truce

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i   w a n t   t o   f e e l   a l i v e  -
t h e   l i g h t h o u s e   a n d
t h e   w h a l e r

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"What are we going to do now?"
Wir standen gerade im Flur und zogen uns unsere Schuhe aus. Wie ein echter Gentleman zog Harry mir meine Jacke aus und hängte sie an den Ständer.

Insgesamt waren wir circa zwei Stunden spazieren gewesen. Mich hatte es echt erfrischt und das Lächeln, das auf meinen Lippen lag, war eigentlich nicht mehr wegzukriegen. 

"I haven't shown you the basement, right?"
Ein wissendes Grinsen erschien auf Harrys Wangen. Ich war wirklich gespannt, was er meinte, denn ich hatte den Keller wirklich noch nicht gesehen. Nachdem ich ihm seine Vermutung bestätigt hatte, schien Harry kurz nachzudenken.

"Do you like surprises?"
Sein Unterton machte mir fast ein wenig Angst, so triumphierend klang er. Ich zögerte kurz.

"Uhm, I don't know if I should say yes or no, 'cause by the way you're looking at me I can tell that you've got some sort of plan."
Er lachte kurz auf.

"I bet you like surprises." 
Und mit diesen Worten legte er mir eine Hand auf die Augen, sodass ich nichts mehr sehen konnte. Den anderen Arm legte er mir um die Hüfte und wir gingen los.

Es war nicht weit, dann hielten wir an. Kurz dachte ich, dass wir schon im Keller wären, doch als Harry mich bat, meine Augen noch geschlossen zu halten, wusste ich, dass das nicht der Fall war. Für mich kam es unglaublich unerwartet, als Harry mich auf einmal hochhob. 

Ich schrie kurz auf, weil ich dachte, ich würde fallen. Doch als ich merkte, dass er mich einfach nur über seiner Schulter trug, beruhigte ich mich schnell wieder.

Ich konnte erahnen, dass wir, oder eher gesagt Harry, eine Treppe hinunter lief. Auch das dauerte nicht sonderlich lange, relativ schnell setzte er mich wieder auf meinen Füßen ab. Dafür legte er jetzt wieder seine warme und weiche Hand auf meine Augen.

Ein paar Schritte gingen wir noch, dann bat Harry mich darum, mich kurz auf eine Bank zu setzen, die wohl hinter mir stand. Ich musste sie ertasten, weil ich immer noch nicht schauen durfte.

Die Zeit zog sich wie Kaugummi und nach gefühlten drei Stunden, in denen ich hören konnte, wie Harry die ganze Zeit umherlief, durfte ich wieder aufstehen. 

"Okay, I'll count from three backwards and then you can open your eyes, okay? Alright, three... two... one... go."

Ich öffnete meine Augen und musste erst einmal blinzeln. Ich hatte es irgendwie dunkel erwartet, aber das war es ganz und gar nicht. Tatsächlich sah es nicht einmal ansatzweise aus wie ein Keller. An einer Wand gab es ein großes Fenster, das ebenerdig lag. Vor dem Fenster war ein mittelgroßer Pool in den Boden eingelassen. 

Scheinbar hatte Harry eben seine Zeit damit verbracht, Kerzen um den gesamten Pool aufzustellen und anzuzünden. Draußen wurde es langsam dunkel und die Atmosphäre im Raum war einfach atemberaubend.

In einer hinteren Ecke des Raums stand noch ein Whirlpool, der mir erst bei genauerer Betrachtung auffiel. Auch auf seinem Rand standen Teelichter. Ich war so geflasht von dem ganzen Anblick, dass ich wohl so lange nichts sagte, dass es Harry schon wieder verunsicherte.

Ich sah aus dem Augenwinkel, dass er mich beobachtete und scheinbar auf eine Reaktion wartete. Als er sich irgendwann halb verunsichert, halb verzweifelt am Kopf kratzte, und sich dann auch noch ganz unauffällig räusperte, konnte ich nicht anders als ihm ohne Vorwarnung um den Hals zu fallen.

"Thank you so much, this is amazing. I absolutely love it," flüsterte ich ihm ins Ohr. Harry drückte mich daraufhin ein bisschen fester. Wir umarmten uns ein paar Sekunden, dann fiel mir etwas siedend heiß ein und ich löste mich abrupt von ihm. 

"But I don't have a bikini!" 
Während meine Augen sich weiteten, fing Harry an ein kleines bisschen dreckig zu lachen. Ich ahnte zwar schon, was kommen würde, trotzdem wunderte es mich ein kleines bisschen.

Harry hatte seine Hände immer noch um meine Hüfte gelegt, jetzt zog er mich ganz nah an sich heran und gab mir einen kleinen Kuss. 
"If so, we only have one option: skinny dipping."

Und bevor ich auch überhaupt nur die Chance hatte, mir eine Ausrede einfallen zu lassen, zog Harry blank. Ein oder zwei Sekunden stand er dann nackt vor mir, bevor er sich mit einer fetten Arschbombe in den Pool beförderte, mit der er bestimmt zehn Kerzen löschte.

Er tauchte relativ schnell wieder auf und schüttelte seine Haare aus. Dann schwamm er zum Beckenrand und sah mich erwartungsvoll an. Als ich mich nach zwei Minuten immer noch nicht gerührt hatte, merkte ich plötzlich, dass ich definitiv zu nahe am Rand stand.

Harry griff nach meinem Arm und sorgte mit einem kurzen Zug dafür, dass ich mitsamt Klamotten im Pool landete. Zum Glück hatte ich mein Handy oben im Wohnzimmer liegen gelassen, das wäre nämlich ansonsten jetzt Schrott.

Ich quietschte relativ laut, als ich einen Bauchklatscher machte und das Wasser, was kälter war als erwartet, über mir zusammenschlug. Auch ich gab mir Mühe, relativ schnell wieder aufzutauchen. 

Harry stand mittlerweile ein paar Schritte entfernt und musste ziemlich doll lachen.
"You should've seen your face! Hilarious," kicherte er, wohlwissend, wie sehr er mich damit provozierte.

"Just you wait," kreischte ich und stürzte auf ihn zu, um ihn mit einem Schwall Wasser nass zu spritzen. Seine Antwort darauf kam schnell und es dauerte dementsprechend nicht lange, bis wir uns in einem erbitterten Wasserkampf befanden. Ich lachte so viel, dass mir hinterher mein Bauch wehtat und ich Tränen vor Lachen heulte.

"Ok, stop, stop. I give up."
Harry hob seine Hände in die Höhe und sah mich gespielt ängstlich an. Ich grinste triumphierend.

"Alright, let's say truce for today."
Und weil meine Laune gerade so gut war und ich mich beinahe fühlte, als könnte ich alles erreichen, entledigte ich mich meiner Klamotten.

Harry beobachtete mich dabei und als ich dann endlich alles nasse, wohlbemerkt noch im Pool, ausgezogen hatte, wunderte ich mich über mich selber. Normalerweise war ich wirklich nicht der Typ Mensch für solche Dinge.

Doch wenn ich bei Harry war, machte ich Sachen, die ich sonst nie im Leben tuen würde. Über meine tiefsten Weltanschauungen reden, auf eine Fahrt mit unbekanntem Ziel gehen, Nacktbaden. Ich war mir immer noch nicht ganz sicher, ob das nun gut oder schlecht war, aber ich war mir sicher, dass ich das bestimmt bald herausfinden würde.

London Love ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt