Kapitel 15

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Ich starrte ihn fassungslos an.
"Aber...wie? Ich bin doch viel zu jung dafür!" sagte ich. Aiden schüttelte erneut den Kopf.
"Nein alt bist du nicht aber krank Lia. Die Magersucht schwächt deinen Körper so, dass er kaum noch in der Lage ist richtig zu funktionieren. Das haben auch deine Blutbilder gezeigt." sagte er und guckte mich traurig an.
"Aber wie und wann kam es zum Herzinfarkt?" fragte ich erneut.
"Wir haben ja deine Vitalwerte und dein Herzschlag am Monitor schon gesehen. Er ist für dein Alter viel zu niedrig gewesen. Mitten in der Nacht hat er Alarm geschlagen. Dein Herz hat ausgesetzt." Er machte eine Pause. "Das war vor drei Tagen." sagte er und seufzte.
"Vor drei Tagen?!" sagte ich fassungslos und war wie erstarrt.
"Niemand war sich sicher, ob du aus dem Koma erwachst." sagte er verbittert und ballte seine Hände zu Fäusten. Ich senkte den Blick. Ich bereite auch echt nur Sorgen. Ich verletze mit dieser Krankheit nur die Personen, die ich liebe. Ich spürte die heißen Tränen meine Wangen herunterlaufen. Ich bin echt schwach geworden.
Zwei warme Hände umfassten mein Gesicht. Ich schaute auf und sah seine Augen die leicht feucht waren.
"Hey warum weinst du jetzt?" fragte ich ihn und musste schmunzeln. Er wischte mir die Tränen weg.
"Ich kann es einfach nicht verstehen warum du dir sowas antust. Du bist so ein bildhübsches Mädchen und hast einen unglaublichen Charakter." sagte er.
"Ich...weiß es nicht. Ich sehe mich nicht so." Sagte ich. Es ist die Hälfte der Wahrheit. Ich konnte ihm ja schlecht sagen, dass ich es einerseits für ihn mache. Aber das ist eigentlich Bullshit. Ich sehe wie er darunter leidet.
"Wenn du sehen würdest wie ich dich sehe würdest du dich auch lieben." sagte er und lächelte. Er beugte sich vor und küsste mich.
"Ich weiß du willst sowas nicht hören, aber wir mussten dich künstlich ernähren. Beziehungsweise ich habe darauf bestanden. Du hast dich stark geweigert aber drei Tage hättest du es vielleicht ohne nicht geschafft. Du hättest auch mit weiter abgenommen." sagte er.
Ich nickte. "Nein ist schon okay. Ich will ja leben! Aber ich kann die Krankheit einfach nicht alleine loslassen." sagte ich leicht verzweifelt.
"Das musst du auch nicht. Jeder hier will dir nur helfen. Ich habe mit deinen Eltern geredet und sie halten es für sinnvoll dich in eine Klinik zu schicken. Da wird dir professionell geholfen." sagte er sanft. Doch ich habe genau vor dem Angst. Angst dick zu werden und ihm nicht mehr zu gefallen.
"Ich habe Angst davor Aiden. Das ist auf den ersten Blick keine Hilfe sondern eine Folter." gestand ich. Er nickte. "Das kann ich gut nachvollziehen, ich weiß wie schwer es ist loszulassen. Aber glaube mir wenn ich sage, dass ich dein leuchten in den Augen vermisse und dass ich mich nicht wegen deiner Figur in dich verliebt habe. Ich würde dich auch lieben wenn du 50kg mehr wiegen würdest." sagte er und nahm meine Hand.
"Du bist so unglaublich weißt du?" sagte ich und legte meine Arme um seinen Hals.
"Positiv oder negativ?" sagte er und lachte.
"Das weißt du habe hoffentlich selber." sagte ich und grinste. Er küsste mich auf den Mund und ich erwiderte ihn. Ich hoffe das wird sich nie wieder ändern.

"Es freut mich das Sie wieder ansprechbar sind. Ich hoffe Sie sehen es als ein Zeichen." sagte die Ärztin und lächelte. Das ist das erste mal das sie lächelte. "Stellen Sie sich auf die Waage, wenn es geht." sagte sie. Ich war noch ziemlich wackelig auf den Beinen.
"38,9kg. Trotz Sonde haben Sie nicht zugenommen. Wir werden es mit Essen versuchen bis zur Verlegung in die Klinik. Mich schaudert es immer noch bei den Wort. Gestern haben mich meine Eltern besucht und meine Mom hat vor Erleichterung geweint. Mein Vater meinte, dass sie mich in die beste private Klinik verlegen werden und das ich keine Angst haben soll. Romina war eher zurückhaltend. Ich kann ihr immer noch nicht ganz verzeihen auch wenn sie sich inzwischen selbst Entschuldigt hat.
Aber ich merke wie ein winzig kleiner Teil in mir gesund werden möchte. Auch wenn er schwer zu erreichen ist. Im Moment will ich nur eins und das ist nicht sterben.

