Kapitel 41

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Entscheidungsunfähig? Das ich nicht lache! Frau Dohrmann hockte sich zu mir.
Ich funkelte sie wütend an.

„Was Sie tun ist Freiheitsberaubung!" rief ich. Ich ballte meine Hände zu Fäusten.

Sie seufzte.
„Lia, wenn ich dich so gegen lassen würde, dann glaube ich dass du in nicht mal drei Wochen Tod bist. Klar du isst wieder etwas, aber das ist immer noch nicht ausreichend. Wenn das so weitergeht können wir dich nicht mehr hierbehalten." sagte sie.

„Was bedeutet das?" sichtlich irritiert starrte ich sie an.

„Wir müssten dich in die Geschlossene einweisen, die sich auf Extremfälle wie dich spezialisiert sind." sagte Frau Dohrmann und seufzte. Mit großen Augen starrte ich sie an. Nein! Nein, nein, nein! Das will ich nicht!

„Das können Sie nicht machen!" sagte ich beunruhigt.
Frau Dohrmann sah mich nur an. Ich sah in ihren Augen die Verunsicherung. Sie verheimlichte mir etwas.

„Lia ich werde dir etwas erzählen, aber dafür setzen wir uns hin und essen etwas. Was sagt denn deine Kopfstimme zum Essen, die du und Kira euch ausgedacht habt?" sagte sie. Ich schluckte.

„Er hat Kohldampf." nuschelte ich beschämt. Frau Dohrmann lachte und reichte mir die Hand. Ich zog mich hoch und folgte ihr.
Wir ließen uns auf der Terrasse nieder. Sie brachte mir nochmal mein Frühstück und einen Tee.
Es war zwar etwas frisch draußen, aber das hielt ich aus.

„Lass Bob nicht warten." sagte sie und lächelte. Ich nickte und spielte immer wieder die Situationen mit Kira durch.

Ohne es zu bemerken aß ich richtig.
„Sie verschweigen mir etwas."unterbrach ich die Stelle und nahm einen Löffel Müsli in den Mund.
Sie nickte.

„Ja. Ich wollte es nicht erwähnen, weil ich dachte die Sache wird nicht eintreten. Lia es ist so, dass ich wirklich die Einzige bin, die für dich hier kämpft. Die Chefärztin, sowie das Pflegepersonal sind der Meinung, dass du hier falsch bist. Ich bin aber der Meinung, dass wenn ich dich verlegen lasse, es kein gutes Ende nimmt. Und irgendwie will ich dich auch wieder auf den richtigen Weg bringen."sagte Frau Dohrmann und guckte mich eindringlich an.

„Aber was habe ich denn falsch gemacht? Ich meine, ich tue wirklich mein bestes! Irgendwie spielen alle gegen mich. Ich hab das Gefühl ich bin hier nicht mal mehr willkommen." sagte ich traurig.

Frau Dohrmann schüttelte den Kopf.
„Oh Lia. Ich glaube keiner hatte jemals diese Absicht dir dieses Gefühl zu geben. Ich glaube alle sind mir sehr überfordert, da sie noch nie so einen Extremfall hatten wie dich."sagte sie und legte ihre Hand auf meine.

„Was soll ich tun? Sie sagten doch Sie wollen mir helfen, dann helfen Sie mir aus dieser Krankheit!"sagte ich verzweifelt. Meine Augen füllten sich mit Tränen. Wann bin ich eigentlich so geworden? Warum kann ich nicht aufhören dünn sein zu wollen?

„Ich möchte keinen mehr weh tun. Alle leiden wegen mir, wegen der Anorexie und ich bin es leid immer wieder schwach zu sein und alles so schwarz zu sehen."sagte ich.
Ich sah in die verwirrten Augen von Frau Dohrmann.

„War das ein Grund warum du gehen wolltest? Weil du dachtest, du würdest uns verletzten?"sagte sie, worauf ich nickte.

„Lia sowas darfst du auf keinen Fall denken! Wir sind hier um dich zu unterstützen. Und wir kriegen das hin. Ich werde nochmal mit den Pflegedienst sprechen, dass sie, wenn du Schwierigkeiten hast mit den Essen, dich an deine Kopfstimme erinnern. Ich sehe ja, dass es dir so viel leichter fällt." sagte sie und lächelte.

„Dankeschön." sagte ich und lächelte.

„Wofür denn Lia? Dass ich meinen Job tue?" sagte sie und lachte. Ich schüttelte den Kopf.

Perfect for you! [Geschichte einer Magersucht]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt