make this right

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m a g n e t i s e d  -   t o m   o d e l l
(a c o u s t i c   v e r s i o n)

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Wie schaffte er es bloß, solche passenden Worte zu finden, während mein Kopf wie leergefegt war und mein Körper immer noch wie leblos war?
Aber auch wenn er die perfektesten Worte fand, die es gab, das änderte nichts an dem, was passiert war. Er hatte mich belogen.

"Harry, I'm... I don't know. I think we should take a break. I need to think about this."
Mit diesen Worten stand ich auf. Ich hatte das Gefühl, ich könnte es nicht noch länger alleine mit ihm aushalten. Nicht noch eine Minute, in der ich mit seinen Entschuldigungen und gleichzeitig seinen Erwartungen an mich alleine war.

Denn, auch wenn er es niemals zugeben würde, er erwartete, dass ich ihm verzeihen würde.
Warum denn auch nicht? Das große Geheimnis, das er mir vorenthalten hatte, war ja nicht etwa, dass er der Mörder meiner Großmutter war.
Er war ein vermutlich weltbekannter Multimillionär mit einer Engelsstimme. Das war ja nicht das worst-case-Szenario.

So könnte man zumindest denken.
Aber mir war egal, mit was genau er mich belogen hatte. Es ging mir schlicht und ergreifend darum, dass er mich bei einem der wichtigsten Aspekte in seinem Leben wissentlich und mit voller Absicht angelogen hatte. Mein Vertrauen missbraucht hatte.
Das wurde mir mit jeder Sekunde klarer, die ich in seiner Anwesenheit verbrachte.

Ich war fast bei der Tür, als ich spürte, wie er wieder meine Hand nahm.
Ich drehte mich zu ihm um und hoffte, dass er es mir nicht noch schwerer machen würde.

"Please, Becca. You have to let me make this right."
Ich konnte ihm ansehen, dass er ehrlich verzweifelt war.
Da ich aber nicht das Gefühl hatte, ich wäre ihm eine Antwort schuldig, löste ich meiner Hand aus seiner und setzte meinen Gang zur Tür fort.

"Are you really going to leave without asking the question you've been dying to ask me?", war der Satz der mich wie automatisch stehen bleiben ließ.
Er hatte Recht. Eine Frage brannte mir noch auf der Zunge. Warum sollte ich diese Gelegenheit nicht nutzen, sie loszuwerden?

"Were you ever going to tell me?", fragte ich ihn und konnte selber hören, wie kratzig meine Stimme klang.
Und obwohl ich es mir eigentlich nicht erlauben wollte, ein wenig Hoffnung breitete sich in meiner Magengegend aus. Vielleicht hatte er ja schon einen festen Plan gehabt, es mir zu erzählen, zu erklären.

Ich weiß nicht, inwieweit es das besser gemacht hätte, trotzdem würde der Gedanke mich beruhigen.
Statt meine Hoffnungen aber zu erfüllen, war diesmal er es, der seinen Blick auf den Boden richtete, um meinem zu entgehen.

Das war für mich Antwort genug.
Ich verließ endgültig den Raum.

Ich weinte nicht, sondern fühlte mich einfach taub.
Unbewusst lief ich wieder zu dem Raum, in dem das Meet'n'Greet gewesen war und wo Megan wohl auch immer noch zu finden sein würde.

Ohne weiter nachzudenken riss ich die Tür auf und zog damit natürlich die Blicke aller anwesenden Personen wie automatisch auf mich.
Das war genau das, was ich eigentlich nicht gewollt hatte, aber jetzt konnte ich schlecht etwas daran ändern.

Bevor ich noch weiter wie ein Vollidiot regungslos in der Tür stand, krächzte ich ein leises:
"Megan, can we leave?"

Sie nickte, verabschiedete sich kurz und knapp von Niall, Liam und Louis und war dann auch schon bei mir.
Auch ich nickte den drei Jungs zum Abschied kurz zu, aber zu mehr war ich einfach nicht in der Verfassung.

Der Rückweg war in meiner Erinnerung komplett verschwommen.
Nicht, weil ich dauerhaft am Weinen war oder so etwas, sondern einfach weil ich wie weggetreten war. Ich konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen, sondern ließ alles an mir vorbeiziehen, ohne mich auf irgendetwas auch nur ansatzweise zu konzentrieren.

Anfangs versuchte Megan noch Details über das Gespräch oder generell irgendwelche Informationen zu mir und Harry aus mir herauszubekommen, aber irgendwann merkte sie, dass jeglicher Aufwand für den Moment vergebens war.

Megan brachte mich in meine Wohnung und kochte mir dort erstmal einen Tee.
Seit Harry sich um mich gekümmert hatte, als ich krank gewesen war, trank ich viel mehr Tee.
Mein Gehirn nutzte wirklich erbarmungslos jedes Szenario, um es mit Harry zu verbinden.

Nach einer ganzen Weile, in der Megan neben mir auf dem Sofa saß und sich irgendeine britische Talkshow ansah, die ich nicht beachtete, fing ich langsam an, aus meiner Starre zu erwachen.

Ich stellte meine Teetasse auf den Couchtisch und stand auf, um auf dem Balkon ein bisschen frische Luft zu bekommen.
Megan ließ mich alleine gehen und dafür war ich ihr dankbar. Ich brauchte ein wenig Luft zum Atmen.

Es war ziemlich kalt, in der Luft zeigten sich deutlich kleine Atemwölkchen, aber das war genau richtig. So wurde ich immerhin wieder richtig klar im Kopf.
Ich mummelte mich in die Decke, die ich mit nach draußen genommen hatte und ließ mich auf der Palettenbank am Rand meines Balkons nieder.

Dort zog ich zum ersten Mal seit dem Konzert mein Handy aus der Hosentasche.
Wie erwartet hatte ich ein paar Nachrichten von Harry.

Ohne sie durchzulesen archivierte ich unseren Chat.
Ich wollte erst einmal nicht von seinen kalkulierten Worten irritiert werden, ich brauchte Zeit zum Nachdenken.

Ich saß so lange draußen, bis meine Zehen langsam aber sicher taub wurden.
Das nahm ich als Signal, um wieder nach drinnen zu gehen.
Ich entdeckte Megan auf der Couch, die sich hingelegt hatte und wohl eingeschlafen war.

Ich legte ihr die Decke über, die ich bis eben noch mit auf dem Balkon gehabt hatte und machte mich selber dann auch fertig zum Schlafen.

Überraschenderweise dauerte es nicht lang, bis ich einschlief. Dafür waren aber meine Träume umso qualvoller.

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