|| Kapitel 46 ||

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|| Kapitel 46 ||

- Kane -

Mir ging es nach meiner Magen und Darm Grippe wieder besser und selbst der Teamarzt war guter Dinge, dass ich Morgen wieder ins Training einsteigen kann. Heute sollte ich mich noch mal ausruhen. Ausruhen-, dass hatte ich in den letzten Tagen viel zu viel gehabt, weshalb ich mich einfach bewegen musste. Wenigstens die Arme und Beine. Ich rede vom Auto fahren.
Ich fuhr erst zu meinen Eltern und da ich ein Zweitschlüssel für das Haus hatte, stürmte ich dort einfach rein- bin dann aber auch wieder Rückwärts raus, als ich in einem fetten Streit meiner Eltern platzte. Ich hasste es, wenn sie sich stritten, weil sich das immer so aufbauschte und da suchte ich immer das Weite. Aber dann hielt ich doch Inne und blieb an der Tür stehen.
"Lass deine Scheißlaune nicht immer an mir aus!", schrie meine Mutter meinen Vater an. "Du bist nur noch mit dem Kopf beim BVB, weil da wieder die Kacke am Dampfen ist. Mir knallt hier alles um die Ohren. Ich kriege hier alles ab und jetzt kommst du mir so, dass ich unfähig bin zum kochen!?"
"Ich weiß ja nicht, was bei dir los ist", nun war Papa an der Reihe. "Aber um Gottes Willen, du hast das Hundefutter gekocht und nicht den Eintopf! Sitzen da irgendwelche Synapsen fest? Ist da irgendwas eingeklemmt in dem Ding, wo dein Hirn sein muss?"
"Wenn Sespastian und Kacki Junior wieder nerven lass es nicht an mir aus. Das hab ich dir schon mal gesagt. Ich bin doch hier nicht der Sündenbock für alle und jeden. Selbst deine Mutter macht mich schon fertig."
"Zurecht, du gibst ihren Sohn auch Hundefutter zu essen!"
"Mir reicht es. Ich brauche frische Luft, sonst knallt es hier gewaltig", sagte Mama sauer und ging aus dem Wohnzimmer.
"Geh doch!", rief Papa. "Mir geht gerade alles eh am Arsch vorbei."
"Willkommen im Club!"
Ich zog schnell die Tür zu und lief zu meinem Auto.
"Was machst du denn hier?", fragte Mama mich, als sie aus dem Haus kam. Ich tat so, als wäre ich gerade ausgestiegen und drehte mich zu ihr.
"Wollte nur meine Eltern besuchen. Alles senkrecht?"
"Ja, alles gut", nickte Mama.
Ich biss mir auf die Zunge, da sie mir ins Gesicht log.
"Fahre nur eben nach Tugba. Mädels die Tratschen."
"Okay", sagte ich. "Naja, dann komm ich die Tage noch mal rum. Mal schauen, was meine Freundin so macht."
Mama nickte nur und ging zum AMG, in dem sie einstieg und mit einem "Tschüss", weg fuhr. Grummelnd setzte ich mich in mein Auto und machte mich auf den Weg zur Praxis, in der Soso arbeitete.
"Hi, Amanda", begrüßte ich eine der Arbeitskolleginnen meiner Freundin. Sie saß wie immer hinter dem Empfangstresen und meckerte über die widerliche Glasfaser-Internet-Verbindung von Unity Media herum. Glasfaser sollte eigentlich alles besser machen, aber in einigen Teilen Dortmunds hat man Pech und muss sich wohl mit einer Bambusleitung zu Frieden geben. Wie hier auch.
"Hi", sagte sie. "Wenn du mir Hotspot gibst, ist das zig Mal schneller." Genervt rollte sie die Augen und seufzte. "Jedes Mal, wenn du was wichtiges im Internet suchen sollst, gehts nicht oder langsam. Aber wenn du mal so reingehst um dir mit Amazon Prime Süßigkeiten und Filme zu kaufen, haste eins A Internet."
"Ja, dass kenne ich", nickte ich und lehnte mich an den Tresen. "Nichts los hier?"
"Es ist Mittwoch. Da haben wir nur bis 12 Uhr auf, Kane. Und wir haben kurz nach 12. Zwei Patientinnen sind noch da."
"Und Soso ist wo?"
"Bei einen der Patienten. Assistiert gerade bei einer Ausschabung."
"Macht man das nicht im Krankenhaus?"
"Wir bieten das auch an. Bei uns ist es aber ruhiger und familiärer. Das erklärt doch einiges. Wir sind nicht so kalt, wie Krankenhäuser und deren Personal, wessen Lebensenergie von ihrer Arbeit ausgesaugt wird."
"Stimmt", nickte ich. "Krankenhäuser sind grauenvoll. Aber die Leute die da arbeiten haben trotzdem mein Respekt. Die machen Tagelang durch, wenn es hart auf hart kommt."
"Hm, ich habe mit trächtigen Frauen zu tun. Kommt das gleiche bei raus", nickte Amanda.
"Ausschabungen sind grausam", hörte ich Soso sagen. "Vor allen Dingen, wenn es Zwillinge im vierten Monat waren und nur der eine Zwilling bei der kleinen Geburt rauskam und der andere erst jetzt."
"Ja, ich finde das auch nie leicht. Ich finde es sogar noch schlimmer, festzustellen, dass das Herz nicht mehr schlägt und das Embryo sich nicht weiter entwickelt hat", stimmte der Arzt zu, ehe er in eine der Behandlungszimmer verschwand.
Soso kam um die Ecke und blickte zu mir.
"Holst du mich ab?"
"Ein bisschen", sagte ich.
"Solltest du dich nicht noch schonen?"
Sie drückte mir einen Kuss auf die Wange und ich nickte nur. "Fühle mich ganz okay."
"Warst du krank?", fragte Amanda mich.
"Ein bisschen."
"Geh ja weg. Ich habe mehrere Kinder. Ich bleibe zwar gesund aber bei denen breitet sich der Infekt aus, wie bei einer Tratsch-Clique Tratsch."
"Ich halte eine Armlänge Abstand, wenn dir das Recht ist?", fragte ich lachend.
"Dein Glück", meinte Amanda und wandte sich wieder dem Computer zu.
"Das kann etwas dauern. Eine Patientin ist noch da und die muss erstmal wach werden", erklärte Soso. "Ich bin für Sie verantwortlich."
"Ist schon okay", meinte ich. "Ich warte einfach hier...", ich stellte mich wieder an den Tresen und lehnte mich leicht zu Amanda rüber.
"Ich schwöre dir, geh weg. Kuuuurwa."
"Ruhig Ultra Violett", grinste ich, als Amanda völlig die Fassung verlor und eine Schimpftriade auf Polnisch los ließ.
"Hängt dir was an deinem Leben?", fragte Soso mich.
"Ja."
"Dann würde ich gehen. Sie hat schon die Tackermaschine in der Hand."
Ich blickte zu Amanda. Jepp. Hatte sie. Ich ging einen Schritt zurück und beschloss mich dann in den Warteraum zu setzen, da meine Freundin wieder zur Patientin musste.
Während ich zwischendurch giftige Blicke von Amanda zugeworfen bekam, surfte ich im Internet herum.
"Kurwa", fauchte sie mich an, als sie am Warteraum lang huschte.
"Hab dich auch lieb, Aschmanda."
"MC Kindergesicht", entgegnete sie.
Leise lachend wandte ich mich wieder meinem Handy zu.
"Sind Sie der Freund von Frau Hildebrandt?"
Ich schaute auf und zu einer jungen Blondine, die dieselbe dunkelrote Arbeitskleidung wie der Rest trug.
"Nein, der Freund von Solin."
"Oh mein Gott. Der Fußballer-Freund. Ich bin die Auszubildende. Lara."
"Kane", sagte ich nett. Texte mich nicht weiter voll und geh arbeiten. Bloß geh mir nicht auf denke Nerven.
"Ich dachte, ich könnte Model werden. Aber jetzt hänge ich hier."
"Sei froh. Brauchst nicht nur ein Apfel am Tag essen."
Lara lachte. "Du bist ja witzig."
"Hm", machte ich nur.
"Man sagt ja immer und man sieht es ja, dass Fußballer Model-Freundinnen haben, die hübsch aussehen. Und du hast Solin. Wieso?"
Ich machte die Tastensperre in mein Handy und blickte Lara an. Was hat die gerade gesagt?
"Worauf möchtest du denn hinaus?", fragte ich höflich und vorsichtig nach.
"Wieso du keine hübsche Modelfreundin hast, sondern einfach nur Solin. Das ergibt keinen Sinn für mich."
"Schätzelein, so wie du aussiehst und rüberkommst, ergibt vieles für dich keinen Sinn im Leben. Selbst das kleine 1x1 nicht. Solin ist einfach normal im Kopf und scheint sicherlich nicht wie du Wattepads zu essen oder sich den Finger in den Hals zu schieben, weil man unbedingt bei einer Körpergröße von 1,80 Meter 30 Kilo wiegen muss."
"Sie ist dick, dass weißt du?"
"Bitte!? Die ist normalgewichtig, wenn nicht sogar hat sie ein bisschen mehr drauf. Na und? Ihr kann ich Ostermontag auf den Hintern hauen, der wackelt Silvester immer noch. Haut man sowas wie dir auf den Hintern, ist das wie, als ob man auf eine Salzstange tritt."
"Nein, dass ist schön", sagte sie und deutete auf sich.
"Nein, Haut und Knochen zu sein ist nicht schön. Such dir Hilfe Mädchen und lass mich in Ruhe."
"Ich finde schon meinen Fußballer."
"Viel Spaß beim suchen. Die anderen Jungs teilen die gleiche Meinung wie ich."
"Glaubst aber auch nur du."

