Kapitel 11

596 16 0
                                    

"Bis übermorgen Mad!" , rief mir Jérôme noch hinterher. 

"Ja, bis dann!", sagte ich schnell und verschwand so schnell es ging aus dem Studio. Ich hatte nicht vor wieder den Bus mit Taylor zu teilen, also hatte ich nichtmal im Studio geduscht, mir nur schnell eine Jacke angezogen und bin rausgerannt. Direkt als ich an der Bushaltestelle ankam, kam auch der Bus und ich setzte mich entspannt auf einen Sitz in einer der ersten Reihen. Nun setzte sich der Bus in Bewegung. Von Taylor keine Spur. Ich hatte es geschafft!


"Hallo Familie, ich bin wieder Zuhause!", rief ich nachdem ich die Haustür geöffnet, und den Schlüssel in unsere Schlüsselbox gelegt hatte. Sofort kam mir meine Mutter entgegen. 

"Ach, du bist ja früh schon wieder da. Setz dich, wir wollen essen.", sagte sie und nahm mich in den Arm. Jedoch entfernte sie sich daraufhin wieder und lachte: "Vorher solltest du aber vielleicht nochmal duschen gehen, du riechst nicht so, als hättest du das schon im Studio erledigt. Ich sprintete also die Treppe rauf und nahm erstmal eine entspannte, heiße Dusche. Währenddessen überlegte ich. Wieso? Wieso ausgerechnet MEIN Boxstudio, wieso ausgerechnet ER? Dass ich heute den Kampf gewonnen hatte sollte ihm jetzt eigentlich klar machen, dass das MEIN Revier war! Er konnte sich mal verpissen! Ich werde alles darum geben, dass dieses Arschloch mir nicht mein Leben hier ruiniert. Mit diesem Gedanken stand ich aus der Dusche aus, band mir ein Handtuch um und ging in mein Zimmer. Meine dreckige Sportwäsche stopfte ich in den Wäschekorb und dann ging ich in unsere Waschkammer, um mir saubere Unterwäsche rauszusuchen, in meinem Schrank fand ich nämlich nicht mehr wirklich welche. Es muss echt lange her sein, dass hier jemand die Wäsche gemacht hat. Heute Nachmittag meine Sportsachen und jetzt meine Unterwäsche. Liegt wahrscheinlich daran, dass meine Eltern nie Zuhause sind und auch ich und mein Bruder keinen Bock auf Wäsche machen haben. Mit einem Schulterzucken und frischer Unterwäsche an ging ich zurück in mein Zimmer, legte das Handtuch auf den Boden ab und nahm mir meinen Schlafanzug. Zuerst zog ich meine Hose an. Und gerade, als ich meinen Kopf durch das T-Shirt stecken wollte, fiel mein Blick durch mein Fenster, hinüber zum Nachbarhaus. In dem Fenster, genau gegenüber von meinem, stand Taylor und grinste mich an. Er trug nicht als eine Jogginghose und seine Haare waren noch nass vom duschen. Dieser Anblick ließ mich einen kurzen Moment inne halten. Den ich sofort wieder bereute, denn jetzt wurde sein perverses Grinsen noch breiter und er trat einen weiteren Schritt auf das Fenster zu. Ähm, du weißt schon, dass du hier gerade immer noch halb im BH an einem Fenster steht, von dem aus dich ein Arschloch beobachtet, oder? Scheiße! Endlich fand ich meine Beherrschung wieder und schlüpfte ganz in den Schlafanzug. Ich ging ebenfalls auf mein Fenster zu und ohne zu zögern öffnete ich es. Sein Fenster war ebenfalls halb offen. 

"Hör auf mir nachzuspannern du Idiot!" , rief ich halblaut zu ih  herüber.

"Hör auf dich extra in Unterwäsche ins Fenster zu stellen, sodass ich gucken muss!" , grinste er.

Ich schnappte nach Luft. "Das ist doch absurd! Wieso sollte ich sowas extra machen?"

"Weil du mich willst" , zwinkerte er mir zu.

"Jetzt hör mir mal zu." Ich kochte vor Wut. Dachte der Typ ernsthaft er wäre der geilste Macker des gesamten Universums? "Führ dich mal nicht so auf! Ich hab schon besseres gesehen. Und wenn du nochmal so spannerst, hole ich meinen Bruder!" Mit diesem Satz schlug ich mein Fenster zu und zog meine Gardine zu. Der Typ spinnt doch!

Mit schnellen Schritten lief ich endlich die Treppe runter an den Esstisch. Dort saßen schon alle versammelt und schauten gierig auf die Spaghetti Bolognese vor ihnen. Auch ich setzte mich und füllte mir eine Portion auf den Teller.

"Habt ihr es schon mitbekommen? Die Starks sind nebenan eingezogen!", fragte meine Mum nun.

"Ja ich weiß! Taylor ist endlich zurück! Ich dachte schon ich sehe den Kerl nie wieder!" , antwortete mein Bruder mit einem Lächeln.

"Madison, du kennst Taylor auch, er hat früher oft mit dir und den anderen Jungs gespielt. Damals warst du das einzige Mädchen. Aber ich habe heute seine Mutter getroffen und er hat jetzt eine kleine Schwester, Lissy heißt sie."

"Ja ich weiß, ich kenne sie schon." sagte ich. Und fügte noch schnell: "Hab sie beim Bäcker getroffen." hinzu, damit meine Eltern nicht lange fragen stellten.

"Naja, jedenfalls wollen wir am Wochenende ein Grillfest zum Ende des Sommers und der Wiedervereinung alter Freundschaften feiern. Ich möchte also, dass ihr Samstag bei der Vorbereitung helft okay? Quasi als Vertreter für Mum und mich, denn wir müssen vormittags noch zu einem Meeting.", meldete sich nun auch mein Vater zu Wort. Ich stöhnte genervt auf. "Aber die Starks sind ja dabei und so wird das alles im Handumdrehen erledigt sein." , beendete er seine kleine Rede.

"Super Idee!" freute sich mein Bruder. Ich warf ihm einen warnenden Blick zu. Fällt mir jetzt sogar mein Bruder in den Rücken?

"Madison, freust du dich gar nicht?", fraget nun meine Mutter besorgt. Es tat mir schon ein bisschen leid, dass ich das gesamte Grillfest nur aufgrund meines Hasses zu Taylor ruinieren würde. Ja, ich hasse Taylor! Er wirft hier alles durcheinander und ich hasse es, dass er dabei trotzdem immer noch soo gut aussehen kann und... Ok reicht jetzt! Aber es gibt ja auch noch Lissy, meine weibliche Unterstützung. Und die ist echt ganz süß.

"Nein Mum, alles gut. Ich werde Samstag helfen." antwortete ich also, und zwang mir ein Lächeln ab. Mein Bruder jedoch merkte, dass etwas nicht stimmte und warf ir nur einen fragenden Sitten blick zu, auf den ich nicht weiter einging.

Nach dem Essen ging ich hoch in mein Zimmer und entschied mich dafür, etwas zu lesen. Das hatte ich schon ewig nicht mehr gemacht. Plötzlich klopfte es a n meine Tür.

"Komm rein." ,sagte ich und kurz darauf Strecke min Bruder seinen Kopf durch die Tür. Er kam zu  mir ans Bett und setzte sich neben mich .

"Was gibt's?" fragte ich ihn.

"Ich hab irgendwie das Gefühl da stimmt was nicht zwischen dir und Taylor. Ist alles gut bei dir?" fragte er besorgt.

"Nein Luke, alles bestens. Er nervt mich ab und zu ein wenig, das ist alles. Die besten Freunde werden wir aber nie werden, dass kann ich die sagen." Ich wollte ehrlich zu meinem Bruder sein, jedoch war Taylor einer seiner besten Freunde und mit in meinem Freundeskreis, da wollte ich nicht überall sagen, dass ich ihn hasste.

"Müsst ihr ja auch nicht. Er ist aber ein lieber Mensch. Nach außen hin tut er immer ein bisschen hart, und seine vielen Mädels lassen sicherlich auf einen fuckboy deuten, aber innendrin ist er ganz anders. Du solltest ihn erstmal richtig kennenlernen."

Hm. Vielleicht hat er ja Recht und ich habe zu schnell über ihn geurteilt? 

"Ja, vielleicht hast du Recht, Bruderherz."

"Schlaf jetzt." sagte er, während er aufstand und aus der Tür ging.

Konnte es sein, dass ich Taylor wirklich zu früh verurteilt hatte? Vielleicht ist seine art nur neu für mich und ich muss mich etwas darauf einlassen? Vielleicht war er doch gar nicht dieser Idiot, sondern konnte genauso gut auch lieb und herzlich sein, wie er es an dem einen Tag mit Lissy gewesen war? Mit lauter dieser Gedanken schlief ich endlich ein. Doch ein Gedanke schoss mir noch die gesamte Nacht durch meinen Kopf: Sollte ich ihm eine zweite Chance geben?


Die Lücke zwischen Hass und LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt