Koma

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"Bitte komm zu mir zurück, Baby, ich vermisse dich. Wir alle. Ohh Gott bitte. Ich war nie gläubig. Ist das jetzt meine Strafe?"
"Warum sie? Ohh warum sie? Bitte gebt sie mir zurück"
"Hallo, mein Engel. Mia hat heute ihre ersten Schritte gemacht. Sie war ganz wacklig auf den Beinen und hat sich nicht unter kriegen lassen, sondern ist immer wieder aufgestanden. Sie ist eine Kämpferin, wie du. Kämpfe, mein Engel, komm zu uns zurück. Wach auf. Wir vermissen dich...Er..."
"Ich wünschte du könntest mich hören..ich wünschte du könntest..."
Hören? Aber ich höre euch doch. Wo bin ich?

Ich sehe mich selbst in einen weißen Nichts. Ich sehe mich selbst in diesem Bett liegen. Ich sehe mich selbst in vergangenen Tagen. Aber ich sehe mich nicht.
Wo bin ich? Was passiert mit mir? 
"Ich liebe dich, komm zu mir zurück."
'Aber ich bin doch hier' will ich schreien. Ich schreie und schreie, wie könnt ihr mich nicht hören?!

In manchen Momenten fühle ich mich taub, meine Sicht verschwimmt, wie meine Welt. Und im nächsten Moment seh ich alles ganz klar. Höre sie ganz deutlich und ich versuche mit aller Kraft zu ihnen zu gelangen, aber eine unsichtbare Wand trennt mich von ihnen.

Manchmal zerreißt mich der Schnerz und ich sinke zu Boden. Kraftlos und leer. Manchmal übermannt mich die Wut und ich schlage gegen diese Mauer. Und manchmal steht alles still und ich spüre wie ich wegdrifte, obwohl ich mich so fest kralle wie sonst was.
Ich schwebe zwischen Schlaf und Wachsein. Zwischen Traum und Realität. Leben und Tod.

Manchmal ist da eine Frau. Sie sieht so unglaublich jung aus, aber ihre Augen. Gott, ihre Augen erzählen eine uralte und qualvolle Geschichte. Ich halte ihren Blick nie stand. Dieser unendliche Schmerz in ihnen, zerreißr mich. Wenn ich zu lange in sie blicke, falle ich einfach ins bodenlose.
Sie redet nie. Sie ist einfach da. Schaut meist ins Leere, schaut durch mich hindurch, als wäre ich gar nicht da. Es ist als wäre sie hier und weg.
Die Frau kommt immer, wenn uch davon gedriftet bin. Sie ist dann plötzlich da, schaut mir direkt in die Augen bis ich wegsehe und ab da an schaut sie ins Nichts, bis sie wieder weg ist. Wer ist sie? Gott?

