|| Kapitel 59 ||

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|| Kapitel 59 ||

- May -

Am nächsten Morgen wachte ich noch nicht mal mit irgendein Anzeichen eines Katers auf, was wohl daran lag, dass ich noch nicht mal Ansatzweise was getrunken hatte. Und selbst Marco hatte trotz Sieg, außer ein Bier kein bisschen getrunken. Was schon irgendwie belustigend war, als Nichtrinker die anderen Spieler zu beobachten, die sich die Birne wegkippten. Selbst Ömer, der das eigentlich gar nicht mal anschauen durfte, haute ganz schön rein, bis er am Ende des Abends bei Marco seine Augen ausheulte. Natürlich wegen dem Thema, dass seine Familie ihn an diese komische Tussi verheiraten wollte. Ich hatte auf der Party auch einiges zu tun, vor allen Dingen, als ich Moritz sah, ja richtig, Moritz Leitner. Und nein, ich musste ihn nicht davon abhalten, dass er sich wieder ein Ohrring durch seinen Penis haut. Dieses Mal musste ich ihn davon abhalten, dass er nicht irgendwelche Fische mit den Zähnen aus dem Aquarium fängt. Ich hatte ihn gerade noch gepackt und weggezerrt, als sein Kopf schon halb drinnen war. Den Rest des Abends hörte er auf mich und blieb die ganze Zeit in der Ecke sitzen und ging seiner Strafe nach, die ich ihn aufbrummte. Kaum zu glauben, dass Männer Ende dreißig so gehorsam auf mich waren.

Am nächsten Morgen lag ich eben in dem Gästebett meiner Schwiegereltern, die mich vermutlich immer noch nicht mochten. Marco lag schlafend neben mir und sabberte einmal mehr. Wir hatten uns weiter ausgesprochen und versuchten es noch einmal.

Und nein, in der Nacht lief nichts. Ich war einfach nur so faul nach Hause zu fahren und deshalb schlief ich bei Marcos Eltern. Und da hatte ich schon das nächste Problem. Wie sollte ich aus dem Haus verschwinden, ohne von Manuela und Thomas gesteinigt zu werden? Ich entledigte mich der Decke und sammelte meine Sneakers auf – wieso sollte ich in High-Heels auf eine Feier gehen? Ich will mich doch nicht umbringen. Nachdem ich in meine Sneakers geschlüpft war, schnappte ich mir meine Handtasche und blickte zu Marco, welcher mich anstarrte.

„Du wolltest dich rausschleichen?", fragte er mich. Lügen brachte in diesem Fall eh nichts, also versuchte ich es mit Ehrlichkeit. Ich blickte Marco an und er mich. Dann setzte er sich auf. „Bevor deine Eltern mich hier sehen."

„Die sollen die Klappe halten. Die haben sich nicht in meinem Leben mit einzumischen", sagte er und stand von dem Bett auf und dann fing er wirklich an, all seine Sachen zusammenzupacken. Der will doch nicht etwa wieder zurück nach Hause?

„Du willst nach Hause?", fragte ich ihn.

„Ja", antwortete er festentschlossen und stopfte alles unliebevoll in die Tasche. „Ihr seid trotz allem immer noch meine Familie und außerdem ist es schon zwischen uns bereinigt, oder nicht? Und wenn wir neu anfangen wollen, dann eben richtig."

„Du bist bekloppt", sagte ich. „Hast du eine Ahnung, wie sich die Kinder freuen werden."

„Nur die Kinder? Was ist mit dir? Was ist mit mir? Denkst du nicht auch, dass bei uns auch ein bisschen Freude da ist?"

Er lächelte mich an, so wie er mich immer anlächelte. Und in dem Moment verliebte ich mich einmal wieder in diesem unglaublichen Mann.

Und in dem Moment konnte ich nicht anders, als wie ihm um den Hals zu fallen. Marco, der erst irritiert wirkte, erwiderte ebenfalls den Kuss.

Und wie es eben auch noch sein sollte, platzt Manuela ins Zimmer. „Ich glaub mein Schwein pfeift aus dem letzten Loch!", war das einzige, was über ihre Lippen kam. Marco drückte mich leicht von sich weg und blickte seine Mutter an. „Du sagst nichts dazu. Das ist immer noch mein Leben und meine Familie."

„Ich hab nichts weiter gesagt. Eben, dass ist dein Leben. Mach du was auch immer du für richtig hältst", sagte Manu irritiert und verließ, ohne mich zu Beleidigen, im Rückwärtsgang das Zimmer. Dann zog sie die Tür zu.

{3}»Kane♥« ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt