Sie hält Ihre Hand über die kleine Flamme. Ihr wird warm. Ihre Augen beobachten fasziniert den Tanz des Feuers. Ihr Gesicht leicht erhellt, im dunkeln des Zimmers.
Das Wachs schmilzt unter der Hitze. Wie das Eis um ihrem Herzen, wenn Sie in SEINEN Armen lag.
Die Kerze ist das einzige Licht in Ihrem Leben. Es gab mal eine Zeit, wo ER es war. Doch nun ist Ihr Leben ganz kalt und leer.
Sie haben Ihr IHN weggenommen. Trotz Ihrer Schreie und Proteste. Ihre Tränen konnten IHN nicht retten.
'Sie werden zurückkommen. Sie werden auch mich holen', denkt Sie sich.
Doch was tut Sie, statt wegzurennen und sich vielleicht zuverstecken? Sie sitzt in dem Zimmer, wo Sie in SEINEN Armen lag und IHN liebte.
Sie sieht der Kerze beim brennen zu. Ihre Gedanken nur auf IHN konzentriert. Auf all die leidenschaftlichen Momente. Und ganz langsam und nur ein Stück, taut das Eis. Sie fängt an zu lächeln.
Die Dorfbewohner schreien.
Sie sind auf dem Weg zu Ihr. Beladen mit Fakeln und Heugabeln.
Sie hört sie. Doch Sie sitzt nur lächelnd da, betrachtet die Kerze beim brennen.
Sie verspürt keine Angst. Wovor auch? Sie haben Ihr IHN ja schon genommen.
Sie sah IHN. Sie haben dafür gesorgt, dass Sie IHN dabei sieht. Beim sterben.
Haben Sie gezwungen zu zusehen, wie Ihr Geliebter brennt. Und zwar nicht aus Liebe zu Ihr.
Die Schreie schleichen sich in Ihre Gedanken. Und der Geruch von SEINEM brennenden Fleisch liegt plötzlich in der Luft. Es hat sich in Ihren Kopf gebrannt.
Eine einzelne, einsame Träne bahnt sich ihren Weg über Ihr Gesicht. Ihr Lächeln nun gequält und voller Schmerz.
Doch Ihre Augen brennen.
Die Tür wird aufgestoßen. Sie sind da. Sie hebt Ihren Blick ganz langsam. Voller Verachtung, voller Hass und Trauer sieht Sie sie an.
Sie steht freiwillig auf und lässt sich freiwillig, unter ungläubigen, ängstlichen Blicken, zum Marktplatz führen.
Sie haben alles schon vorbereitet. Das Holz fein und säuberlich aufgeschichtet. Der Pfahl ragt in die Höhe.
Die Sterne funkeln, brennen, so als ob sie wüssten was gleich geschehen würde.
Sie wird festgebunden. Flucht ausgeschlossen. Aber sie hatte eh nicht vor zu gehen.
'Irgendwelche letzten Worte, Hure?'
Sie hebt Ihren Kopf. Ihr Blick schweift über die Dorfbewohner, erfasst jeden einzelnen und Sie lehnt sich soweit Sie kann nach vorne, so als ob Sie ein Geheimnis teilen will.
'Ihr habt IHN brennen lassen.'
Ihre Stimme hallt ruhig und deutlich durch die Nacht.
'Ihr habt mir meine Liebe genommen.' Sie macht eine Pause, holt tief Luft.
'Ihr habt mir mein verdammtes Herz raus gerissen. Und somit jegliches Mitgefühl für euch. Und ab dem Moment, ab dem ihr das Holz entzündet und ich entflamme, werdet ihr mit mir, heute Nacht brennen.' Sie stößt die Worte grollend und drohend hervor.
Doch die Dorfbewohner lachen nur. Verhöhnen sie und das Antlitz Ihres Geliebten.
Das Holz fängt Feuer.
Und Ihr Blick ist in die Ferne gerichtet. So als ob Sie IHN sehen würde. Und vielleicht tut Sie das ja auch. Es fließt wieder eine einzelne Träne Ihre Wange hinunter.
'Es tut mir so so leid, mein Liebster.' Ihr flüstern so leise, dass nur sie und die Geister es hören können.
Und schon bald darauf, gehen Ihre Schreie in der Nacht unter und Sie entflammt.
Sie amüsieren sich nur darüber. Was auch sonst? Und ergötzen sich an Ihrem Leid. Solange bis auch sie Feuer fangen. Bis ihr Dorf in Flammen aufgeht.
Und eine Welt voller Wärme und Licht entsteht.
Und nun reichen IHRE Schreie bis zu den Sternen.
Das Feuer brennt bis zum Morgen. Verbrannte Häuser ragen in die Höhe, wie gebrochene Knochen. Und statt Tau, bedeckt Asche das Land.
Und dort, in der Mitte der Ruinen. Stehen Sie und ER. Könnt ihr Sie sehen? Sie stehen dort, versprochen. Sehen sich in die brennenden Augen. Lippen berühren Lippen.
Und Sie gehen, Hand in Hand , in das beißende Licht hinein.
Und behalte in Erinnerung: Feuer ist Zerstörung und Leben zu beiden Teilen, zur gleichen Zeit.