Ich halte all dies nucht mehr aus und ARGH
"Hört mich denn keiner?!" Verzweifelt schrei ich ins Leere. Hoffe auf eine Antwort dke wahrscheinlich niemals kommt. "Bitte" flehe ich "bitte erlös mich, ich ertrage diese Existenz nicht mehr"
Auf meine Schreie folgt ohrenbetäubende Stille. "Bitte, bitte wach auf"
"Ich will es doch!" schrei ich in rage zurück. "Ich will es doch" kommt es gebrochen aus meinem Mund. Aber er hört mich nicht.
"Anscheinend ja nicht"
Ich wirble herum und da sitzt sie. Seelenruhig an einem Baum gelehnt. Woher kommt der Baum? Mir steht der Mund offen.  Ihre Stimme ist anders als ich erwartet hab. So sanft und gleichzeitig mit einer Stärke von der ich nur träumen kann. Kontrolliert. Ich dachte sie wäre leiser und zerbrechlich.
"Huh? Eben warst du noch nicht so sprachlos" sagt sie mit geneigtem Kopf, einen aufgeforderten Gesichtsausdruck aufgesetzt. Sie steht plötzlich auf, so schnell und elegant. Ihre Bewegung sind fließend. Klopft sich staub ab, welcher gar nicht da ist und - "Nun dann kann ich ja wieder gehen, wenn du nicht reden willst"
Und in dem Augenblick in dem sie sich gerade zum gehen umdreht, finde ich meine Stimme wieder. "WARTE!"
Die Frau bleibt wider erwarten regungslos stehen. Und dann dreht sie sich ganz langsam um. Raubtier. Ein Mundwinkel leicht nach oben gezogen. Spöttisch. Die Arme auffordernd nach oben gestreckt.
"Wer bist du? Bist du Gott? Wo bin ich? Ist das der Himmel, oder eine Art Zwischenwelt? Wie komm ich zurück? Warum bin ich hier? Wa -"
"Whoa mach mal ne Pause, Mädel. Wir wollen doch nicht, dass dein Herz stehen bleibt vor Atemnot" Pause. Grimmig spöttisches Lächeln mit einem Augenzwinkern "Jedenfalls nicht schon wieder."
Mein Mund klappt auf und wir zu vor Sprachlosigkeit.
"Die wichtige Frage ist nicht wer ich bin, sondern was ich bin."
"Bist du Gott? Und was ist der Unterschied? "
Nun ist es ein trauriges Lächeln was mir antwortet "Ohh es gibt einen. Finde ihn selbst heraus. Und zu deiner Anderen Frage. Nein, ich bin nicht Gott. Deine Vorfahren haben zwar mich und meines gleichen als Götter verehrt, aber wir sind keine."
Die Frau hat sich währenddessen in Bewegung gesetzt und schleicht nun um mich herum. 'wie eine Raubkatze um seine Beute.' schießt es mir durch den Kopf. Wunderschön und tödlich. In dieser Frau steckt mehr als sie zeigt. "Du hast meine anderen Fragen noch nicht beantwortet"
"Ich weiß" spricht sie mkt einer Ruhe aus die mich kirre macht. "Ja, und -" "Geduld ist eine Tugend." unterbricht sie mich mal wieder. Ja, Geduld war nie meine Stärke.
Sie bleibt stehen und starrt an mir vorbei. Ich dreh mich um, um zu sehen was sie fixiert, aber da ist nichts. Was auch sonst. Ihr Gesichtsausdruck ist bar jeder Emotion. "Weißt du....ich bin die Wächterin." Gott diese Pausen. "Wächterin von wa-" "Das braucht dich nicht zu kümmern." Pause. Natürlich. Und sie fängt wieder an herum zu tigern. "Weißt du...der Tod...ist nicht immer der Bösewicht...Er ist Erlösung und er ist Untergang." sie redet mit einer Sanftmut über den Tod, als wäre es ein alter Freund. Vielleicht ist er das ja auch.
"Und das Leben ist nicht immer der Gute. Ich habe mehr Schmerz im Leben, als im Augenblick des Todes  erleidet...so viel Schmerz" flüstert sie zum Ende nur noch. Ihre Augen, himmel in ihren  Augen spiegelt sich ein jahrelanger Kampf um Leben und Tod. Plötzlich wirkt sie wieder entschlossener. Ihre Emotionen sind wieder unter Kontrolle. Aber das Gefühl von unendlichem Leid bleibt in ihren Augen. "Entscheide dich" dringt ihre ausdruckslose Stimme zu mir.
"Entscheide dich" flüstert sie mir direkt ins Ohr. Was? Blitzschnell drehe ich mich um, aber da ist niemand. Nein, sie steht immer noch an der gleichen Stelle wie eben. "Entscheide dich"
"Entscheiden für  was?!" Schleudere ich ihr verwirrt entgegen.
Eine Hand hebt sich "Kämpfe" jetzt die andere "oder sterbe"
Okay. Okay.
Ich hole tief Luft und setzte zu einer Antwort an "Ich -" "Bedenke..." unterbricht sie mich natürlich schon wieder. "...Leben und Kampf oder Tod und Frieden"
Ich lasse mir ihre Worte durch den Kopf gehen. Versuche die Bedeutung zu erfassen. Die Konsequenzen. Wäge ab.
"Für was hast du dich entschieden?"
Ihre Mundwinkel verziehen sich verbittert "Mir wurde keine Wahl gelassen und wird es wahrscheinlich auch nie." spricht sie voller Hass aus...
..."Deine Zeit ist vorbei, Mädel. Wie entscheidest du dich?"
Ich blicke ihr entschlossen  in die leidenden Augen. Diesmal wende ich den Blick nicht ab. Ein kleines Lächeln ziert ihr Gesicht. Nur ganz klein und müde.
"Leben" kommt es nun endlich aus meinem Mund. "Ich entscheide mich für das  Leben"
"Leben?" sie sollte nicht so überrascht klingen. Ihr darauf folgendes 'warum' reißt mich aus meinen Gedanken. "Das Leben ist voller Schmerz und Leid und Elend. Aber es ist auch voller Hoffnung und Freude und Liebe. Es beinhaltet so viel mehr. So viel schönes und wunderbares und kostbares. Ich will zu meiner Familie zurück. Und ich will eine kleine Ewigkeit mit dem Mann, denn ich liebe. Ich will leben."
Auf meine Worte hin neigt sie nur gedanklichen ihren Kopf. Und dann erscheint ein Lächeln. Herzzerreißend. Verletzlich. Sehnsüchtig. 'So viel Liebe muss schön sein. So viel Leidenschaft und willenskraft. Ich hoffe du findest deinen Frieden, meine Freundin. Es war mir eine Freude deine Bekanntschaft gemacht zu haben." "Ich-" aber natürlich unterbricht sie mich wieder. Diesmal aber indem sie mich an den Schultern packt und in den Abgrund stößt. Ihre Augen und ihr Lächeln ist dad letzte was ich sehe.

Meine Augen klappen auf. Weiß. Oh bitte nicht.
Verschwommene Fratzen nehmen Form an. Ich drifte wieder weg, aber ich weiß, ich bin endlich zurück. Ich bin endich wach.
'Danke' flüster ich ins Leere. Und ich könnte schwören, dass mir ein amüsiertes 'Wofür, ich tu nur meinen Job' antwortet.

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