how about pizza?

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c o a s t l i n e   -   
h o l l o w   c o v e s

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"Ja Mama."
Ich rollte die Augen und war froh, dass meine Mutter es nicht sehen konnte. Gestern hatte ich meiner Schwester noch geschrieben, dass ich krank war, heute morgen hatte schon das Telefon geklingelt.

"Nein, mir geht's wirklich besser. Bestimmt geh' ich morgen schon wieder arbeiten. Mach dir mal keine Sorgen."
Fast hatte ich Angst, dass sie den nächsten Flieger nehmen würde, um herzukommen und sich selbst ein Bild von meinem Zustand zu machen.

"Okay. Skypen wir am Wochenende wieder?"
Ihre Antwort kam wie aus der Pistole geschossen.

"Gut, bis dann. Ja, ich hab dich auch lieb."
Mit einem erleichterten Seufzer legte ich auf. Wirklich, ich liebte meine Mutter unendlich, aber manchmal war sie einfach ein bisschen zu viel.

Gegen Mittag war Harry kurz hier gewesen, hatte nach mir gesehen und seine Gitarre abgeholt, die er gestern hier vergessen gehabt hatte. Er war ziemlich in Eile gewesen, deswegen hatten wir kaum Worte gewechselt, zu meinem Bedauern. Trotzdem hatte ich mich gefreut ihn zu sehen. Mehr als ich vermutlich sollte.

Jetzt gerade saß ich vor einem Teller von der fantastischen Suppe, von der zum Glück noch einiges übrig geblieben war. Draußen wurde es langsam aber sicher dunkel. 

Da ich schon seit über einem Tag nicht mehr an der frischen Luft gewesen war, beschloss ich später noch eine kleine Runde um den Block zu gehen.

Sobald ich meinen Bauch mit der warmen Suppe gefüllt hatte, zog ich mich schnell um und schnappte mir meine Jacke. Für Ende Oktober war es schon ziemlich frisch draußen, automatisch steckte ich meine Hände in die Jackentaschen und machte den Reißverschluss meiner Jacke bis zum Anschlag zu.

Ich nahm mir vor, demnächst mal shoppen zu gehen und mir warme Sachen zu kaufen. Vor allem eine Mütze und Handschuhe. Vielleicht noch ein paar neue Pullover. Bestimmt konnte ich das mit Vivien erledigen, die freute sich immer über eine Shoppingtour und zu zweit machte es einfach auch mehr Spaß.

Ohne genau darauf zu achten, wo ich war, schlenderte ich durch die Gassen. Eigentlich hatte ich nur eine kurze Runde um den Block drehen wollen, tatsächlich entwickelte sich daraus aber ein ausgedehnter Spaziergang durch gefühlt halb London.

Als ich dann irgendwann wieder vor der Haustür stand und mit meinen eingefrorenen Fingern versuchte, das Türschloss zu öffnen, war es schon pechschwarz um mich herum. Nach ein paar Anläufen gelang es mir, den Schlüssel ins Schloss zu manövrieren. 

Vor meiner Wohnungstür saß jemand im Flur. Im ersten Moment spielten sich ein paar abstruse Szenarien in meinem Kopf ab, die allesamt kein gutes Ende nahmen. Wenn ich aber genauer darüber nachdachte, war jedwede Angst unbegründet, sicherlich würde kein Einbrecher vor meiner Wohnungstür auf mich warten.

Mit zögerlichen Schritten ging ich die letzten Treppenstufen hinauf. Als ich nach ein paar Metern erkannte, wer derjenige war, der vor der Tür saß, war ich mir sicher, mein Herz würde aussetzen. Zumindest für ein paar Sekunden.

Es war Harry. Er saß neben der Tür an die Wand gelegt, hatte Kopfhörer in den Ohren, tippte im scheinbaren Takt der Musik mit seinen Fingern auf sein Bein und starrte die gegenüberliegende Wand an. 

Einen kurzen Moment zögerte ich, dann legte ich ihm meine Hand auf die Schulter. Zwar hatte ich schon erwartet, dass er sich erschrecken würde, aber nicht, dass er so extrem zusammenzucken würde. Fast dachte ich, er würde gleich aufspringen und losrennen.

Mit einem Ruck riss er sich die Kopfhörer aus den Ohren und stand auf.

"Man, you scared the crap outta me."

Noch immer war er scheinbar dabei, den Schreck zu verdauen. Ich hingegen konnte ein Lachen nicht unterdrücken. Harry sah mich ein wenig strafend an, konnte aber selbst ein Grinsen nicht verhindern.

"I'm sorry. But what are you even doing here?," fragte ich ihn nach einem Moment.
Auch wenn ich mich ungemein freute, ihn zu sehen, wunderte ich mich trotzdem, was er hier zu suchen hatte.

"To be honest", etwas verlegen kratzte er sich am Nacken, bevor er weitersprach "I'm not quite sure. I was home alone and thought... Well, I thought it might be nice to see you. After all, we would've been sitting in a restaurant by now if you hadn't caught a cold."

"Yeah, I know. Sorry, again."
"No, no. That's not what I meant to say. But rather than both of us just being home alone, we could order some food and watch a film. I mean, only if you want to. Just a thought of mine."

Die Unsicherheit, die er gerade ausstrahlte, machte ihn so menschlich, dass ich ihn fast einfach so umarmt hätte. Stattdessen strahlte ich ihn einfach an.

"I also brought some DVDs, just in case you..."
Bevor er weitersprechen konnte unterbrach ich ihn.

"I would absolutely love to watch some movies. How about pizza?"
Da wir noch immer vor meiner Wohnung standen, bemühte ich meinen Schlüssel und schloss auf. Harry folgte mir und zog, genau wie ich, die Schuhe und Jacke aus. Zusammen gingen wir ins Wohnzimmer.

"So, I know this little pizza place. It's amazing and", Harry machte eine kleine dramatische Pause, bei der er mich intensiv ansah, "it delivers!" 

Die Begeisterung, die er bei seinen Worten ausstrahlte, brachte mich zum Schmunzeln.

"I'm in. And what about a movie?"
Vorhin hatte ich die DVDs, die er mitgebracht hatte, nur flüchtig gesehen. Jetzt legte Harry genau drei Stück vor mich auf den Wohnzimmertisch. Zwar war es eigentlich altmodisch, sich DVDs anzusehen und die Filme nicht irgendwo zu streamen, es hatte aber auch etwas angenehm nostalgisches.

Die erste Option war 'The Great Gatsby', die zweite 'Hangover' und die dritte war 'Titanic'. Im Endeffekt entschieden wir uns kurzem Beraten erst einmal 'Hangover' zu schauen. Obwohl ich schon oft Werbeplakate dafür gesehen hatte, den Film selber kannte ich tatsächlich nicht.

Nachdem wir die Pizza bestellt hatten, stellten wir den Film an. Zugegeben, er war wirklich lustig.

Und die Unbeschwertheit die es mit sich brachte, einfach so mit Harry auf der Couch zu sitzen und sich gemeinsam einen Film anzuschauen, war einfach angenehm und ich genoss jeden Moment. 

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