58. Marco

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Der nächste Tag war wie immer, nur lernte ich diesmal jemanden Neues kennen. Wobei ich ihn ja eigentlich schon kannte. Es war Marco, der junge Reiter aus Kaltenberg und Marios Sohn. Ich erkannte ihn fast sofort, als ich ihn entdeckte. Das war erst gegen Mittag, als ich vom Training mit Vito zurückkam. Wir hatten heute den großen Sandplatz des Reitvereins Rust als Trainingsplatz genommen. Dort waren die Bedingungen einfach viel besser. Gegen einen kleinen Geldbetrag durften wir diesen regelmäßig mitbenutzen. Das einzige Problem war, dass sie dort auch Stuten stehen hatten. Aber Vito war dafür ziemlich brav gewesen.

Marco war ungefähr in meinem Alter, hatte braune mittelkurze Haare und blaue Augen. Ludo und er saßen auf den weißen Plastikstühlen, die sie wohl aus den Umkleiden herausgetragen hatten, und unterhielten sich ein wenig. Ich beachtete sie nicht weiter und führte Vito in seine Box. Ruhig nahm ich ihn den Longiergurt ab und brachte diesen zurück in die Sattelkammer. Anschließend holte ich noch ein paar Möhren für mein Pferd.

Kurze Zeit später stand ich wieder bei meinem Goldfalben, der an ein paar Heuhalmen kaute und aufsah, als ich seine Box betrat. Ich ließ mich auf das Stroh am Boden sinken und das Tier kam sofort zu mir gelaufen. "Ich rieche etwas Leckeres.", meinte er neugierig und senkte seinen Kopf zu mir herunter. Lachend begann ich ihn mit den Möhren zu füttern. "Wer ist der Typ eigentlich, der da bei Ludo war?", fragte mein Pferd weiter. "Das ist Marios Sohn. Er heißt Marco.", erklärte ich. "Achso.", meinte Vito nur.

Liebevoll strich ich meinem Pferd über die Wangen, als dieser seinen Kopf bei mir ließ. Plötzlich stieß er mich jedoch fest mit seiner Schnauze gegen den Bauch, sodass ich rückwärts in das Stroh fiel. "Hey!", lachte ich, doch Vito ließ sich nicht beirren. Er stellte seine Vorderhufe direkt neben meine Arme und fesselte mich so an den Boden. "Ich bin stärker als du.", schmunzelte mein Hengst und ich lachte. "Aber ich bin kleiner.", grinste ich und wand mich zwischen seinen Vorderbeinen direkt unter seinen Bauch. Ehe sich mein Pferd versah, war ich von dort auch schon hervorgekommen und nun lag ich lachend auf seinem Rücken. "So schnell wendet sich der Spieß.", sagte ich nur liebevoll und drückte ihm einen Kuss in das goldene Fell. Mein Gesicht vergrub ich dabei in seinen weichen Haaren und kraulte ihn mit den Händen an der Brust.

"Redest du mit deinem Pferd?", fragte plötzlich eine männliche Stimme. Ich drehte den Kopf, ließ meine Wange aber weiterhin auf dem Mähnenansatz liegen und blickte direkt in Marcos blaue Augen. "Ja, denke schon.", antwortete ich wahrheitsgemäß. "Du hast ein hübsches Tier.", führte er das Gespräch weiter. Worauf wollte er hinaus? Wegen Smalltalk war er garantiert nicht hierhergekommen. "Danke.", sagte ich schlicht. "Du bist ja Hanna, oder?", fragte er und ich nickte schließlich. "Ich bin Marco.", gab er zurück. "Weiß ich, ich habe dich in Kaltenberg gesehen.", erklärte ich. "Oh, das wusste ich nicht.", murmelte er. Marco sah weg und wurde ein wenig rot.

"Auf was willst du eigentlich hinaus?", fragte ich schließlich. "Naja, Achterbahn fahren ist allein langweilig. Und mein Bruder ist mit seiner Freundin unterwegs.", sagte er schlicht. "Und da hast du gedacht, du fragst mal mich, da ich ja bestimmt Zeit habe.", grinste ich und rutschte schließlich von dem Rücken meines Pferdes. "Jaaaa.", antwortete er gedehnt, "So ungefähr." Lachend schüttelte ich den Kopf. "Klar doch! Ich ziehe mir nur schnell etwas anderes an.", rief ich und war schon in der Umkleide verschwunden.

Kurze Zeit später stand ich in Jeans und frischem T-Shirt vor ihm. "Ludo hat wohl keine Lust mit dir Achterbahn zu fahren, oder wie?", grinste ich. Marco zuckte lächelnd die Schultern. "Schon, aber der ist an die Showzeiten gebunden. Und du bist außerdem in meinem Alter, da fühle ich mich wohler." "Dann lass uns gehen.", sagte ich gut gelaunt und wir verließen die Arena.

"Mit wem warst du dann heute morgen unterwegs?", fragte ich schließlich. "Mit meinem Bruder. Aber zu dritt ist es ja blöd mit den ganzen Bahnen, da sie ja meistens nicht mehr als zwei Sitze pro Reihe haben, und dann bin ich irgendwann zu euch geflüchtet. Außerdem ist er nicht der größte Fan von Achterbahnen, genauso wie seine Freundin. Es war langweilig mit denen.", erklärte er. "Achso. Was willst du zuerst fahren?", fragte ich. "Silver Star.", meinte er und seine Augen begannen zu leuchten. "Deine Lieblingsbahn?", fragte ich lachend und er nickte. "Meine auch.", meinte ich und ging zum EP-Express. Dies war eine Hochbahn, die gemütlich durch den ganzen Park fuhr. Da der Silver Star am anderen Ende des Parks lag, hatte ich wenig Lust zu laufen. Also fuhren wir in den griechischen Themenbereich, der direkt neben dem Französischen lag. In Frankreich stand nämlich der Silver Star.

Die Wartezeit hielt sich in Grenzen. Dafür, dass Sommerferien und somit Hauptsaison war, war wenig los. Wir standen nur zwanzig Minuten. Als wir den Hügel hinauffuhren schloss ich die Augen, denn es war ziemlich entspannend. Die 67 Meter, die es hochging wurden aber nicht von Allen gut aufgenommen. In der Reihe hinter uns unterhielten sich ein paar junge Mädchen darüber: Sie standen kurz vor einer Panikattacke. Ich schmunzelte und öffnete die Augen erst, als es steil nach unten ging.

Die Fahrt dauerte nur knapp drei Minuten und dann war es auch schon wieder vorbei. Marco war nun auch ganz zufrieden und so gingen wir weiter zu Euro Sat. Dies war eine Dunkelachterbahn, eine der ältesten Bahnen im Park, die in einer großen Stahlkugel gebaut worden war. Darin war es fast dunkel, nur ein paar Laser erhellten die Strecke. Ich mochte diese Bahn nicht so. Man wurde sehr viel hin und her geschleudert und wenn man nicht aufpasste, bekam man auch schnell blaue Flecken davon. Doch Marco wollte es fahren, also taten wir das auch.

Bis Parkschluss fuhren wir Achterbahnen und der war heute erst um 21:00 Uhr. Marco war furchtbar nett und es machte unheimlich viel Spaß mit ihm durch den Park zu schlendern. Als letztes fuhren wir Atlantica, die Wasserachterbahn direkt neben der Arena. Die Strecke der Bahn führte sogar über den Backstagebereich der Arena. Dort sahen wir, wie Camille den Hof fegte. Lachend riefen wir sie und als sie uns entdeckte, winkte sie uns. Wir kicherten und ignorierten die fragenden Blicke der anderen Mitfahrer. Immerhin waren wir nicht alleine in dem Boot, das 16 Leute fasste. Natürlich wurden wir beim runterfahren klatschnass, aber das war von Atlantica auch nicht anders zu erwarten. Das war nämlich die Bahn mit dem höchsten Nässefaktor, wenn man nicht gerade bei Fjord Rafting Pech hatte. Fjord Rafting war nämlich ziemlich launisch. Bei den kreisrunden, sich drehenden Booten, die den Wildwasserkanal hinunterfuhren wurde man manchmal gar nicht nass und ein anderes Mal komplett. Leider wurde man nur dann komplett nass, wenn man es am wenigsten gebrauchen konnte. Doch bei Atlantica wurde man grundsätzlich komplett mit Wasser überschüttet. Da war es egal, wo man saß und wie schnell sie eingestellt wurde. Man konnte diese Bahn nämlich auch abbremsen, um den Nässefaktor etwas zu verringern. Doch das half selten etwas.

Nass betraten wir schließlich wieder die Arena. "Ihr seht glücklich aus.", grinste Lou zur Begrüßung, als sie uns sah. Da man noch den Geburtstag von dem einen Flamenco Tänzer gefeiert hatte, waren die meisten noch da. Die Flamenco Tänzer waren ziemlich gut mit uns befreundet, weil wir ja denselben Backstagebereich hatten. "Oh, wir hatten einen tollen Nachmittag. Nicht wahr, Marco?", grinste ich und dieser nickte. "Natürlich! Sollen wir eigentlich noch reiten gehen?", fragte er mich schließlich. "Es ist halt schon kurz nach Neun.", meinte ich nachdenklich. "Na und? Dann schlafen wir morgen halt aus!", rief Marco voller Vorfreude und zog mich lachend in den Stall.

Er schob mich vor Vitos Box. "Auftrensen!", befahl er mir und nahm sich selbst Pelegrino, Ludos Pferd, das dem Arena Boss höchstpersönlich gehörte. Aber der Braune ging manchmal auch in den Shows mit. Ohne Sattel ritt ich vom Hof. Marco ritt mit Sattel. Mich beschlich das Gefühl, dass ich dringend Vito besser an den Sattel gewöhnen sollte, sonst würde Mario die Krise bekommen. Die Abendsonne schien auf uns herunter und im Schritt ritten wir in Richtung Wald.

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Anbei ein Bild von Marco :) Allerdings ist er da noch 12 oder 11 Jahre alt. In der Geschichte ist er natürlich schon älter. Nämlich 18. In Wirklichkeit ist er aber auch erst 13, also konnte ich kein passendes Bild auffindig machen :D

Moondancer - PferdemädchenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt