44. Kaffi Hús

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  • Gewidmet Alisa Ruch
                                    

Wenig später parierten wir dann doch durch und ich ritt ein paar Volten im Schritt, damit Bolero sich langsam von seinem Renngalopp beruhigte. Natürlich waren wir die Schnellsten gewesen und kurz nach mir trudelten auch Chris und Kevin ein. Die Anderen waren nicht so wild galoppiert und folgten mit etwas Abstand. Doch Marion konnte ich in der Gruppe nicht ausmachen. Erst als ich die Augen zusammenkniff, sah ich sie im Schritt hinterher trotten. War sie nicht galoppiert? Normalerweise liebte sie den Galopp genauso wie ich.

"Ich war übrigens schneller als du!", zog ich Chris grinsend auf, während ich weiter im Schritt Kreise zog. Es war einfach zu verführerisch, ihn zu necken. Unser alter Battle hing immer noch irgendwo in der Luft, auch wenn wir ihn, seit seinem Unfall mehr oder weniger auf Eis gelegt hatten. "Du hast auch fast das schnellste Pferd aus dem Stall!", versuchte er sich zu verteidigen. "Fast?!", wunderte ich mich. "Der Falbe war schneller. Ich denke, dass wird er auch mit Reiter sein.", erklärte er und betonte Falbe ziemlich abfällig. Wenn Blicke töten könnten, wäre er jetzt tot vom Pferd gefallen. Er wusste genau, dass der Falbe einen Namen hatte. Und damit zog er mich gerade auf. "Er heißt Jovito, nur so nebenbei.", brummelte ich giftig. Er lachte. "Jaja!"

Beleidigt änderte ich mit Bolero die Richtung und ritt von ihm weg. Unterdessen holte uns auch der größte Teil der Gruppe ein. Ludo war mit Hidalgo an der Spitze und drehte sich suchend nach Marion um. Diese war die letzten Meter getrabt und hatte so wenigstens ein bisschen aufgeholt. "Was ist jetzt eigentlich los?", fragte der Arena-Boss. "Er lahmt ein bisschen. Glaube ich zumindest. Jedenfalls stimmt irgendetwas nicht.", meinte Marion und sah an den Vorderbeinen von Thorgal herunter.

Ich lenkte Bolero und Vito neben Marion und zusammen ließen wir uns an das Ende der Gruppe fallen, als sie im Schritt weiterritten. "Was ist los, Thorgal?", fragte ich das Pferd leise. Der blonde Wallach stöhnte nur leise. "Mein Bein tut schon wieder so weh. In letzter Zeit ist das total häufig. Immer wenn ich mein Bein ein bisschen mehr belaste, schmerzt es sofort. Lange Galoppstrecken sind nicht mehr drin. Und das Trickreiten in der Show bekomme ich nur mit zusammengebissenen Zähnen hin.", klagte er. Entsetzt sah ich ihn an. "Warum hast du das nicht früher gesagt?!" "Naja, weil bei Überbelastung mein Bein sowieso immer weh tut. Das war schon immer so. Aber in letzter Zeit ist es besonders extrem.", murmelte er eingeschüchtert.

"Das muss man dringend untersuchen, Thorgal. Das darfst du nicht so auf die leichte Schulter nehmen, denn normal ist das nicht.", tadelte ich. Marion hob die Augenbrauen. "Was hat er?" "Schmerzen bei Überbelastung des Beines. Das heißt, zu wilder Galopp kann er nicht mehr machen, wir müssen da dringend den Tierarzt mal kontaktieren. Das hört sich nämlich gar nicht gut an, zumal er das schon ziemlich lange hat, wie er mir gerade erzählt hat.", erklärte ich. Marion nickte betroffen. "Ja, er lahmt öfters, aber dass es damit zusammenhängt, hätte ich jetzt nicht gedacht."

Wir waren schon relativ weit geritten, was ich plötzlich überrascht bemerkte. In der Ferne konnte man schon die stark befahrene Zufahrtsstraße des Europapark ausmachen. Suchend sah ich mich nach meinem Falben um. Er trabte etwas abseits der Gruppe vor sich hin und untersuchte jeden einzelnen Stein, der ihm interessant erschien. Diese schienen anscheinend ziemlich häufig vorzukommen, denn der Vierbeiner blieb öfters mal stehen. Ein wenig erinnerte er an einen Hund. "Jovito!", rief ich mein Pferd, "Du muss wieder an den Strick. Die Straße lasse ich dich ganz sicher nicht alleine überqueren!" Mein Hengst hob den Kopf von einem Grasbüschel und blickte mich erst fragend an, trabte dann jedoch zu mir.

Ludovic war mittlerweile daran gewöhnt, dass die Pferde immer auf mein Kommando hörten. Trotzdem schüttelte er belustigt den Kopf. "Du weißt gar nicht, wie viel ich dafür geben würde, dass meine Pferde das auch so machen würden." Ich lachte. "Tja, it's magic."

Wenig später waren wir dann wieder in der Arena. Die Pferde waren zufrieden und versorgt und ich hatte auch nicht mehr viel zu tun. Ich würde Jovito jetzt eine Pause gönnen und erst heute Abend weitertrainieren. In der Zwischenzeit beschloss ich meinen Weg wieder zum Globe zu führen. Da heute relativ wenig los war, es regnete schon wieder und der Park hatte an den Gewässern schon mit Überschwemmungen zu kämpfen, begegnete ich unterwegs nicht vielen Leuten. Doch natürlich musste mir genau eine bestimmte Frau wieder über den Weg laufen. Nicole in Begleitung ihres Freundes Uwe.

Moondancer - PferdemädchenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt