Perfect for you! [Geschichte einer Magersucht]

Kapitel 4

Irgendwann sah ich mal auf meinen Wecker und fluchte. Kurz vor halb zehn. Und dabei muss ich noch duschen. Also rappelte ich mich auf und ging ins Bad. Meine Eltern waren immer noch nicht zu Hause. Was sie diesmal so lange zu tun haben?
Ich schloss die Tür hinter mir ab und betrachtete mich anschließend im Spiegel. In Unterwäsche stand ich da und könnte am liebsten Losheulen. Meine Lücke zwischen den Beinen hat nachgelassen und mein Bauch ist so aufgebläht. Ich muss jeden Morgen mit meiner Familie frühstücken. Darum komme ich nicht. Das Essen für die Schule gebe ich immer meinen Freunden. Nur das Obst oder Gemüse behalte ich.
Ich seufzte und wendete mich ab und ging unter die Dusche. Ich ließ heißes Wasser über meinen Körper laufen und zum Schluss kaltes Wasser. Ich zitterte. Schnell trocknete ich mich ab und schlüpfte in meinen Bademantel. Mir wurde langsam wieder warm. Nachdem ich mich Bett fertig gemacht habe, ging ich in mein Zimmer zurück. Auf den Weg dorthin hörte ich ein Lachen aus dem Zimmer meiner Schwester. Sie telefoniert wahrscheinlich mit ihrem Freund. Sie kann sich so glücklich schätzen...
Ich legte mich in mein Bett und schlief irgendwann ein.
Um sechs Uhr wachte ich auf. Eine Stunde vor meinen Wecker. Nicht weil ich ausgeschlafen bin, sondern weil sich mein Magen zusammen krampfte. "Iss was Lia!" sagte mein Verstand. "Du isst nichts oder willst du fett werden?!" sagte Ana. In meinen Kopf herrschte der Teufel. Ich biss mir auf die Lippe. Was soll ich bloß machen? Nein ich darf jetzt nichts essen. Ich werde doch beim Frühstück schon gezwungen. Braves Mädchen. Du gehörst mir!
Mir blieb jetzt nichts anderes übrig als zu warten. Ich schaute auf mein Handy, ob mir jemand geschrieben hat. Wohl eher gesagt, ob Aiden dir geschrieben hat.
Nichts. Naja Aiden hat ja auch noch andere Dinge zu tun. Also stand ich auf und machte mich fertig. Leise stapfte ich ins Bad. Ich zog meine Schlafsachen aus und stellte mich auf die Waage. 51,7kg ..300g abgenommen. Passt. Ich zog meine Schlafsachen wieder über und wendete mich den Spiegel übern Waschbecken zu um mein Make up aufzutragen und meine Haare zu machen, was sich immer als schwierig darstellt. Meine Haaren waren widerspenstig. Ich habe lange kastanienbraune Haare, die sich von Natur aus wellen. Manchmal sah es gut aus, aber die meiste Zeit nicht, also musste ich nachhelfen.
Meine Augen betone ich gerne. Sie sind das einzige, was mir an meinen Aussehen gefällt. Sie sind grün , groß und ich habe lange Wimpern. Das mag ich.
"Und fertig." murmelte ich. Nun fehlt nur noch das Outfit.
"Sis bist du fertig?" sagte Romina total verschlafen, die im Türrahmen stand und gähnte. Im ersten Moment bin ich zusammen gezuckt.
"Gerade fertig geworden. Wurde es gestern wieder lang?" fragte ich. Romina murmelte etwas, was wie ein ja klingen sollte. Sie hat's gut.
Ich nahm einen Oversize Pulli und eine Leggings, damit niemand diesen Anblick ertragen muss.
Als ich in die Küche ging , saß meine Mom am Tisch und trank Kaffee.
"Hallo mein Schatz. Ich hab dir dein Essen gemacht. Sie zeigte auf eine Dose. Ich nickte und ging an den Kühlschrank. Ich nahm einen veganen Mandel-Jogurt und eine Nektarine. 105 Kalorien...das geht klar, was ich sonst esse ich definitiv mehr. Ich setze mich an den Küchentisch und bereitete mir mein Frühstück vor.
"Lia ist das nicht etwas wenig?" meine Mom runzelte die Stirn. Ich schüttelte den Kopf. "Ich hab keinen richtigen Hunger. Bauchschmerzen." log ich. Bitte kauf es mir ab!
"Okay dann verstehe ich es. Aber fang bloß nicht wieder an zu hungern!" sagte meine Mom. Innerlich lachte ich. "Keine Sorge Mom."sagte ich und setzte ein Lächeln auf.
"Wo ist eigentlich Dad?" fragte Romina, die gerade zur Tür herein kam. "Schläft noch. Muss heute später in die Kanzlei." sagte meine Mom ,die in ihr Handy vertieft ist.
Romina machte sich zwei Toast und nahm Nutella und Marmelade. Mir lief das Wasser im Mund zusammen. Nein Lia du darfst nicht! Hast du vergessen was sonst passiert? Ich aß langsam mein Jogurt und stellte mir vor ich würde in ein Toastbrot reinbeißen. Das stillte den Drang danach.
"Bevor ich es vergesse Lia, du hast heute nach der Schule noch einen Termin bei Frau Dr. Hofmann." Oh nein...das heißt ich werde gewogen! Okay dann wird heute nichts aus den Essen in der Schule. Ich nehme heute das Fahrrad. Heute haben wir im letzten Block draußen Sport. Trifft sich gut. Also an die Arbeit Lia!
"Ich muss los, treffe mich vor der Schule noch mit Kira um noch was für...Bio vorzubereiten." sagte ich hastig. "He und was ist mit mir ?" sagte meine Romina.
Ich grinste. "Wenn du dich beeilst kannst du mit mir fahren."
"Bin so gut wie fertig."sagte sie und schob sich das letzte Bissen Brot in den Mund und schnappte ihre Tasche.
Naja wenigstens hat sie nichts dagegen Fahrrad zu fahren und macht deswegen kein Terror.

An der Schule angekommen sah ich schon Kira an bei den Fahrradständer stehen. Als ich mein Fahrrad angeschlossen hatte kam sie auf mich zu und umarmte mich.
"Süße bei den Temperaturen läufst du mit einen Pulli rum?"sie gucke noch skeptisch an.
"Aber er ist doch süß oder ? Ich hab was mit für nach Sport." sagte ich. Sie nickte. Dann gingen wir in den Klassenraum, wo schon Hannah, Diana und  Gina waren. Wir gingen zu ihnen und gingen nach den ersten Klingeln auf unsere Plätze.
Ich freue mich schon auf Sport, denn Sport habe ich schon immer gerne gemacht. Bevor die Anorexie war , hatte ich in einem Verein geturnt und Leichathletik gemacht. Jetzt mache ich keins von beiden mehr. Vielleicht fange ich aber wieder an.
Meine Gedanken schweiften immer wieder zu den Arzttermin hin. Meine Konzentration war in Bio nicht zu gebrauchen.