Kapitel 19

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Schritt, Schritt, Schritt, Drehung,

Schriit, Schritt, Schritt, Drehung...

Seit gefühlten 3 Stunden wanderte ich nun schon in meinem Zimmer auf und ab und versuchte meine Gedanken und Gefühle zu ordnen. Es war wirklich wie ein Hamster in seinem unendlich laufenden Hamsterrad und langsam bekam ich schon Kopfschmerzen und mir wurde schwindelig. Aber ich konnte einfach nicht still bleiben. Taylor hatte mich gerade geküsst! TAYLOR! Der gutaussehende Freund meines Bruders, heißester Nachbar und größter Barboy der Schule nach erst 3 Wochen! Ich war so verdammt aufgewühlt. Empfand ich etwas für ihn? Ich musste schon zugeben, ich dachte oft an den Typen... Oder einfach nur an seine blauen Augen oder diese Muskeln... Aber wie sollte ich für so jemanden Gefühle haben können? Ich bin doch sicherlich nur ein weiteres Mädchen auf seiner Alle die ich schon gefickt habe-Liste. Er konnte garnichts anderes von mir wollen, ich meine, ich war nur ein stinknormales, langweiliges Mädchen. Ich würde niemals auf der Straße angesprochen werden, ob ich Lust hätte zu modeln und besonders intelligent war ich auch nicht. Eben stinknormal. Und er war extrem heiß und gutaussehend, der beliebteste Junge der Schule und mich würde es wirklich nicht wundern, wenn ich ihn auf einem Cover einer Zeitschrift im Kiosk finden würde.

Mein Handy riss mich aus meinen Gedanken. Endlich hörte ich auf mit dem Auf- und Abgelaufe, setzte mich auf mein Bett und nahm mein Handy in die Hand. Oh Mist! Schon halb 2! Aber morgen war ja Samstag und ich hatte sowieso nichts vor... Oder doch! Das Training und abends das Essen mit Taylor! Das hätte ich schon wieder beinahe vergessen. Und genau wenn man vom Teufel spricht, leuchtete mir genau Taylors Name auf meinem Display entgegen.

heyy... war seine erste Nachricht. Darunter befand sich noch eine weitere.

Tut mir ehrlich Leid wegen eben, ich dachte dir würde es gefallen... Und darunter noch eine Nachricht

Aber wir können es gerne langsam angehen lassen Baby ;) 

Ist das eigentlich sein scheiß Ernst? Ich beschloss garnichts darauf zu antworten und schlafen zu gehen. Morgen wird ein anstrengender Tag und abends hatte ich ihn sowieso wieder am Hals. Also schaltete ich mein Handy aus, legte es neben mich auf den Nachttisch und kroch unter meine Bettdecke.


"Ich erwarte dich morgen um 10:00 hier, okay Mad?" rief mir Jérôme gerade noch über die Schulter zu.

"Jaa ich bin da!" antwortete ich ihm. Dann lächelten wir uns noch kurz zu und zwinkerte mir zu. Gerade als ich mich wieder nach vorne drehen wollte, um aus dem Studio zu gehen, stieß ich mit jemandem zusammen. Obwohl der Geruch mit Schweiß vermischt war, konnte ich schon sofort erkennen, wer es sein musste.

"Du solltest aufpassen wo du hinläufst." Taylor. Mit einem breiten Grinsen stand er vor mir und hielt mir die Tür auf. Ich konnte nicht anders, als zurück zu lächeln. Für was anderes hatte ich gerade sowieso keine Energie mehr. Ich trat also durch die von Taylor geöffnete Tür ins Freie und atmete die kühle Luft ein. Draußen fing es schon an, dunkel zu werden und ein Blick auf die Uhr sagte mir, dass es nun genau 17:00 war.

"Komm schon, da ist unser Bus, wenn wir rennen kriegen wir ihn noch!" Taylor zog mich am Arm mit in Richtung Bushaltestelle. Zusammen rannten wir so schnell wir konnten. Doch kurz bevor wir ankamen, fuhr der Bus los. Ich blieb enttäuscht und ohne Atem stehen und stütze meine Hände auf meinen Knien ab, um wieder Luft zu bekommen. Mist. Jetzt konnten wir 15 Minuten auf den nächsten Bus warten. Taylor hatte anscheinend genauso wenig Lust dazu wie ich, denn er stoppte erst gar nicht, sondern rannte dem Bus hinterher und fuchtelte mit den Armen wild in der Luft umher.