"Ja, die brauch echt Hilfe. Wenn die mich nicht fertig macht, wegen dick sein und alles, dann hängt sie kotzend über der Schüssel", nickte Soso, als wir nach der Arbeit in die Stadt gingen.
"Grauenvoll so was. Sehen das die eigenen Eltern nicht was mit deren Fleisch und Blut ist?"
"Laras Eltern sind genauso dünn. Aber Lara hat den Vogel ja abgeschossen."
"Ja, ich habe heute mitbekommen, wie sich meine Eltern richtig schön gestritten haben. Anscheinend hat Papa Stress mit dem BVB-Vorstand und Mama ist überfordert. Papa ist nie da, da er sich nur um den BVB kümmert, in der Werkstatt ist sicherlich auch was los. Und so wie Aleyna in der letzten Zeit drauf ist, wird es mich nicht wundern wenn Mama irgendwann bei mir schlafen will, damit sie den Chaos für eine Nacht nicht mehr bei sich hat. Ich würde ja helfen, aber ich bin selbst viel zu beschäftigt mit dem Erwachsenendasein."
"Dad und Jacky haben eine Beziehungspause hingelegt."
"Ist doch gut, oder?"
"Sau gut", nickte Solin zufrieden. "Papa ist wie ausgewechselt."
"Das ist super", sagte ich und freute mich sogar ein bisschen. Aber als ich wieder an meine Eltern dachte, wurde ich wieder nachdenklich.
"Die beiden kriegen sich schon wieder ein", sagte Solin und klopfte mir aufmunternd auf die Schulter. "Und jetzt gehen wir erstmal was Essen."
"Worauf hast du Hunger?", fragte ich Solin und schnappte nach ihrer Hand.
"Griechisch?", schlug sie vor und blickte mich an.
"Griechisch", stimmte ich zu.

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Drei schnuckelige Anliegen. 🤦🏻‍♀️😬
Wenn in nächster Zeit nicht wirklich viel kommt, tut es mir jetzt schon leid. Ich habe einen neuen Job 🎉🎊🍾🎈🥒
Natürlich werde ich wieder mehr schreiben.
Außerdem würde ich mich über mehr Kommentare freuen, was dann hoffentlich auch mal länger bleibt, wie nur bei zwei Kapiteln. Bitte.
Und das letzte Anliegen: liest doch mal in meine June-Geschichte rein. Würde mich freuen. ❤️🌹
Diane hat fertig ✅

{3}»Kane♥« ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt