Kapitel 28

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Mein Wecker klingelte und am liebsten würde ich ihn gegen die Wand schmeißen. Ich wollte nicht auf die Beerdigung. Alle werden mich anstarren.
Die fette Lia ist zurück. werden sie sagen.
Langsam stand ich auf. Ich hatte Angst. Panische Angst, sodass ich zitterte. Ich tapste zu Jess, die seelenruhig schlief. Ich setze mich auf die Bettkante und stupste sie an.
Müde brummte sie.
„Was los Lia?" sagte sie verschlafen.
„Ich kann dort nicht hin." sagte ich panisch und ließ den Tränen freien Lauf. Jess setze sich auf und nahm mich in den Arm.
„Ach Lia. Du brauchst keine Angst zu haben. Niemand wird dich als zu dick oder verrückt bezeichnen, sondern sie sind alleine wegen euren Schicksal da."sagte sie, während sie mir über den Rücken streichelte. Ich nickte.
„Danke Jess." schniefte ich. Sie lächelte.
„Und nun komm' ich helfe dir beim fertig machen. Schließlich habe ich das Kleid gekauft." sagte sie grinsend.
Ich schüttelte nur den Kopf und ein kleines Lachen entkam aus meiner Kehle.
Jess hat mir ein schwarzes ärmellanges Kleid gekauft , dass mir bis zu den Knien reichte und einen Rückenausschnitt hatte.
„Mit ein wenig mehr drauf, säße es besser, aber das war schon die kleinste Größe." sagte sie, als wir unser Werk im Spiegel betrachteten. Meine Haare ließ ich wellig über die Schultern fallen.
„Danke Jess, für alles." sagte ich und lächelte.
Ich nahm meine Tasche und ging mit Jess in den Speisesaal. Mir war aber so flau im Magen, dass ich jetzt schon wusste, dass ich keinen Bissen hinunter bekommen werde.
Ich rührte in meinen Müsli und nahm mal einen Löffel. Aber heute war einer der Tage, wo nichts ging. Niemand sagte etwas , sodass das Ganze noch unangenehmer wurde.

Ich warte in der Eingangshalle, dass mich jemand von meiner Familie abholte. Jess hatte sich zu mir gesellt und summte Lieder von Adel Tawil.
Die Tür ging auf und ich schaute ihn verwundert an.
„Lia mach den Mund zu." flüsterte mir Jess kichernd.
Er stand in der Tür im Anzug. Er sah gut aus, zu gut.
„Aiden was machst du denn hier?" fragte ich und lief zu ihn hin.
„Deiner Mutter meinte, dass ich dich abholen soll." sagte er grinsend. Ich wusste was er dachte und haute ihn auf den Arm.
„Au wofür war das?" sagte er gespielt beleidigt.
„Wag es nicht so über mich zu urteilen." sagte ich und hobt warnend den Finger.
„Dein Blick hat aber alles gesagt." sagte er lachend. Ich schüttelte den Kopf und suchte Hilfesuchend nach Jess. Sie grinste nur.
„Du bist zu leicht zu durchschauen was Aiden angeht Lia." sagte sie.
„Warum stellst du dich auf seine Seite?!" ich verschränkte die Arme.
Sie zuckte nur lachend mit den Schultern.
„Nun komm Schönheit." sagte er und umfasste meine Taille, sodass ich ein kribbeln verspürte. Ich winkte Jess noch zu, bevor wir nach draußen gingen.
Die Herbstluft war kühl, sodass ich meinen Mantel zu machte und meinen Schal um den Hals legte.
An Aidens Motorrad angekommen, gab er mir meinen Helm.
Er setzte sich auf seine Maschine und umfasste beide Griffe.
„Aufsteigen Prinzessin." sagte er. Ich setzte ebenfalls den Helm auf und hielt mich an Aiden fest.
„Wir brauchen 40 Minuten bis zur Kirche." sagte er.
„Ich hoffe es werden nicht viele da sein." sagte ich und sprach gegen den Wind.
„Dein Vater war bekannt Liebes." sagte Aiden. Ich seufzte.
„Ich weiß." sagte ich und legte meinen Kopf auf seinen Rücken.

Aiden hielt auf einen Parkplatz in der Nähe der Kirche. Auch wenn ich nicht wirklich gläubig war, war es mein Vater jedoch. Er würde sich genau diese Art von Andacht wünschen.
Vor einigen Tagen kam der Pfarrer zu mir in die Klinik und bat mich ein paar Zeilen über meinen Vater zu schreiben. Diese werde er dann vorlesen. Romi und meine Mutter hatten das gleiche gemacht.
Es fiel mir extrem schwer, aber ich war zufrieden, mit dem, was ich noch zu sagen hatte.
Aiden nahm meine Hand und gemeinsam gingen wir zur Kirche. Ich war angespannt, wie wohl alle reagieren werden.
„Lia Schatz." rief meine Mutter und winkte mir aus der Ferne. Neben ihr stand Romi und Kira.
„Hey." sagte ich und versuchte zu Lächeln. Kira nahm mich in den Arm.
„Das alles tut mir so unendlich leid Süße. Ich wünschte, dass wir uns bei einen schöneren Anlass wieder gesehen hätten." sagte sie. Ich nickte.
„Ich auch." sagte ich.
„Lasst uns reingehen. Für uns sind Plätze reserviert." sagte meine Mutter müde. Sie tat mir so leid. Aber ich bewundere ihre Stärke zugleich.
Der Gottesdienst begann. Es waren in der Kirche unglaublich viele Leute da. Der Predigt hörte ich nur zum Teil zu, bis mein Part kam.
„Ich bat die Familie Hermanns, Worte zu ihrem Vater und Ehemann zu verfassen.
Seine älteste Tochter Lia schrieb rührend.
Mein Vater war mit niemanden zu vergleichen. Er war gerecht, warmherzig,stark und liebevoll. Er nahm sich auch trotz seines stressigen Jobs Zeit für seine Familie. Er war für mich der beste Vater der Welt. Ihm war alles Geld der Welt egal, solange es uns gut geht. Er und meine Mutter hatten den stärksten Bund. Sie liebten sich für immer und ewig. Ich bin ihn so dankbar. Er schenkte mir Liebe, Zuflucht, eine Familie, eine Schwester. Ich werde ihn ewig dankbar sein. Er war mein ganz persönlicher Held und ich sein kleines Mädchen, dass in die großen starken Arme ihres Vaters rannte. Schutz suchend um Schmerz und Trauer zu vergessen. Nun ist er gegangen und ich kann es immer noch nicht glauben. Aber ich muss der Realität in die Augen sehen. Für meine Familie da sein und um mich selbst kümmern. Ich verspreche, für ihn lege ich auch diese verdammte Krankheit ab! Damit er im Himmel sich nicht um mich Sorgen muss.
Danke Dad für die schönsten 18 Jahre, denn sie waren mit dir! Ich werde dich so unglaublich vermissen.
Ruhe in Frieden"

Perfect for you! [Geschichte einer Magersucht]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt