Ich wollte meine Idee umsetzten, ehe ich sie wieder verwarf. Vielleicht ist es noch zu früh aber ich glaube, dass es mir helfen könnte wieder ein normales Bild von mir zu bekommen. Da ich nicht wusste, ob Frau Neinaber Zeit hatte, riskierte ich es auf gut Glück.
Als ich ankam war ihre Tür offen. Ich klopfe an und betrat den Raum."Lia was führt dich zu mir?" sagte sie und begrüßte mich mit einen warmen Lächeln.
"Haben Sie noch mein Körperbild, als ich ankam?" fragte ich sie.
Sie stand auf und ging zum Schrank und kramte herum."Sicher, ich hebe alles auf. Außerdem dachte ich mir, dass du danach fragen würdest." sie holte eine lange braune Paprolle hervor und legte sie auf den Boden.
"Also meine Idee war, all meine Ängste in mein Körperbild zu schreiben oder zu malen. Und naja vielleicht in einen oder zwei Monaten einen erneuten Umriss zu zeichnen und darin all meine Wünsche für die Zukunft aufzuschreiben. Und um nicht nur alles negative aufzuschreiben, dachte ich für den Anfang schreibe ich um mein jetziges Körperbild all die Dinge, die mir halfen weiterzumachen." erklärte ich ihr meine Idee.
Vielleicht klang es schräg oder kitschig, dennoch habe ich das Gefühl, dass es mir helfen könnte weiter zumachen."Auf diese Idee bin ich noch nicht gekommen, aber sie klingt wirklich wunderbar!" sagte sie und lächelte. Sie reichte mir einen Stift.
Unsicher schaute ich sie an. Sie nickte mir nur zu.
Jetzt oder nie Lia! Langsam griff ich den Stift."Nimm dir so viel Zeit, wie du benötigst." sagte sie und setzte sich hinter ihren Schreibtisch. Ich schaute mein Körperbild an. Ich empfand es nicht als würde ich dort gemalt sein, aber meine damalige Zeichnung war auch alles andere als realitätsnah. Ich hockte mich hin und schrieb das erste Wort.
Nach einer Weile sprudelte alle meine Ängste aus mir heraus, alles was mich glauben lässt, dass ich dick bin und immer noch in den krankhaften Essverhalten stecke.Ich schaute mir von oben mein Kunstwerk an. Frau Neinaber gesellte sich zu mir.
"Ich glaube mein dünner Körper ist einfach eine Maske. Oder ein Zeichen, dass ich nicht stark genug war mit allen umzugehen." sagte ich."Unsere Psyche ist sehr komplex Lia. Deine Seele hat viele Niederschläge erlitten und es war sein Weg damit fertig zu werden, auch wenn es nicht der gesündeste war." sanft lächelte sie mich an.
"An manchen Tagen ist es für mich so schwierig zu essen, mich zu lieben, so wie ich bin. Aber an anderen Tagen genieße ich es einfach eine Schüssel Schokoladencornflakes zu essen und ein leckeres Avocadobrot. Es gibt so vieles was ich mir verboten habe, was ich geliebt habe." ich bis mir auf den Lippen, doch meine Augen wurden glasig.
Sanft legte sie eine Hand auf meine Schulter.
Ich richtete meinen Blick zu ihr."Und selbst es an manchen Tagen so unglaublich schwer ist, darfst du umso mehr stolz sein, dass du es geschafft hast! Du bist seit vielen Jahren erkrankt Lia und nun versuchst du die Dinge anzugehen. Du bist eine Kämpferin, das wissen wir alle. Auch wenn du oft hier am strugglen warst, du hast es trotzdem zu deinen Besten genutzt!"
Ihre Worte ließen mein Herz erwärmen. Ich umarme sie einfach.
"Dankeschön." murmelte ich. Sie lachte nur herzlich.
"Du hast das super gemacht Lia und nun ab zum Mittagessen mit dir! Ich gebe Bescheid, dass ich für deine Verspätung verantwortlich bin."sagte sie und zwinkerte mir zu. Ich lächelte und nickte.
Im Speisesaal saßen schon alle an ihren Platz. Mit schnellen Schritten ging ich zu meinen Tisch, wo die anderen schon am Essen waren.
"Lia da bist du ja." sagte Sue. Ich nahm Platz und öffnete den Deckel.
Es gab eine Blumenkohlcurry mit Tofu und Reis.
"Tut mir leid, ich war spontan bei Frau Neinaber." sagte ich lächelnd.
Ich nahm meine Gabel und probierte das Gericht.Jess guckte mich an.
"Was sagt Bob?" flüsterte sie mir zu.
"Das es super lecker ist." flüsterte ich zurück. Ich zeigte mir einen Daumen nach oben und aß weiter.
Die Stunde bei Frau Neinaber hat mir erneut Mit gegeben. Ich muss endlich zu mir selbst finden und möchte nicht nur Lia die Magersüchtige sein! Denn Ich möchte etwas in meinen Leben bewegen.
Vor allem möchte ich wieder zu Schule gehen. Wenn ich so zurückdenke, habe ich viel Zeit damit verbracht in ein 'Kalorienasberger' zu verfallen anstatt mich mit Mathe herumzuschlagen.Das Mittagessen war für mich heute keine große Herausforderung. Klar das Völlegefühl war immer noch unerträglich, aber definitiv leichter als vorher.
In der Ruhezeit redete ich mit den anderen wie es ihnen derzeit erging. Allen ging es ähnlich. Sie waren bereit die Dinge zu verändern, doch die Angst, was die Veränderung mit uns macht war tatsächlich auch sehr groß.
Am nächsten Morgen wurde ich zum Wiegen geweckt. Ich realisierte erst als ich den Raum betrat, dass ich heute mein Gewicht nicht erfahren werde.
Mit pochenden Herzen stellte ich mich rückwärts auf die Waage."Du kannst wieder absteigen Lia." sagte Sue und notierte sich mein Gewicht.
Ich zog mich wieder an und nahm hinten Platz.
"Habe ich denn zugenommen?" fragte ich neugierig, war mir aber der Antwort schon bewusst.Sue lächelte.
"Du wirst es von mir nicht erfahren. Das ist der Sinn vom Blindwiegen Lia." sagte sie und misste meinen Puls und Blutdruck."Ich weiß aber es ist irgendwie noch so in meinen Kopf täglich mein Gewicht zu erfahren." murmelte ich nachdenklich.
"Das ist die Herausforderung. Du wirst lernen damit umzugehen. Und am Ende der Woche, weißt du spätestens, wenn du deinen Belohnen erhälst, dass du zugenommen hast." sie zwinkerte mir zu.
Ich wusste es war der Schritt in die richtige Richtung, aber er war so ungewiss und dunkel am Anfang, dass ich mich erst daran gewöhnen musste.
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Hallo meine Lieben! 🐢🐢
Ich weiß das Kapitel ist kürzer als die bisherigen, aber ich war in den letzten Monaten mit meinen Studium beschäftigt und mir ging es selbst nicht gut genug um weiter zu schreiben. Ich hoffe beim nächsten Kapitel bin ich wieder etwas besser drin und meine Ideen kommen endlich wieder. Keine Sorge es geht definitiv noch weiter! In meinen Semesterferien wird es bestimmt noch ein Kapitel geben! Bis dahin wünsche ich euch alles gute.
Liebe Grüße
Rike 😊❤️
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Perfect for you! [Geschichte einer Magersucht]
JugendliteraturLias Leben dreht sich immer um zwei Dinge: ihre Essstörung und Aiden. Sie führt seit Jahren keine gute Beziehung zum Essen und befindet sich wegen ihre Magersucht in Behandlung. Und die Tatsache, dass sie in Aiden verliebt ist, macht die ganze Sache...