In letzter Zeit quält mich immer öfter die Frage, warum ich das alles hier noch mache. Warum zwinge ich mich jeden Tag aufzustehen, zu essen, zu reden. Warum?
Ich tue es jedenfalls nicht für mich. Hmpf, ganz sicher nicht für mich. Vielleicht tue ich es ja für meine Familie. Vielleicht tue ich es auch einfach, weil mir keine andere richtige Wahl bleibt. Wobei, doch schon. Ich kann ja auf der Straße leben. Oder mich auch einfach gleich umbringen.
Aber dafür bin ich, denk ich, noch nicht verzweifelt genug. Dafür genieße ich die Schönheit des Lebens noch zu sehr.
Aber ich habe nichts. Nichts für das es sich lohnen würde zu leben und die ganze Scheiße zu ertragen. Nichts wirkliches.
Ich mein klar, ich kann mir meine Familie als Grund nehmen, aber ich glaube, wenn man nicht für sich selbst lebt, dann existiert man nur. Denke ich jedenfalls. Aber was weiß ich schon? Ich bin nur ein junger Erwachsener von vielen, deren Hormone einen den Kopf verdrehen. Ich habe keine richtigen Erfahrungen. Wie auch? Ich befinde mich die meiste Zeit in meinem Zimmer. Ich versuche Menschen konsequent aus dem Weg zu gehen. Und darin bin gut, mich unsichtbar zu machen.
Menschen sind so anstrengt und ermüdend. Ich benötige das bisschen Energie, welches ich besitze um zu existieren. Da kann ich, bedauerlicherweise, nicht auch noch oberflächliche Kontakte knüpfen, wobei ich ihnen nichts bedeutet und sie mir nichts.
Ich weiß, dass man andere Menschen braucht. Die einem helfen, wenn man es alleine nicht mehr aushält. Wenn man sich selbst wirklich kennen lernen und finden will.
Ich genieße Gesellschaft auch. Vielleicht nur für wenige Stunden, weil ich einfach mein Alleinsein brauche, aber ich genieße sie wirklich. Ich kann die Personen zwar an einer Hand abzählen, bei welchen dies zutrifft, aber gut.
Aber darum geht es nicht. Nun, ich weiß allerdings auch nicht um was hier eigentlich geht, aber yolo. Götter, wie sehr ich solche Abkürzel hasse. Und dann verwende ich sie ironisch und keiner versteht es. Wie immer.
Die wenigsten Leute verstehen mich. Das ist aber auch nicht weiter überraschend. Sie kennen schließlich nichts über mich, nicht meine Gedanken oder was ich mache. Sie würden darüber reden oder wären entsetzt. Ich bin entsetzt von mir. Und habe Angst vor meiner selbst.
Es schlummert eine wilde Dunkelheit in mir, die alles verschlingen will. Vernichten. Zerstören. Manchmal gewinnt sie und manchmal gewinne ich. Wobei, sie ist ein Teil von mir, entweder ist es ein Versagen meiner seits oder ich konnte mich nicht kontrollieren.
Im Krieg gibt es keinen Gewinner, oder? Nur Tote und Überlebende. Und es ist ein Krieg. Der schlimmsten Sorte.
Wie sollst und kannst du etwas bekämpfen, was ein Teil von dir ist? Was du bist? Ich bin Feind und Feind.
Und es tut so weh. Diese Zerrissenheit tut weh. Es ist ein Schmerz, der so tief reichend ist wie meine tiefsten Wesenszüge. So durchdringend bis in jeden Muskel, jeden Knochen und jede Zelle. Er strömt aus jeder meiner Poren, dass ich mich frage wie man ihn nicht sehen kann. Ich kann ihn praktisch berühren.
Aber sie sehen es nicht, weil es sie nicht interessiert und niemand so etwas sehen will?
Das versteh ich. Wirklich. Heißt aber nicht,dass es nicht trotzdem schmerzt. Aber das ist okay, ich tue es ja nicht anders,oder? Wahrscheinlich nicht.
Also, warum atme ich dann noch? Könnte man das Atmen und das Pumpen des Herzens, das Arbeiten der Organe und die Reaktionen im Gehirn bewusst steuern...vielleicht wäre ich dann gar nicht mehr hier. Vielleicht,wahrscheinlich schon.
Ich bin zu stur um einfach aufzugeben. Und möglicherweise auch ein bisschen sadistischen gegenüber mir selbst.
Aber das ist etwas in mir. Eine kleine Flamme der Hoffnung. Die Hoffnung, dass alles irgendwann gut wird.
Und sie brennt ständig, egal wie oft ich schon versucht habe sie mit Tränen zu ertränken. Sie will einfach nicht sterben.
Also sitze ich hier und schreibe mir die Seele aus dem Leib. Wird ja eh niemand lesen. Ich schreibe und verdränge meine Gedanken mit Musik. Lese bis mir die Sicht verschwimmt.Schlafe so lange, dass ich wieder müde bin.Schlage gegen Wände, um mich zu kontrollieren. Mache die Zeit bis zum Irgendwann erträglich, in der Hoffnung auf dieses Irgendwann.