Es klopfte an meiner Zimmertür. Als die Tür aufging war ich sehr überrascht. Es war meine Therapeutin Frau Berger.
"Mensch Lia was machst du für Dinge, dass ich dich auf der Intensivstation vorfinden muss." sagte sie und setze sich auf den Stuhl neben meinem Bett. Ich stellte den Tee ab. "Tja mein Körper hat mir einen Strich durch die Rechnung gemacht." sagte ich und zuckte mit den Schultern.
"Ich hoffe das sich deine körperliche Situation bald bessert, damit du den Beginn deiner Therapie in der Klinik in die Augen sehen kannst. Ich habe deinen Eltern eine Empfehlung gegeben, damit du dich auch zu hundertprozentig wohlfühlen kannst. Ich komme mal aus meiner Standard Frage nicht raus. Wie geht es dir?" sagte sie und lächelte.
"Dankeschön. Naja sagen wir so eine Mischung aus ziemlicher Angst und winzig kleiner Motivation gesund zu werden." sagte ich.
"Die Angst kann ich gut verstehen Lia. Aber du wirst hoffentlich den Tod nicht nochmal so nah vor den Augen stehen. Und ich habe schon viele Patienten gehabt, die gesagt haben , dass ein Klinikaufenthalt ihn gut tun würde. Und ich muss sagen danach ging es ihnen um einiges besser und sie standen im Leben. Ohne große Furcht. Probiere es aus Lia."sagte meine Therapeutin. Danach sprach ich mir noch Sachen von der Seele. Auch die mit Romina. Sie erzählte mir auch, dass Romina in den Sinne ein gestörtes Körperbild haben könnte oder sich viel aus ihrem Aussehen macht und nicht von mir überboten werden möchte. Ich soll mich mit ihr aussprechen, wenn ich stabiler bin. Wahrscheinlich hatte sie recht. Ich erzählte ihr auch von mir und Aiden. Sie freute sich einerseits für mich und wie Aiden zum Ganzen steht , dennoch soll ich den Blick auf meine Gesundheit legen. Erste Priorität meinte sie.
Ich sah den Ende des Tages positiv entgegen und konnte sogar ein kleines bisschen meines Abendessen zu mir nehmen. Eine Schwester war jetzt immer dabei und "ermutigte" etwas zu essen, was aber größtenteils scheiterte und ich sehr langsam aß.

"Guten Morgen Lia." sagte Dr. Meir als er hinein kam mit allen anderen zur Visite.
"Ihre Werte haben sich soweit stabilisiert. Sie sind lange noch nicht im guten Bereich aber nicht mehr so schlimm wie sie gekommen sind. Sie können also jetzt Ihren Therapiebeginn anschreiten." setzte er fort. Ich war erleichtert. Keine Sonde mehr. Von der fühle ich mich immer aufgebläht. Und ich bin nicht mehr ständig überwacht. Mein Herzschlag hat sich auch wieder stabilisiert. Ein wenig froh war ich schon aber trotzdem habe ich Angst. Angst vor der Klinik.
"Morgen werden Sie in die Klinik überwiesen. Ihnen wurde ein Platz freigehalten. Nutzen Sie ihre Chance." sagte er und reichte mir seine Hand. Danach gingen alle wieder. Aiden war schon seit gestern nicht mehr in der Visite. Aber sein Praktikum nähert sich auch bald den Ende. Dann geht sein Unialltag wieder los.
Ich hoffe wenn ich morgen entlassen werde sehe ich ihn nochmal. Kira wollte mich morgen und wenn ich in die Klinik gehe nochmal besuchen. Die steckt gerade auch im Schulstress aber erzählt und beschwert sich immer über die Schule wenn wir telefonieren.
Ich hoffe ich kann den morgigen Tag Entgegenkommen.

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So ich bin wieder im Schreibwahn :D
Ich hoffe euch gefällt das Kapitel. Ich hab noch so einige Ideen für diese Geschichte, seit also gespannt🐥👌🏻

Liebe Grüße Rike ☺️❤️

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