1 2 3 4 einatmen. 1 2 3 4 ausatmen.
ich renne. mein atem abgehackt, kleine wölkchen vor meinem gesicht.
1 2 3 4 einatmen. 1 2 3 4 ausatmen.
ich habe irgendwo gelesen das soll deinen herzschlag beruhigen. anscheinenden sollen soldaten das auch so machen. Aber mein herzschlag beruhigt sich nicht. ich höre ihn laut in meinen ohren wieder hallen. Spüre ihn durch meine venen pulsieren.
1 2 3 4 einatmen. 1 2 3 4 ausatmen.
Wovor renne ich eigentlich weg? Ist es immer noch hinter mir? natürlich. wo auch sonst? es ist beharrlich, du dummes stück. du kannst nicht entkommen. es wird dich verschlingen. wir werden dich verschlingen.
mir stockt der atem, als ich sie höre. meine beine verfangen sich. ich stolpere, falle hin. meine hose aufgerissen, blutig von meinen knien.
1 2 3 4 ich kann nicht atmen, würge trockene luft und tränen versuchen sich ihren weg raus zu bannen. mir dröhnt der kopf. meine muskeln fühlen sich so schwach an. ICH fühle mich schwach.
los steh auf, es kommt. du wirst sterben, wenn du nicht jetzt aufstehst. ich will nicht sterben. und du doch auch nicht,oder?
1 2 3 4 einatmen. 1 2 3 4 ausatmen.
ich richte mich auf. langsam. meine knochen knacken und meine muskeln prostestieren. es tut mir leid, aber ich muss weiter.
1 2 3 4 einatmen. 1 2 3 4 ausatmen.
der schmerz zieht durch meinen ganzen körper.in jede noch so kleine pore. meine lungen brennen. wie lange soll ich denn noch rennen? ich kann nicht mehr.
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ich will schreien. doch kein laut kommt über meine lippen. nicht genug luft. nicht genug kraft. die stimmen schweigen nicht. kriege keinen einzeln verdammten gedanken auf die reihe.
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gib schon auf. du kannst nicht entkommen. schwaches dummes kind. es würd dich eh keiner vermissen. nichts anderes hast du verdient. sieh dich doch an, niemand will dich. du willst es doch auch.
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meine tränen verschleiern meine sicht. Will ich es wirklich? Jaaa, willst du.
die stimmen, ihre stimmen werden zu meinen. sie füllen meinen kopf, füllen mich aus. bis ich nur noch sie höre.
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ich werde langsamer. bis ich schließlich ganz zum stillstand komme. meine beine drohen unter mir nach zugeben. kleine schwarze sterne vor meinen augen.
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ich hab sie nicht gesehen. doch plötzlich steht sie vor mir. grinst verrückt. und schubst mich.
1 2 3 4 ich schreie. ich falle. ich schlage auf und der atem wird aus meinen lungen gepresst. ich sterbe, oder?
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ich schlage meine augen auf. richte mich auf. wo bin ich? ich sehe mich um und dann sehe ich sie.
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sie steht da und doch tut sie es nicht. sie ist nicht echt. es ist nur ein bild, ist es das? ich stehe auf.
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warum bewegt sie sich auf die gleiche art und weise wie ich? was spielt sie da für ein krankes spiel? ich gehe näher an sie ran und sie an mich.
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ich hebe meine hand. sie hebt ihre hand. ich will sie anfassen. sie will mich anfassen. mir stockt der atmen. ihr stockt der atmen.
gleiche haarfarbe. und die augen kommen mir auch bekannt vor. ihre gesichtszüge sind mir vertraut und doch erkannte ich sie nicht.
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sie hat ein messer in der hand. ich hab ein messer in der hand.
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in dem moment als sie zusticht und ich schreie, realisierte ich, dass es ein spiegel war.
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dunkelheit umhüllt mich. in der ferne höre ich leise klänge. ich schlage meine augen auf. wo bin mich?
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ich kenne diese wände. ich kenne das bett in dem ich liege und die musik aus dem radio. ich bin in meinem zimmer. was war das?
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ich stehe auf und wanke ins badezimmer. kaltes wasser fühlt sich an wie nadelstiche in meinem gesicht. aber es kühlt so unfassbar sehr, weckt mich ganz auf.
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ich blicke mir in die augen. die stimmen haben aufgehört. mein kopf ist wie leer gefegt. versuche mich an einem lächeln. brüchig,schwach.
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wenn man sich selbst als feind sieht, ist man wahrlich in der hölle. es gib nichts schlimmeres als zu erkennen, dass die zweifel und diese gehässigen stimmen echos deiner selbst sind. denn du bist machtlos, zwiegespalten. wie willst du kämpfen, wenn dein gegner du selbst bist?
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ich lächele mich an. dieses mal ist es echt. Ich bin echt und ich lebe, ich atme, ich....akzeptiere mich, das erste mal seit langer zeit.
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es wird noch ein langer weg, aber ich weiß, dass ich es schaffen werden.