|| Kapitel Vier ||

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|| Kapitel Vier ||

~ Kane ~

"Joshua ist immer so nett zu mir. Er ermöglicht mir alles. Kauft mir alles. Er liest mir alles von den Lippen ab", schwärmte Jula drauf los, während Tina sich widerwillig an mich herangekuschelt hatte. Ich fand das ebenfalls so richtig behindert.
Joshua drückte Jula einen Kuss auf die Stirn. "Ja, alles."
"Dann hat er dir bestimmt einen riesigen Strauß Rosen geschenkt, oder?", fragte Tina Jula.
"Ja, dass ist verrückt. Hat er. Und eine der hundert Rosen war aus Plastik. Dazu noch eine Karte mit..."
"Ich werde dich solange lieben, bis die Rosen verwelkt sind."
"Jaaa, woher weißt du das?"
"Ich hab ihm diesen Tipp gegeben. Tina war dabei", warf ich ein. Die Panik auf Joshuas Gesicht verschwand wieder.
"Für was sind beste Freunde auch da", sagte Jula. "Wollen wir nicht irgendwas unternehmen? Feiern gehen, oder so?"
"Eigentlich bin ich nach dem Training heute ziemlich müde", sagte ich.
"Ja, ich nach meinem Arbeitstag auch", nickte Tina.
"Als was arbeitest du denn?", fragte Jula.
"Ich bin Krankenschwester."
"Ah, dass ist ja toll. Meins ist es ja nicht so."
Ich schnappte mir die Colaflasche und trank davon etwas.
"Ich bin Stripperin", sagte Jula, als wäre es der normalste Job der Welt.
Pffffffff.
Ich spuckte die Cola in einer riesigen Fontaine über den ganzen Couchtisch. Die drei blickten mich verwundert an. Schnell wischte ich mir den Mund an meinem T-Shirt trocken und stand mit rotem Kopf auf.
"Die Cola hat nicht so gut geschmeckt", bemerkte ich und schnappte mir die Cola, die ich in den Mülleimer schmiss.
"Du bist so sonderbar", bemerkte Jula und trank von ihrem Wasser.
"Danke", sagte ich und wischte die klebrige Cola auf.
"Wenn ihr nicht so die Lust auf Party habt, dann können wir auch einen Film gucken. Ich muss um sechs Uhr zu meiner Schicht. Und ein Kino ist da in der Nähe. Ich denke, Joshua schmeißt euch dann auch wieder zu Hause raus."
Joshua blickte mich bittend an. "Komm, Kumpano, dann kannst du Jula besser kennen lernen."
"Ja, aus einem Foto kann ich mir ja keine Meinung, über sie bilden."
"Du hast ein Foto von mir?", fragte Jula und blickte zu Joshua.
"Ja, ich hab eins gemacht, als du geschlafen hast. Du bist so ein friedliches Geschöpf, wenn du schläfst."
"Aaaw, danke, mein Schatz."
"Ich muss kotzen", flüsterte ich vor mich hin und spülte den Lappen aus.
"Wie war das?", fragte Joshua.
"Ich stimme dir zu", meinte Tina. "Egal, was du auch immer gesagt hast."
"Danke, 'Schatz'", ich betonte ein wenig zu dolle das Wort Schatz und hätte wirklich kotzen können. Aber was mach ich nicht alles für meinen Kumpano.
"Na gut. Dann gehen wir ins Kino. Was läuft denn?", fragte Tina. "Die Jungs laden uns doch ein, oder?"
"Ja, Kane lädt uns ein", sagte Joshua festentschlossen. Der lässt hier jetzt nicht den Alan Harper raus. Nicht mit mir.
"Freundchen, du kannst dich auch dran beteiligen. Du tickst ja wohl nicht richtig."
Das war eigentlich vollkommen ernst gemeint, da das Kino hier sauteuer ist.
Joshua lachte. "Er ist immer so sarkastisch. Das hat er von seiner Mutter."
"Höhö, das war ernst gemeint", sagte ich. "Jeder bezahlt das was seine Freundin will. Ok?"
"Ja, Joshua. Wieso nicht gleich so?", fragte ich ihn.
"Dann gucken wir mal was im Kino läuft." Er zückte sein Smartphone hervor und tippte drauf rum. "Mein Datenvolumen ist langsamer geworden. Ey, gib mal WLAN-Passwort."
"Ey, gebe ich nicht", ahmte ich Joshua nach und tippte auf meinem Handy herum.
Dann gab es eine Diskussion, welchen Film wir gucken wollen. Die Mädels wollten eine romantische Komödie und wir einen Ballerfilm. Und da war Gentleman waren - nur ich natürlich, manchmal - gingen wir eben in die romantische Komödie. Yeih.

"Bist du behindert?", Joshua haute mir auf den Oberarm und ich blickte erschrocken zu ihm.
"Hö?", wollte ich wissen und rieb mir die Augen.
"Der Film läuft keine fünf Minuten und du bist schon eingeschlafen. Pennt bei dir."
"Oh, oh Gott. Ja. Sorry", meinte ich und setzte mich wieder hin, ehe ich auf die Leinwand blickte.
"Oh Gott. Dieser Typ. Kennst du Teen Wolf? Das ist eine Serie von 2010 oder so. Dieser Tyler Hoechlin ist so heiß."
"Was für eine behinderte Serie", sagte ich und schüttelte meinen Kopf. Ich riss Joshua die Tacitos aus der Hand und dieser blickte mich sauer an. "Kannst ja auch fragen."
"Darf ich? Danke", sagte ich trocken und dippte die Chips in die Käsesauce. Was war ich froh, dass die Chips in meinen Ohren lauter waren, als die flachen Witze über die Liebe.
"Ich bin kacken", sagte ich und legte die leere Packung auf Joshuas Schoß.
"Eh, du hast die Krümel und Sauce rausgeleckt, oder?"
"Jepp", sagte ich und stand auf. Dann quetschte ich mich an Tina vorbei und ging erstmal in Richtung Toiletten. Nachdem ich meine Blase entleert und meine Hände gewaschen hatte. Stand ich noch vorm Spiegel und schüttelte meinen Kopf.
Was machte ich denn hier? Ich trocknete meine Hände ab und schmiss die Tücher in den Mülleimer, ehe ich mich zurück in den Saal quälte.
"Auch keine Lust?", hörte ich Tina fragen. Als ich aus dem Jungenklo kam, war sie gerade auf dem Weg zur Frauentoilette.
"Auf dem Film? Nee. Ich bin froh, wenn ich in meinem Bett liege."
"Ich auch. Auf der Luftmatratze."
"Die muss ich ja auch noch aufpumpen", stöhnte ich genervt und schnitt eine Grimasse.
"Das kann ich auch selber machen", sagte Tina.
"Du bist der Gast. Ich bin so sozial."
"Okay. Danke", sagte sie und verschwand in den Toiletten. Ich ging zurück in den Saal.
"Es gibt sowas wie Zimmer", sagte ich, als ich mich auf meinen Platz setzte. Joshua und Jula waren wild am herumknutschen und es dauerte keine Minute, da zog er die rüber auf seinem Schoß.
Angewidert blickte ich rechts neben mir und schüttelte nur meinen Kopf. "Ich brauch nen Bier. Oder besser. Etwas härteres." Ich stand wieder auf und verließ das zweite Mal den Kinosaal. An dem kleinen Kino-Kiosk holte ich mir eine Bierflasche und eine riesige Portion Tacitos mit Käsesauce und setzte mich an einem Tisch.
"Prost", sprach ich mir selbst zu und trank einen Schluck.

Am späten Abend lag ich in meinem Bett. Ich hatte die Luftmatratze aufgepumpt und Christina eine gute Nacht gewünscht. Nachdem ich duschen war, hatte ich mich mit nem Sandwich ins Bett gelegt. Meine Güte, war ich wieder am Fressen. Grauenvoll.
Das Sandwich war vernichtet und ich war müde. Ich ließ über den Laptop eine Folge Medical Detectives laufen, damit ich besser einschlafen konnte. Nach ein paar Minuten schlief ich dann auch ein.

"Morgen", begrüßte Tina mich, als ich noch im Halbschlaf aus meinem Zimmer kam. Verdutzt blickte ich sie an und wollt sie fragen, was die hier will. Aber dann kam die Erinnerung wieder.
"Moin."
"Was?"
"Moin ist Norddeutsch", sagte ich und winkte ab. "Morgen."
"Ich hab Kaffee gekocht."
"Ich mag kein Kaffee, aber danke."
"Wieso hast du dann eine Vollautomatischekaffemaschine?"
"Gab es zur Einrichtung dazu", sagte ich und verschwand im Badezimmer. Es war neun Uhr und um 11 Uhr stand Training an. Da freute ich mich schon irgendwie drauf. Nicht.

"Wer ist denn das auf dem Foto?", fragte Tina mich, als wir am Frühstücken waren. Sie griff zur Kommode rüber und blickte auf das Foto.
Ich schaute auf und schluckte, als ich Solin auf dem Foto sah. Gemeinsam mit Micky Maus im Disneyland Paris vor ein paar Jahren.
"Das ist meine", wieder schluckte ich. "Sie ist meine Cousine."
"Cousine?", fragte Tina und runzelte die Stirn. "Kane, dass ist doch eine Ex!"
"Ja. Dann ist die das. Und?"
"Bist noch nicht darüber die hinweg, was?"
"Doch", brummte ich.
"Wenn du über deine Ex hinweg bist, dann würde das Foto nicht mehr hier herum stehen."
"Steht da nur wegen Micky Maus", log ich.
"So kannst du nicht mit ihr abschließen."
Sie stellte das Foto zurück und ich zuckte nur mit den Schultern. "Vielleicht will ich das auch gar nicht? Ich hab Angst die Zeit mit ihr zu vergessen."
"Dann willst du weiter wie ein Hund leiden?"
"Was kümmert dich das? Ist schließlich mein Herz. Nicht deins."
"Du hast mich hier aufgenommen. Ich wollte dir nur was Gutes tun. Und dazu zählt ablenken, da es gerade im Job und in der Liebe nicht prickelnd für dich läuft."
"Mag sein. Aber ich bin eher der Typ der alles in sich hineinfrisst", winkte ich ab und stellte mein Geschirr in die Geschirrspülmaschine.
"Ich muss zum Training."
"Wunder dich nicht, ich bin ab 12 Uhr arbeiten."
"Du brauchst ja noch nen Zweitschlüssel."
"Den hat mir Joshua in die Hand gedrückt."
"Wann?"
"Gestern im Kino."
"Okay."
Ich schnappte mir meine Sachen und machte mich auf den Weg zum Training. Nichts ahnend, dass mich da eine riesige Überraschung erwartet.

{3}»Kane♥« ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt