too late to go back

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f a l l i n g   -
h a r r y   s t y l e s

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Es war Megan, die wie versprochen mit einer Tüte von Five Guys in der Hand in meine Wohnung stolperte.
Ich erzählte ihr nicht, womit ich den Großteil meines Nachmittags verbracht hatte, sondern wir gingen gleich dazu über, uns im Wohnzimmer einen Film auszusuchen.

Gerade als ich googeln wollte, wie alt 'Titanic' wirklich ist, weil Megan und ich uns nicht einigen konnten, sah ich, wie ein Anruf auf meinem Handy einging.
Harry.

Ich konnte das Bild sehen, das ich bei seinem Kontakt gesetzt hatte.
Es war ein Kinderbild von Harry, Gemma hatte es mir bei unserem Abendessen gezeigt und ich hatte es sofort abfotografieren müssen. Es war purer Zucker, wie Harry als kleiner Junge mit einem BH über seinen Klamotten für das Foto posierte.

Ich konnte quasi fühlen, wie mein Kopf für den Bruchteil einer Sekunde aussetzte und ich den Anruf annahm.

Das Handy ans Ohr haltend sagte ich nichts.
Es dauerte eine Weile, dann konnte ich hören, wie Harry sich räusperte.
"Becca?"

"Uh-huh," murmelte ich, denn zu einer besseren Reaktion war ich nicht imstande.

"I just wanted to hear your voice. Actually, I didn't think farther than this. I didn't expect you to pick up this time."

Zumindest war er ehrlich. Mich aber warf es ziemlich aus der Bahn, ihn so zu hören. Es kam mir so normal vor, als würden wir einfach mal so telefonieren.

"So?"
Ich war selber ein wenig erschrocken, wie kalt mein Tonfall war.
Auch Harry schien einen Moment zu brauchen, um Worte zu finden.

"I know I've already told you this. But I mean it. Becca, I'm sorry. I-"
Ich konnte nicht anders, ich musste ihn unterbrechen. Die Wut war in der Zeit, in der er sich die Worte zurechtgelegt hatte, schon wieder in mir hochgekocht.

"Sorry doesn't fix everything, Harry."
Bei der Erwähnung seines Namens sah mich Megan plötzlich besorgt an.

"I know that. And I know that I made a mistake. I wanted you to know that if I could turn back time, I would now never lie to you again because I know that you were the best thing to ever happen to me."

"This is real life, you don't get to restart when you made a mistake!"

"Don't treat me like a child, Becca. I'm aware of this, of what I did wrong, that it's too late to go back. But I am apologizing, alright?!"

"And now what? You're expecting me to just.. to just what? Forgive and forget? I can't, Harry. 
I'm hurt. Give me some space, I deserve it."
Ohne noch weiter auf eine Antwort zu warten, legte ich auf.

Ein paar Momente lang starrte ich einfach das Handy in meinen Händen an, dann richtete ich meinen Blick auf Megan. Ihre Stirn hatte sich in tiefe Sorgenfalten gelegt.
Ich sagte nichts sondern lehnte mich einfach gegen sie und bat sie, den Film zu starten.

Es beruhigte mich für die ersten Momente, Jack und Rose auf dem Bildschirm zu beobachten, aber irgendwann drifteten meinr Gedanken dann doch ab.

Hatte er wirklich erwartet, dass ich ihm einfach so verzeihen würde, nach einer kurzen Entschuldigung über das Handy?
Dann hatte er mich definitiv falsch eingeschätzt, denn nicht einmal ich hätte sagen können, wann und ob ich ihm vergeben würde.

Megan und ich sahen uns den Film an, aßen die Burger, die sie uns von FiveGuys mitgebracht hatte und auch wenn ich ihr förmlich ansehen konnte, wie schwer es ihr fiel, erwähnte Megan seinen Namen nicht ein einziges Mal. Ich war ihr deshalb unendlich dankbar, wimmelte sie dann aber doch mit der Begründung, ich wäre todmüde, ab, weil ich allein sein wollte.

Als sie sich herzlichst von mir verabschiedet hatte und dann aus meiner Wohnungstür in den Flur trat, schlurfte ich in mein Schlafzimmer und kroch unter die Bettdecke.
Genau in dem Moment, als ich gedanklich dabei war, irgendeine alte Unterhaltung mit Harry nach Hinweisen zu durchforsten, klingelte mein Handy.

Es war der Ton eines Videochat-Anrufs, bei dem mir mein Herz in die Hose rutschte. Mein erster Gedanke ging natürlich zu Harry und dazu, dass ich es wahrscheinlich nicht ertragen könnte, in seine traurigen Augen zu schauen und ihn wiederholt abzuweisen.

Ein Blick auf das Display meines Handys verschaffte mir aber Erleichterung. Es war Vivien, meine Schwester.
Ich setzte mich in meinem Bett auf, richtete noch kurz mein Äußeres, damit sie nicht gleich auf meine innere Lage schließen konnte und nahm den Anruf an.

Sie fragte mich direkt in den ersten zwei Minuten, was mit mir los war. Auch wenn ich gehofft hatte, ich müsste ihr das nicht erklären, war mir eigentlich klar gewesen, dass Vivien mich einfach zu gut kannte, um die dunklen Ränder unter meinen Augen zu übersehen.

Ich überlegte einen Moment, ob ich sie mit irgendeiner Ausrede oder zumindest einer extremen Kurzfassung abspeisen sollte, erinnerte mich dann aber an die Situation bei ihrem Besuch. Sie hatte es bedauert, dass wir uns auseinanderlebten und wenn ich so etwas zu Hause bei meinen Eltern erlebt hätte, hätte ich Vivien garantiert alles erzählt.

Kurz gesagt, ich erzählte ihr die ganze Geschichte, achtete aber darauf, nicht zu große Pausen zwischen meinen Worten zu lassen. Das hätte mir mehr Zeit gegeben, um mich in ein riesiges Gedankenkonstrukt zu verstricken, das ich jetzt absolut nicht gebrauchen konnte.

Auch wenn ich meine Ausführungen mehr oder weniger schnell und knapp hielt, sprach ich im Endeffekt rund zehn Minuten.
Zu meiner Überraschung unterbrach Vivien mich nicht ein einziges Mal.

Auch nachdem ich alles gesagt hatte, was es zu sagen gab, herrschte erst einmal Stille in der Leitung. Scheinbar musste Vivien meine Worte noch kurz verdauen, zumindest sah ihr Blick sehr geschockt aus.
Irgendwann sah ich dann aber doch, wie ihr Mund sich öffnete, wieder schloss und kurz darauf wieder öffnete, diesmal wirklich um etwas zu sagen.

"Und du erzählst mir hier wirklich keinen Mist?"
Ich schüttelte schlicht und ergreifend den Kopf.

"Also du sagst mir, dass dieser grünaugige Lockenkopf" - Vivien stand auf, wechselte beim Videochat auf die Frontkamera und ging auf ein Poster zu, das an ihrer Wand hing - "dein Harry ist?!"

Ich musste schlucken. Das Poster zeigte Louis, Niall, Liam und Harry, wie sie scheinbar miteinander rumalberten. So, wie ich sie kennengelernt hatte, fröhlich und vielleicht ein bisschen drüber. 
Ich ertappte mich bei dem Gedanken, dass ich mir wünschte, Harry möge jetzt gerade nicht einmal ansatzweise so breit grinsen, wie auf dem Foto, denn es tat echt weh, ihn mir glücklich ohne mich vorzustellen.

"Ja, ich meine das komplett ernst. Das ist der Typ, den ich auf der Straße mit Kaffee begossen, danach kennengelernt und in den ich mich wohl oder übel verl..."
Ich konnte nicht verhindern, dass meine Stimme brach.

Vivien sah mich noch eine Sekunde besorgt an, dann sagte sie in einem Tonfall:
"Ich hole jetzt Mama."

London Love ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt