r i p t i d e - v a n c e j o y
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''Es ist nichts, versprochen. Ab jetzt widme ich meine Aufmerksamkeit voll und ganz dir. Apropos, was wollen wir als erstes machen?''
Vivien sah mich noch für eine Sekunde argwöhnisch an, dann ließ sie es zum Glück auf sich beruhen.''Naja, also ich würde gerne erstmal meine Tasche bei dir in die Wohnung bringen, duschen und mich umziehen. Danach könntest du mir doch ein paar deiner Lieblingsplätze der City zeigen, oder?''
''Klar, was immer du willst. Das hier ist deine Reise.''
Als Dankeschön für meine netten Worte kassierte ich prompt einen Knutscher auf meiner Wange.Im Nachhinein bereute ich es ein wenig, ihr nichts gesagt zu haben. Es hätte bestimmt geholfen, mir mal alles von der Seele zu reden. Und trotzdem, auch wenn das vielleicht ein bisschen bescheuert war, wollte ich meine kleine Schwester nicht direkt in der Sekunde, wo sie ankam, mit meinen Problemen belasten. Vielleicht würde ich es ihr ja noch erzählen.
Eine ganze Weile später, nachdem ich Vivien einen ausgiebigen Rundgang durch meine Wohnung gegeben hatte und sie eine ebenso ausgiebige Dusche genommen hatte, schlenderten wir gemeinsam an der Themse entlang. Mittlerweile waren die dunklen Regenwolken von der Sonne verdrängt worden, die den Oktober noch einmal ganz schön aufheizte.
Und obwohl man eigentlich meinen sollte, das London eine große Stadt mit verdammt vielen Menschen ist, entdeckte ich mitten zwischen all den Menschen, die uns so gesammelt entgegen kamen, meinen Arbeitskollegen Adam.
Im ersten Moment war ich mir nicht ganz sicher, ob ich herübergehen sollte um ihm Hallo zu sagen, aber diese Gedanken erledigten sich in dem Moment, in dem Adam mich ebenfalls entdeckte.
Er schien nicht so lange nachzudenken wie ich, denn er winkte mir kurz schüchtern zu und steuerte dann zielstrebig zu mir und Vivien. Es dauerte keine Minute, dann hatte er sich durch die Menschenmenge gekämpft und stand breit lächelnd bei uns.
"Hey Rebecca, how nice to see you here! And who are you?"
Jetzt richtete er seine Aufmerksamkeit auf Vivien, die natürlich sofort umswitchte und das charismatische Mädchen heraushängen ließ. Das konnte sie verdammt gut."Hey, I'm Vivien, her sister. Very pleased to meet you. And you are?"
Natürlich, Viviens Neugier war in diesem Falle auch nicht zu bremsen. Zum Glück bekam der arme Adam nicht mit, dass sie mir mehrfach vielsagende Blicke zuwarf."Hi Vivien, I'm Adam", doch bevor er noch weiteres sagen konnte, unterbrach ich ihn, um meiner Schwester zu bedeuten, dass sie nicht noch mehr bohren sollte.
"He's one of my colleagues. I'm so sorry to do this, but we have an important appointment. I'll see you at work tomorrow, right?"
Vermutlich sah es etwas zu bemüht aus, als ich mir das dickste Grinsen, dass ich konnte, aufsetzte. Leider spielte Vivien aber nicht ganz so mit, wie ich es erwartet hatte."What appointment?"
Scheinbar hatte sie den Wink mit dem Zaunpfahl nicht mal ansatzweise verstanden. Als ich ihr jedoch möglichst unauffällig auf den Fuß trat, begriff sie es endlich."Ohhh, you mean the tour? Becca is right about that, we shouldn't run late. As I said, Adam, it was totally great to see you here, but we have to go now."
Plötzlich schien auch Vivien es eilig zu haben. Wenn sie einmal verstanden hatte, was ich von ihr wollte, war sie auch wirklich mit Körper und Seele bei meinem Plan. Selbst bei so einer Kleinigkeit wie dieser hier."Alright ladies, I'll see you around. Bye!"
Ein letztes Mal lächelte Adam mir zu, dann ging er. Allein wegen der Vermutung, dass er uns noch sehen könnte, machten auch Vivien und ich uns möglichst schnell auf in irgendeine Richtung, wo wir nicht mehr sein Sichtfeld kreuzten.Eiligen Schrittes liefen wir in die nächste Querstraße. Dort blieben wir stehen, holten beide erst einmal tief Luft, sahen uns dann an und begannen beide lauthals zu lachen.
"Sowas hab ich echt vermisst."
Der Unterton, der in Viviens Stimme mitschwang, nahm mir das Grinsen relativ schnell wieder aus dem Gesicht. Ich wusste ja, dass ich ihr fehlte, aber scheinbar noch mehr, als ich bis jetzt gedacht hatte.In diesem Moment kam ich einfach nicht drum herum, sie in den Arm zu nehmen. Ein paar Sekunden umarmten wir uns, dann lud ich sie spontan auf ein Getränk ihrer Wahl bei dem Starbucks um die Ecke ein.
Ich persönlich hielt ja nicht so super viel von riesigen Ketten wie Starbucks, aber da ich genau wusste, wie sehr meine Schwester sie mochte, tat ich ihr den Gefallen. Und ehrlich, wer kann schon zu einem Latte Macchiato nein sagen, egal wo er herkommt? Ich jedenfalls nicht.
Als wir eine Viertelstunde später auf einem der Sofas saßen, dauerte es nicht lange, bis Vivien das Gespräch nochmal auf Adam lenkte.
"Mal ehrlich, was hattest du eigentlich gegen diesen Adam-Typen von eben? Der schien doch ganz nett zu sein. Gut ausgesehen hat er auf jeden Fall."
Sie schlürfte ihren Caramel Light Frappuccino und versuchte dabei möglichst unschuldig auszusehen."Ich hab nichts gegen ihn, Adam ist auch wirklich total nett und alles. Aber..."
Ich seufzte. Zwar war ich mir immer noch nicht so ganz sicher, ob es richtig war, ihr von Harry zu erzählen, aber ich kam ja jetzt mehr oder weniger nicht mehr drum herum."Aber was?"
Fragend zog Vivien ihre Augenbrauen hoch."Aber ich habe schon jemanden kennengelernt. Deswegen bin ich momentan nicht auf der Suche."
Todernst starrte ich Vivien in ihre Augen und wartete auf eine Reaktion. Vergeblich. Sie blinzelte nicht einmal. Irgendwann kam aber doch noch etwas."Oh."
Das war jetzt nicht ganz das, womit ich gerechnet hatte. Ehrlich gesagt, hatte ich etwas deutlich anderes erwartet. Mehr von ihrer typischen Neugier."Oh? Mehr fällt dir nicht dazu ein?"
Ihr Verhalten verwirrte mich ziemlich."Was soll mir denn da noch großartig einfallen? Du hast einen Freund, ist doch schön für dich."
Langsam witterte ich, woher der Wind wehte. Kurzentschlossen nahm ich ihre Hand, die neben mir auf dem Sofa lag.
"Süße, komm schon. Denny war ein Arschloch, das weißt du. Du findest schon noch jemanden, der dich so behandelt, wie du es verdienst, okay?"
In diesem Moment drehte sie sich zu mir um, sah mich für eine Sekunde fassungslos an, dann fing sie an zu lachen. Aber es war kein frohes Lachen, ich konnte in ihren Augen sehen, dass sie verletzt war.
"Du glaubst echt darum geht's mir? Wow. Ich dachte, du kennst mich besser."
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London Love ✔
FanfictionRebecca, geboren in Deutschland, lebt jetzt in London. Sie ist das typische Mädchen von nebenan, liebt Deko, würde für Kaffee sterben, arbeitet in einer Anwaltskanzlei und hält nichts von Popmusik. Harry, Mitglied einer der berühmtesten Boybands all...