Auch der nächste Tag verging viel zu schnell. Schule, Arena, Christophe und Rango, Hidalgo, Thorgal und Felicitas. Es entwickelte sich eine Eintönigkeit, die immer aus demselben bestand. Die vier Pferde bewegen, Christophe Unterricht geben. So ging das 3 Wochen. Bis schließlich das Wochenende vor den Sommerferien begann. Da änderte sich schlagartig etwas. Zuerst einmal war wieder Vollmond. Am Samstagmorgen wurde ich von meinem Handy wach.
Es piepste. SMS von Marion. Hallo Hanna. Wollte dich nur daran erinnern, dass Vollmond ist :) In Kaltenberg läuft alles super, hoffe bei euch auch. Küsschen. Noch im Halbschlaf schrieb ich eine Antwort. Läuft alles super, Chris hat sich gut erholt, macht sich beim Reiten immer besser. Langsam kann er wieder auf Rango umsteigen, denke ich. Und wie soll ich nur Vollmond ohne dich überleben? Miss you. Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten.
Rango? So früh schon, aber wenn du meinst… Ich vermiss dich auch, hätte dich gerne wieder als Pferd gesehen… Aber du machst das schon, frag doch Louisa, ob sie dir beisteht. Meinst du, wir können sie einweihen? Gute Frage, aber Louisa? Ich wusste nicht so recht. Christophe wäre mir lieber, denn durch den Unterricht hatte ich ziemlich viel Zeit mit ihm verbracht und so war er mittlerweile zu einem guten Kumpel geworden. Für jemand anderen hatte ich kaum genug Zeit, aber Louisa hatte mich ein bisschen unter ihre Fittiche genommen. Wie Marion. Wobei sie das auch nur tat, wenn sie genug Zeit hatte.
Meistens hing ich alleine herum oder mit Maxime, mit der ich mich auch angefreundet hatte. Sie ritt nicht mit, war nur Backstagepersonal, aber eine ganz Liebe. Schließlich schrieb ich zurück. Ich weiß nicht, aber alleine will ich auch nicht sein, obwohl… die Pferde sind ein ganz guter Ersatz ;) Doch Louisa... ich weiß nicht so recht. Irgendwann werde ich es sowieso allen sagen. Aber Louisa muss andererseits wieder fit sein Morgen. Ich bleib vermutlich allein. Von Marion kam Mitleid.
Tut mir Leid, das nächste Mal bin ich wieder da. Viel Spaß heute. Ich bedankte mich, stand auf und machte mich fertig. Es war noch recht früh, als ich losfahr. Sow war ich um Acht im Park. Eine Stunde vor Öffnung. Ich erledigte meine Aufgaben und ging dann für das Voltigieren nach Hause.
Agrento war schon angebunden, sonst hätte er sich wieder losgerissen, um zu mir zu stürmen. Ich drückte ihm einen Kuss auf die Schnauze. „Ich vermisse dich total in der Arena, Großer.“, flüsterte ich. Mein Apfelschimmel nickte traurig. „Genug geschmust?“, lachte Judith plötzlich und trenste. Ich lächelte und ging mit den Anderen mich warm machen. Das Volti war super. Ich war richtig gut geworden. Doch ich konnte nur die Hälfte der Stunde mitmachen, denn dann setzten die Schmerzen ein.
So fuhr ich zurück zur Arena. Dort setzte ich mich auf den Boden und wartete. Plötzlich rief jemand ganz laut meinen Namen. Ich stand auf. Zuerst bekam ich Kopfweh und die Welt drehte sich. Doch ich schaffte es, mich auf den Beinen zu halten und lief zu den vorderen Boxen, wo die Stimme herkam. An einem Pfosten lehnte Ornella. Gabriella war auch da. Sie stand etwas abseits. „Hallo, Hanna. Du, ist das deine Freundin?“, fragte sie mich und holte ihr Handy heraus. Sie zeigte mir ein Video, in dem Eliza sang. Ich hob eine Augenbraue. „Ja, das ist sie. Warum hast du ein Video von ihr?“
Sie lächelte. „Wir suchten doch Leute als Schüler, habe ich dir doch erzählt. Das ist ihr Bewerbungsvideo.“ Ungläubig sah ich sie an. „Nicht dein Ernst…“, murmelte ich, brach aber ab, weil mir durch die plötzliche Aufregung schlecht wurde. Ich hielt mir den Bauch und hielt mich an Jentillos Box fest.
Ornella sah mich besorgt an. „Alles Ok? Soll ich dich nach Hause bringen? Wir haben sowieso keine Show mehr.“, fragte sie mich. Doch ich schüttelte schwach den Kopf. „Nee, ich bleibe über Nacht hier. Ich kann nicht in dem Zustand nach Hause.“, flüsterte ich, damit es keiner hörte. „Wieso denn? Ich kann dich mitnehmen.“, sagte Ornella. „Nein, weißt du, ich kann nicht nach Hause. Heute Nacht passiert etwas, was ich nicht verhindern kann, aber es soll keiner sehen.“, flüsterte ich noch leiser.

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Moondancer - Pferdemädchen
FanfictionDie Rache der Milady, Arenashow 2013. Eine Geschichte über Pferde, Trickreiten, Mario Luraschis Cavalcade und einem Mädchen, das nicht ganz so normal ist. Ein unvergesslicher Sommer steht Hanna, 17, bevor. Ihr größter Traum beginnt wahr zu werden, a...