"Das bringt doch nichts Taylor!" rief ich ihm hinterher. Er sah schon echt witzig aus, wie er da so rumsprang. Leider hatte ich mein Handy nicht bei mir, sonst hätte ich das jetzt gefilmt.

Doch zu meiner Überraschung hielt der Bus tatsächlich einige Meter weiter an und Taylor warf mir über die Schulter einen Siegessicheren Blick zu. 


Zuhause angekommen sprang ich erstmal schnell unter die Dusche. Viel Zeit hatte ich nicht mehr. Um halb 7 wollten wir uns alle vor unserer Haustür treffen und nun war es schon 10 Minuten nach 6. Ich suchte mir also schnell ein Outfit zusammen. Ich entschied mich für eine halbdurchsichtige Strumpfhose und einen schwarz, enganliegenden Bleistiftrock, der mir bis zur Mitte meiner Oberschenkel ging. Darüber zog ich einen grauen, lockeren Pullover mit einem V-Ausschnitt. Noch ein bisschen Schmuck und etwas Wimperntusche und fertig war ich! Viel Schminke mochte ich noch nie, zumal ich schminken auch noch nie konnte. Gerade als ich mir einen zufriedenen Blick im Spiegel zuwarf, klopfte es an meiner Zimmertür.

"Herein." rief ich. Mein Bruder steckte seinen Kopf durch die Tür.

"Bist du fertig? Katy steht schon unten."

"Ja, ich komme." schnell schnappte ich mir meine Tasche und mein Handy und ging mit ihm vor die Tür. Er sah echt nicht schlecht aus. Er hatte eine Jeans und ein weißes eng anliegendes T-Shirt an. Darüber trug er, wie eigentlich immer, einen Pullover über seine Schultern. Seine Haare sahen heute nur etwas anders aus. Es schien als hätte er sich heute etwas mehr Mühe gegeben, denn sie waren etwas nach hinten gegelt. Zufrieden und stolz betrachtete ich ihn. 

"Du sieht echt gut aus, Bruderherz!" gab ich ihm mein Kompliment.

"Kann ich nur zurückgeben, Schwesterherz, da muss man ja aufpassen!" antwortete er mit einem Zwinkern.

Draußen angekommen fiel mir direkt Katy in die Arme.

"MAAAD! Wie schön, dass es tatsächlich geklappt hat! Du siehst spitze aus!" quietschte sie.

"Danke Katy, du aber auch!" lachte ich, doch da hatte sie sich schon aus meiner Umarmung gelöst und sich in die Arme meines Bruders geschmissen. Die war vielleicht aufgeregt heute. Genau in dem Moment kam Taylor aus seiner Haustür. Er sah eigentlich aus wie immer. Schwarze Jeans und schwarzes Shirt. Seine Haare komplett durcheinander. Zusammengefasst: total heiß. 

Mit einem Lächeln kam er auf mich zu.

"Du siehst toll aus Mad!" Er umarmte mich.

"Und du siehst aus wie immer." antwortete ich nur, ohne zu erwähnen, dass das bedeutete, dass er super scharf aussah. Er sah es jedoch nicht als Beleidigung sondern lachte nur rau.

"Fährst du bei mir mit?" fragte Taylor nun.

Mit einem fragenden Blick wollte ich meinen Bruder suchen, jedoch sah ich, dass er gerade die Beifahrertür für Katy aufhielt. Anscheinend war die Sitzordnung schon geklärt.

"Gerne." antwortete ich also nur. Schlimm fand ich diese Entscheidung nicht, mit meinem Bruder könnte ich noch jeden Tag fahren.

Taylor hielt mir daraufhin ebenfalls die Beifahrertür auf und ich stieg ein. Naja eben so gut es ging. Mit einem enganliegende Rock stellte sich das nämlich als klitzekleine Schwierigkeit heraus. 

Dieser Abend würde bestimmt noch so einiges mit sich bringen...

Die Lücke zwischen Hass und LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt