendwas im Gesicht?
"Ich will echt nicht unhöflich sein, aber du bist echt verdammt dünn Lia." sagte Marie zu mir und die anderen beiden nickten. Ich guckte sie mit großen Augen an. "Aber das seit ihr doch genauso wie ich!" sagte ich. Die drei schüttelten den Kopf.
"Nein wirklich. Ich glaube dünner ist fast eine Unmöglichkeit." sagte Annika.
"Wir wissen, dass du das nicht siehst. Wir sehen das genauso wenig, aber aller Anfang ist schwer und gemeinsam schaffen wir das." sagte Mell und lächelte.
"Genau schließlich sitzen wir alle im selben Boot mit den gleichen Feind." sagte Marie und lachte.
Ich unterhielt mich noch mit den Mädchen. Die Ruhezeit ging dabei sehr schnell vorbei herum und der Tag näherte sich den Ende. Das Abendessen habe ich überstanden.
In der Medienzeit habe ich mit meiner Mutter telefoniert und mit Aiden. Er hat gesagt er kommt mich nächstes Wochenende besuchen. Das hat die üblichen Schmetterlinge aufgewühlt. Und meine Laune gesteigert.

Liebes Tagebuch,

In der Teerunde haben sich alle Patienten vorgstellt. Ich kann mir immer noch nicht alle merken. Aber ein paar sind echt nett. :)
Mit Jess verstehe ich mich sehr gut. Ich habe große Angst vor morgen, da werde ich das erste Mal gewogen! >-<
Wünsch mir viel Glück. Das Wochenende darf ich noch so essen wie ich will. Zum Glück!
Es ist so komisch hier zu sein...ich wünschte ich wäre es nicht, aber ich bin anscheinend zu krank ._.
Die anderen Mädchen meinten auch ich sei richtig dünn...Wieso kann ich das nicht sehen? o:
Wir sprechen morgen wieder.

Gute Nacht, Lia


Ich klappte das Tagebuch zu und legte es in meine Nachtischschublade. Jess lag im Bett und las ein Buch. Ich legte mich auch in mein Bett und drehte mich, dass ich zu ihr gucken konnte.
"Und wie war dein erster Tag?" sagte Jess als sie ihr Buch weglegte.
"Ganz gut aber ein bisschen mulmig ist mir schon." sagte ich. Jess lachte. So geht es uns allen Anfangs. Aber das wird noch Lia. Wir verfolgen ein und das selbe Ziel. Gesund werden. Ich meine unsere Zustände wünscht sich keiner." sie seufzte.
" Da hast du Recht." sagte ich und lächelte.

Ich wurde um 7 geweckt. Nun heißt es, der Wahrheit ins Auge sehen. Es standen Annika, Mell und Marie im Gruppenraum und warteten. Ich lief verschlafen zu ihnen.
"Lia kommst du?" Luisa von den PED's stand in der Tür, wo ich gestern das Gespräch mit Diana hatte. Ich nickte. Ich musste meinen Schlafanzug ausziehen und mich auf die Waage stellen.
Mit Herzklopfen stellte ich mich drauf. "37,2kg. Okay Lia. Das soll eigentlich nicht passieren, das weißt du oder?" sagte guckte mich warnend an. Ich schlüpfte in meinen Schlafanzug hinein.
"Ich kann es nicht beeinflussen." stammelte ich verschlafen.
Sie maß meinen Puls und Blutdruck. "Alles sehr niedrig." sagte sie und schrieb sich die Daten auf.
Sie war mir von Anfang an nicht sympathisch. Ich ging wie ein betröppelter Pudel raus.
"Und was hat sie gesagt?" fragte Annika. Ich verzog das Gesicht.
"Nur gemeckert, weil ich Gewicht verloren habe und meine Vitalwerte nicht gut waren. Dabei weiß ich das." sagte ich und seufzte. Annika nahm mich in den Arm.
"Ich weiß sie kann manchmal richtig unsympathisch sein. Niemand mag sie von uns so richtig. Aber du wirst das schaffen Lia. Ich habe es auch schon weiter geschafft." sagte sie und lächelte.
Annika ist wirklich nett. Ich glaube daraus kann sich noch eine gute Freundschaft bilden. Ich nahm mir ihre Worte zu Herzen.
"Ich werde es versuchen." sagte ich und lächelte.

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Geschafft yay! :D
Man es wir immer mehr :o
Ich mache eine sehr detailreiche Beschreibung, damit man es sich bildlich vorstellen kann und vor allem, weil ich vieles aus der Klinikzeit mit einbaue. :)
Wie findet ihr es? :D
Es ist jetzt nicht das spannendeste Kapitel , aber dafür muss ich mich in meinen Tagebücher durchschlagen und meine Klinikzeit nochmal in mich aufnehmen :D

Liebe Grüße Rike ♥

Perfect for you! [Geschichte einer Magersucht]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt