69. Breaking up is never easy I know, but I have to go...

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Diesmal wurde ich nicht von irgendeinem Lied von meinem Handy geweckt. Es war das ganz normale Piepen meines normalen Weckers. 6:30 Uhr. Definitiv zu früh, aber das musste sein. Also stand ich auf und zog mich an.

Und nur eine Stunde später stand die ganze Familie im Stall. Es wurde schon gefüttert und so fand ich Vito fressend in seiner Box. Wie immer hielt er inne, um mich kurz zu begrüßen. Auch ich umarmte ihn kurz und begann dann mit der Reinigung meines Pferdes. Er sollte wenigstens glänzen, wenn wir uns schon blamierten. Während ich mit gleichmäßigen Bürstenstrichen über sein Fell fuhr, kam meine Mutter mit einer handvoll Plastikblüten zu mir.

"Ich lege sie dir dahin.", erklärte sie und legte die Blumen in de Futtertrog. Daraufhin kam Vito an seinen Trog und beschnupperte das unbekannte Zeug. "Das kann man nicht essen!", lachte ich. "Ich merk's.", murrte mein Falbe beleidigt. Schmunzelnd setzte ich meine Arbeit fort. Eine halbe Stunde später konnte man keinen schmutzigen Fleck mehr auf Vitos Fell finden und seine Mähne fiel lockig und durchgekämmt auf seine Schulter.

Seufzend begann ich dann meine Arbeit mit einflechten. Es war nicht meine Lieblingsarbeit. Definitiv nicht. Und wie erwartet war mein Ergebnis nicht das Allerbeste, doch es ging. Mithilfe der Blüten rette ich noch, was noch zu retten war und schließlich stand ein wunderschöner Vito vor mir. Doch plötzlich musste ich kichern.

"Du siehst ein wenig aus wie eine Stute.", verkündete ich. "Wie bitte?!", empörte sich mein Hengst und wollte sich schütteln, doch ich rief schnell: "Nicht! Du machst deine Frisur kaputt!". Rechtzeitig hielt mein Pferd inne. "Na gut, aber nur weil du es bist.", sagte er dann schmollend und widmete sich wieder seinem Heu. Ich ging unterdessen hinaus und holte mir die Zeiteinteilung.

Wir hatten noch mehr als genug Zeit. Also half ich noch ein wenig bei den letzten Vorbereitungen. Gegen Mittag trudelten die ersten Leute ein. Laut Zeiteinteilung war ich direkt nach der Rede meines Vaters dran. Das war eigentlich die beste Zeit. Denn da würden noch richtig viele Leute zuschauen. Ob ich das jetzt allerdings gut oder schlecht finden sollte, wusste ich nicht.

Gegen 14 Uhr begann ich, Vito endgültig fertig zu machen und ritt in einer ruhigen Ecke ein paar simple Dressurübungen wie Volten, Schlangenlinien und Tempounterschiede, um ihn warm zu machen. Was ich anfangs nicht bemerkte: Meine Mutter stand am Zaun und sah mir zu. Nach einer Weile rief sie mich. Erstaunt sah ich zu ihr. "Was ist?", wollte ich wissen. Sie winkte mich zu sich, also kam ich an den Zaun.

"Und du hast ihn wirklich selbst ausgebildet?", fragte sie zuerst. "Ja, habe ich. Wieso?" "Nicht schlecht. Er geht richtig gut, aber man merkt ihm noch deutlich an, dass er erst vier ist.", nachdenklich kraulte sie Vitos Stirn, der sie neugierig beschnupperte. Doch dann reichte sie mir einen Halsring. "Würde es dir was ausmachen, mit Halsring zu reiten? Es soll ein besonderer Auftritt werden." Erschrocken sah ich sie an. Das kannte Vito doch gar nicht! "Das hat er noch nie gemacht.", meinte ich nur ruhig. "Komm schon, Hanna. Ich sehe, dass das Pferd mehr drauf hat, als du mir zeigen willst. Den hast du doch nie im Leben in zwei Monaten selber so weit gebracht!", ihre Stimme klang befehlend.

Wortlos nahm ich ihr den Halsring aus der Hand und nahm Vito die Trense ab. Dann drückte ich meiner Mutter diese in die Hand und sie lächelte. "Na, also. Geht doch.", meinte sie nur trocken.

"Was ist das?", fragte mein Pferd zuerst verwundert. "Ein Halsring. Höre ab jetzt einfach nur noch auf meine Stimme, das bringe ich dir ein anderes Mal bei.", erklärte ich sichtlich sauer. "Bist du wütend auf mich?", interpretierte der Falbe es falsch. "Nein, aber auf meine Mutter. Mit Trense fühlen wir uns beide wohler, aber sie meint unbedingt, ich soll den Halsring nehmen." "Achso, dann brauche ich mir ja keine Sorgen zu machen.". "Nein.", sagte ich sanft.

Dann ritt ich von dem Abreiteplatz hinunter in Richtung Rennbahn. "Bist du soweit, Vito?", fragte ich seufzend. "Bereit wenn du es bist.", antwortete er liebevoll. Erst dann sah ich die vielen Menschen auf der Tribüne sitzen. "Oh, nein...", jammerte ich daraufhin gequält.

Moondancer - PferdemädchenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt