Anarchie

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Teil 1

Ohne ein bestimmtes Ziel wander ich durch die Straßen. Niemand kreuzt meinen Weg. Nicht das es noch besonders viele Jemande gibt. 

Mein Weg führt mich durch Autowracks herum. Ausgebrannt, verrostet, zurück gelassen. Kommt mir seltsam bekannt vor. Ich weiß, wie ihr euch fühlen würdet, wenn ihr nicht nur Stahl wärt. 

Die Sonne brennt sich erbarmungslos bis zum Boden. Und ich schwitze erbarmungslos aus jeder meiner Pore, weil der verdammte Asphalt die Hitze nur verstärkt. Vielleicht sollte ich bei der nächsten Gelegenheit vom Highway runter und mir meinen Weg, durch die Stadt bahnen. Ich sollte mir auch einen Platz zum schlafen suchen. Bis heute Abend schaff ich es nicht mehr bis zu meinem Unterschlupf. Wer hätte gedacht, dass wir jemals auf Autos verzichten müssten und stattdessen wieder alles zu Fuß ab laufen müssen? Wir sind ja so verkommen und verweichlicht. Aber wer hätte auch schon gedacht, dass die Welt in Anarchie verfallen wird? Nun,ich. Allerdings hatte ich den endgültigen Zusammenbruch erst  später erwartet, wenn ich schon tot bin und den Mist nicht miterleben muss, sonder entspannt aus der Hölle zu schauen kann und mich amüsieren. Später halt. Tja, schöner Mist.

Wie lange ist es jetzt her? Fühlt sich an wie Jahrzehnte, dabei müssten es bis jetzt nur 5 oder 6 Jahre sein. Wirkten 6 Jahre in der alten Zeit schon lange, sind es in der Neuen eine halbe Ewigkeit. Was für ein Wunder, dass ich noch lebe. Hmpf, ich Glückspilz. Einer der wenigen. Wobei ein paar gibt es schon noch. Im Süden hat sich eine kleine "Anlage" oder Siedlung gebildet. Nicht mehr als 300 Man. Waren 300 Menschen früher eine Schule, so ist es heute eine Siedlung. Was für ein schlechter Witz. Wie mein Leben. Ha ha.

Ich könnte mich ja ihnen anschließen, aber ich bin ein Einzelgänger, lone wolf, Geist, wie auch immer. Ich komme alleine besser zurecht.  Außerdem überlebe ich alleine einfach länger, ohne Ballast. Auch wenn ich mich jeden Tag frage, wofür ich eigentlich überlebe. Ich hänge vermutlich doch mehr an meinem Leben als ich es wahrhaben möchte.

Die Sonne verschwindet langsam am Horizont. Taucht die Welt in Feuer. Die eingestürzten Häuser ragen wie abgebrochene Zähne in die unendliche Höhe. Das antike Alte hat Gebäude erbaut die Jahrzehnte gehalten haben. Unsere zerbrechen schon bei der ersten Katastrophe. Früher wurde für die Ewigkeit gebaut, aber in der Gesellschaft, in der ich aufwuchs, hatte alles seinen Haltbarkeitsstempel. Wir wollten unsterblich in Sterblichkeit sein.

Was bleibt, außer Zerstörung und nichtssagende Erfindungen? Mal sehn, ob die Menschen diesen Genickbruch überleben werden. Wahrscheinlich werden sie das. Menschen sind wie Kakerlaken (nur schlimmer) und überleben alles, nur um sich danach wieder zu vermehren. 

Aber ich habe Hoffnung auf etwas Gutes.  Und weißt du warum? (Sollte ich aufhören mit mir selbst zu reden? Definitiv) Die Natur holt sich ihren Platz zurück. Grün, so viel Grün wie man selten in einer Großstadt gesehen hat. Bäume wachsen aus aufgebrochen Straßen hervor. Blumen blühen, setzten Akzente. Blüten wehen durch den Wind. Die Menschen mögen in Anarchie verfallen sein. Aber die Natur ist wieder erwacht. Und lebt. Und das gibt mir Hoffnung für diese wunderschöne Welt, die wir beinahe zerstört hätten.


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